ADB:Adolf von Egmond

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Artikel „Adolf von Egmond“ von Joseph Albert Alberdingk Thijm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 102–103, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Adolf_von_Egmond&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 22:29 Uhr UTC)
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Adolf: Herzog von Geldern, Sohn Arnolds und der Katharina von Cleve, geb. 1438. Die erste Erziehung des begabten und feurigen Knaben leitete seine ältere Schwester Marie. Der von ihr gelegte gute Grund ward aber nach ihrer Vermählung mit König Karl von Schottland im J. 1450 durch den üblen Einfluß seiner herrschsüchtigen Mutter wieder zerstört. Denn diese, welche, mit ihrem schwachen Gemahl in schlechtem Verhältniß lebte, verhetzte und verbitterte den Sohn planmäßig gegen seinen Vater, den sie in seiner Gegenwart auf alle Weise herabzusetzen wußte, sei es um seiner Regierung, seiner Schwächen oder seiner unköniglichen Geburt willen. Auch im geldern’schen Lande gab es eine Partei, welche, unzufrieden mit Arnolds kraftlosem Regiment, die Regierung gerne auf den jungen A. übertragen gesehen hätte. An der Spitze der Mißvergnügten stand Nymwegen, die mächtigste unter den Städten. Auf diese Zwiste blickte Herzog Philipp von Burgund, Katharina’s Oheim, mit Genugthuung: sie konnten ihm zur Handhabe werden, ein wichtiges Ziel seines politischen Ehrgeizes, die Unterwerfung Gelderns unter Burgund, zu erreichen. Bald bot sich eine Gelegenheit zur Einmischung. Philipp hatte 1456 Deventer belagert und eingenommen und lag noch vor der Stadt; da erschien Katharina, die mit A. das Schloß des Gemahls heimlich verlassen hatte, vor ihm, um seine Hülfe zur Entfernung Arnolds von der Regierung nachzusuchen; sie ward dabei von der Stadt Nymwegen unterstützt. Philipp zeigte sich sehr bereit ihre Wünsche zu fördern; die infolge dessen ausgebrochenen Unruhen im Lande führten aber doch nur zu einem Vertrage (13. Oct. 1459), in welchem Arnold dem Sohne Stadt und Gebiet Nymwegen zur standesgemäßen Ausstattung abtrat. Hier wohnte hinfort A., während Arnold zu Grave Hof hielt. Damit schien der Friede hergestellt; aber Hader und Unruhe gährten fort im ganzen Lande. 1463 ließ A. zwei Boten des Vaters an die Stadt Arnhem, deren Werbung er gegen seine Sicherheit gerichtet glauben mochte, niederwerfen und tödten. Anstatt sich der Ladung des Vaters gemäß zur Verantwortung zu stellen, begab er sich an Philipps Hof und machte von dort einen Kreuzzug mit, von dem er als Johanniter zurückkehrte. Philipp ertheilte ihm das goldene Vließ und die Hand seiner Nichte Katharina von Bourbon, deren Schwester Isabella Karls von Charolois erste Gemahlin gewesen war. Zugleich ward dann aber eine Versöhnung mit dem Vater bewirkt. A. brachte auch die Wiedervereinigung seiner Mutter mit dem Gatten zu Wege. Er pflegte fortan beim Vater in Grave zu leben. Dem Frieden aber machte eine schnöde Gewaltthat ein Ende mit Schrecken. Zur Weihnachtszeit 1464 war die ganze Familie zu [103] fröhlichen Festen in Grave vereinigt. Bei diesem Anlaß nahm A. in der Nacht vom 9. Jan. 1465 mit Hülfe einer ins Schloß während des Tanzes eingelassenen Schaar von Nymwegern den Vater nebst dem jungen Grafen Friedrich von Egmond und einigen Rittern gefangen. Der Alte, aus dem Bett gerissen und nur halb angekleidet über das Eis fortgeschleppt, ward nach Büren in Verwahrsam gebracht. Fast das ganze Land, Roermond ausgenommen, ließ sich jetzt bereit finden, A. zu huldigen. Er sollte aber die Früchte seiner Missethat nicht in Ruhe genießen. Denn sein Oheim Johann von Cleve verband sich mit Arnolds Bruder dem Grafen Wilhelm v. Egmond und mit Friedrichs v. Egmond Schwiegervater Gerhard von Culemborg zur Befreiung der Gefangenen. Ein Krieg der wildesten Art verwüstete mehrere Jahre hindurch die beiderseitigen Lande. Die Unthaten von Adolfs Banden waren so arg, daß selbst Philipp von Burgund einschritt und 45 der wildesten Gesellen hängen ließ. Aber weder seine Vermittelung noch selbst ein zweimal geschlossener, gleich wieder von A. gebrochener Vertrag führte zum Frieden. Als auch ein Schreiben, in dem Papst Paul III. nach dem Tode Philipps von Burgund A. die Freilassung des Vaters gebot, ohne Folgen blieb, riefen Papst und Kaiser die Vermittelung Karls von Burgund an. 1471 entbot dieser A. nach Hesdin und zwang ihn, den Vater in Freiheit setzen und herbeiholen zu lassen. Zwar als jetzt eine Versöhnung zwischen Vater und Sohn verhandelt werden sollte, suchte sich A. derselben durch die Flucht zu entziehen. Er ward aber ergriffen, nach Kortryk gebracht und 1473 durch das Capitel des goldenen Vließes zu lebenslänglichem Gefängniß verurtheilt. Die Regierung Gelderns übernahm jetzt Arnold wieder, konnte sich aber in den meisten Städten nicht behaupten. Als er, sehr gelegen für die Pläne Karls von Burgund, schon 23. Febr. 1473 starb, vereinigte dieser Geldern nun ganz mit Burgund. Dem Lande mißhagte jedoch die burgundische Herrschaft. Sobald daher Karl bei Nancy 1477 gefallen war, rief man in Geldern den gefangenen A. aufs neue zum Herzog aus. In der That befreiten diesen die Flamänder aus seinem Gefängniß in Kortryk, wofür er sie zunächst auf einem Zuge gegen die Franzosen vor Doornik anführte. Er sollte aber sein Land doch nicht wieder sehen; denn bei einem Ausfalle der Franzosen aus Doornik fand er 22. Juli 1477 den Tod. Er hinterließ von seiner 1469 gestorbenen Gemahlin einen Sohn, Karl (s. d.), und eine Tochter, Philippine, später die Gemahlin René’s von Lothringen.

Vgl. die in v. Aa, Biogr. Woordenb. aufgef. Quellen.