ADB:Amalafrida

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Artikel „Amalafrida“ von Felix Dahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 761–762, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Amalafrida&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 14:37 Uhr UTC)
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Amalafrida, Schwester Theoderich’s des Großen, wurde von diesem, gemäß seinem Trachten, durch Verschwägerungen die germanischen Königsgeschlechter sich näher zu bringen, als Wittwe mit dem (gleichfalls verwittweten) König der Vandalen in Afrika, Thrasamund (a. 496–523), dem glänzendsten Herrscher dieses Volkes nach dem gewaltigen Geiserich, vermählt (vor a. 510): die engste Verbindung der beiden germanischen Staaten gemein-gothischen Stammes, zumal gegenüber dem gemeinschaftlichen Feinde, Byzanz – war die einzig richtige Staatskunst für beide. Theoderich gab der Schwester ein Ehrengeleit von 1000 (?) vornehmen seines Dienstadels und diesen 3000 gemeinfreie Krieger zur Bedienung mit und schenkte ihr als Mitgift das für die Vandalen wegen seiner strategischen Bedeutung wichtige Vorgebirge Siciliens, Lilybaeum; die Byzantiner wollten daher die der Braut persönlich zugewendete Schenkung nach deren Tod nicht als Zubehör des Vandalenreiches gelten lassen; ein auf die Abgrenzung bezüglicher Gedenkstein mit der Inschrift „finis inter Vandalos et Gotos“, ist erhalten. Nach Thrasamunds Tod (a. 523) führte der Nachfolger Hilderich (a. 523–530) einen schroffen höchst verderblichen Umschlag in dem Verhältniß des Reiches zu den Ostgothen und zu Byzanz herbei. Unter allen Germanenstaaten der Zeit am zwingendsten aufeinander angewiesen waren Vandalen und Ostgothen: ihnen drohte die nächste Gefahr von Byzanz; sie konnten am leichtesten zur Abwehr sich unterstützen, ihre Streitmittel zu See und Land ergänzen. Wie viel schwieriger würde sich Belisar’s Unternehmen gegen die Vandalen gestaltet haben, hätten diesen die mächtigen und nahen Gothen von Italien aus Hülfe geleistet, was bei Erhaltung der von Thrasamund (s. A. D. B. XXXVIII, 134) gepflegten Freundschaft sicher geschehen wäre. Statt dessen wurde das gothische Sicilien der Hauptstützpunkt für den Angriff auf Afrika und förderte Flotte und Reiterei der Byzantiner so wesentlich, daß die Gothen behaupten konnten, nichts so kräftig wie ihre Hülfe habe den Sieg Belisar’s herbeigeführt. Den Bruch mit den Gothen verschuldete Hilderich oder ließ ihn doch geschehen. Er beschuldigte A. gefährlicher Umtriebe gegen König und Reich der Vandalen – etwa Unterwerfung durch die Ostgothen? – und veranlaßte sie so, Schutz bei den Feinden und Nachbarn der Vandalen, den freien Berbern („Maurusier“, sagen die Quellen) zu suchen. Aber bei Kapsa kam es zu einem Gefecht (wol zwischen den verfolgenden Tausendschaften Hilderich’s mit Amalafrida’s begleitenden Gothen (und jenen Berbern?); die Schwester des großen Theoderich ward gefangen und starb im Kerker, wahrscheinlich ermordet. Ihre [762] Gothen wurden erschlagen. Ihr Bruder (gest. a. 526) konnte damals bei der sein reich bedrohenden Gährung im Innern einen Rachezug nach Afrika nicht wagen, noch viel weniger sein Nachfolger, der Knabe Athalarich und dessen Mutter, die Regentin Amalaswintha. Doch unterstützte nun die Regierung zu Ravenna in jeder Weise den Feldzug Belisar’s, indem sie ihm Sicilien und dessen reiche Mittel zur Verfügung stellte.

Quellen und Litteratur: Dahn, Die Könige der Germanen II. München 1862. S. 161, 164; – Urgeschichte der germanischen und romanischen Völker, I, Berlin 1898, S. 177–180, 244.