ADB:Böhner, Ludwig

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Artikel „Böhner, Johann Louis“ von August Beck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 82–83, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:B%C3%B6hner,_Ludwig&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 07:41 Uhr UTC)
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Böhner: Johann Louis B., geb. 8. Jan. 1787 zu Töttelstädt im Gothaischen, † 28. März 1860 zu Gotha, wurde zuerst von seinem Vater, welcher Cantor und Organist zu Töttelstädt war, unterrichtet, ging dann zu seiner weiteren Ausbildung auf das Gymnasium zu Erfurt, machte aber auch hier die Musik zu seinem Hauptstudium, und wurde von dem Organisten Kluge im Orgelspiel und von dem Concertmeister Fischer in der Harmonielehre und im Fingersatze unterrichtet. Bei Spohr in Gotha wurde ihm die letzte Ausbildung in der Musik zu Theil, während er Unterricht im Clavierspielen ertheilte und sich im Componiren übte. Von Gotha ging B. im J. 1808 nach Jena, wo Goethe und Falk seinen Plan, sich ganz der Musik zu widmen, billigten. Seit dem J. 1810 unternahm er Kunstreisen, wobei er von dem Herzoge August von Sachsen-Gotha und Altenburg unterstützt wurde. Auf diesen Reisen kam er bis nach Schweden und bis in die Schweiz, und erntete überall durch seine Concerte den ungetheiltesten Beifall. Hierauf ließ er sich in Nürnberg nieder und blieb da 5 Jahre, die er zu den glücklichsten seines Lebens zählen durfte, und in denen seine besten Compositionen entstanden, so drei Clavierconcerte, mehrere Instrumentalstücke und seine Oper „Der Dreiherrenstein“, von welcher letztern aber nur die Ouverture gedruckt erschienen ist (bei Breitkopf in Leipzig). Die Oper ist niemals zur Aufführung gekommen. In dieser Zeit gehörten seine Orgelconcerte zu den berühmtesten und sein Name wurde überall wo er auftrat mit Ruhm genannt. So in Mannheim, Heidelberg, Darmstadt, Frankfurt und Hamburg. Im J. 1820 kehrte er nach seinem Geburtsorte Töttelstädt zurück und führte von da ab ein sehr unstetes Leben. Er ergab sich dem Trunke, besuchte die gemeinsten Dorfschenken und Wirthshäuser, ging hausiren mit seinen eigenen Werken, indem er sich dafür die Exemplare von dem Verleger erbettelte, sammelte (gleich zahlende) Abonnenten auf Werke, welche niemals gedruckt wurden, bis er ganz zum Vagabonden herabsank, der um ein Abendessen in den [83] Wirthshäusern musicirte. Selbst während dieser tiefsten Verkommenheit behielt seine freie Phantasie noch immer etwas stilvolles in der Form und wie seine Compositionen überhaupt einen volksthümlich gefälligen Charakter. An ernster Genialität hat es ihm stets gefehlt. Die Bewunderung, welche die Zeitgenossen seiner Jugend ihm zollten, beruhte nur darauf, daß er das, was eben damals als modern und allgemein faßlich beliebt war, mühelos schuf und dabei eine damals sonst schon im Abnehmen begriffene Virtuosität des Phantasirens in canonischen Formen besaß. – Er pflegte Weber schuldzugeben, daß dieser die Melodie des Jungfernkranzes im Freischütz aus seinem D-dur-Concert gestohlen habe. Wenn behauptet worden ist, B. habe dem Hoffmann ein Motiv zum Kreisler gegeben, dem er allerdings nach der Schattenseite hin ähnelte, so widerlegt sich das schon durch die Zeit und die bekannte Entstehungsgeschichte Kreisler’s. Ein Verzeichnis seiner Werke hat B. selbst geliefert, abgedruckt in der Kleinen Musik-Zeitung (Hamburg bei Schubert u. Co.) 1846, Nr. 39 ff.

Vgl. Mendel, Musik. Conversationslex.