ADB:Berthold von Buchegg

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Artikel „Bertold von Buchegg“ von Ludwig Spach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 529–531, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Berthold_von_Buchegg&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 04:23 Uhr UTC)
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Bertold von Buchegg oder Bucheck, Bischof von Straßburg (von 1328–1353) stammt aus einer deutschburgundischen Familie; sein Vater, Heinrich von Buchegg, war Landgraf im cisjuranischen Burgund; er selber Deutschordensrichter, dann Bischof von Speier, bis die Majorität des Domcapitels von Straßburg ihn nach Johann von Dirpheim’s Tod in die Hauptstadt des Elsaßes berief. Nach der Aussage seiner Zeitgenossen war B. ein tapferer und schöner Mann und ein begabter Redner. Den Domcapitularen, die für ihn gegen Gebhard von Freiburg gestimmt, schuldete er 18000 Mark Silbers; dieser Umstand nöthigte ihn, gleich am Beginn seiner Verwaltung das Bisthum zu besteuern. Als ihn die Domherren deshalb zur Rede stellten, übergoß er sie mit der Lauge seines Spottes und drohte, die für die Wahl an jeden ausgegebenen Gelder zu bezeichnen. Man bat ihn dringend, sich dieser Anzeige zu enthalten. Zur Beisteuer wurden die Juden gepreßt, unter dem Vorwand, sie für ihren Wucher zu bestrafen. Fast gleichzeitig mit der Bischofswahl hatte in der Verfassung der Stadt eine radicale Umwälzung stattgefunden. Die Schlacht von Hausbergen (1262), welche die Straßburger gegen Bischof Walther von Geroldseck gewonnen, war in Vergessenheit gerathen; der Adel behandelte die Bürgerlichen, wie in früheren Jahrhunderten, mit Geringschätzung und ließ sich auf keine Bezahlung seiner Schulden ein. Als nun, am 20. Mai 1332, im Ochsensteinischen Hofe (dem jetzigen Stadthause) sich ein blutiger Streit zwischen den adeligen Familien Zorn und Müllenheim entspann, ergriff man diese erwünschte Gelegenheit, um dem Rathe Stadtsiegel, Stadtbanner und Thorschlüssel abzufordern. Der eingeschüchterte Rath willigte in Alles; die Verwaltung ging in die Hände eines neugewählten, in der Mehrzahl aus Bürgerlichen bestehenden Rathes über; ein [530] bürgerlicher Ammeister trat an die Spitze. Nach eingeleiteter gerichtlicher Untersuchung wurden mehrere Mitglieder des Adels verbannt; das Haus des Stadtmeisters Johannes Sicke, der am Streit der berüchtigten Mainacht Theil genommen, wurde niedergerissen. Diesem gewaltsamen Verfahren widersetzte sich Bischof B. keineswegs; er benutzte vielmehr die kriegerische Stimmung der Stadt, um vor die Burg Schwanau, sechs Stunden südlich von Straßburg, zu ziehen. Dort hauste Walther von Tübingen, Herr zu Geroldseck, Erstein und Schüttern, beherrschte den Rhein, plünderte die vorbeifahrenden Schiffe und sperrte die zum Loskauf unfähige Mannschaft ins Burgverließ. Das Raubschloß, mitten in einem Moore gelegen, ward von den Bischöflichen und den Straßburgern eingenommen. Der Burgherr entkam; die Besatzung büßte an dem Galgen.

Von Kaiser Ludwig dem Baier weigerte sich Bischof B. seine Lehen zu empfangen; er sollte diese Widersetzlichkeit schwer bezahlen. Nach dem Absterben des Dompropstes Gebhard von Freiburg († 1337) fand eine Doppelwahl statt: Johann von Lichtenberg und Ulrich von Sigenowe, ein Neffe des Bischofs, behaupteten jeder seine Stellung. Da nun zwei Jahre zuvor der Bischof gegen die Mißbräuche in der kirchlichen Disciplin eingeschritten war und auf die geistliche Weihe bei jeder Belehnung mit einer priesterlichen Pfründe drang, hatte sich eine Partei von Mißvergnügten gebildet, die jetzt in Johann von Lichtenberg und dem Domcustos Konrad von Kirkel bereitwillige Führer fand. Der Bischof wurde in der Abtei von Haslach nächtlicherweise überfallen, auf die Burg Kirkel im Westrich gebracht und dort vier Monate lang in Haft gehalten, bis er durch kostspieligen Vergleich seine Gegner befriedigte. Allein Papst Benedict XII. erklärte den vom Bischof erzwungenen Eid für null und nichtig und entkleidete die feindlichen Domherren ihrer Würde. Ludwig der Baier dagegen hielt an dem Wortlaut des Vertrages von Kirkel; die elsässischen Reichsstädte mit Straßburg erklärten sich gegen den Bischof. Erst zwei Jahre später (1339) kam es zu einem in Speier abgeschlossenen Vergleiche: das bischöfliche Siegel wurde dem B. wieder zurückgegeben; die streitenden Würdenträger blieben im Amte oder wurden mit Geld abgefunden.

Der 1349 auch Straßburg verheerende schwarze Tod, d. h. die Pest, veranlaßte daselbst eine neue Umwälzung und eine grausame Judenverfolgung. 2000 Israeliten, der Brunnenvergiftung angeklagt, starben den Märtyrertod auf dem Scheiterhaufen; die Schuldbriefe wurden vernichtet, das Vermögen der Hingerichteten confiscirt. Der Bischof hatte sich dem Autodafé nicht widersetzt, und auch dem Unwesen der „Geißler“ ließ die Geistlichkeit eine Zeit lang freien Lauf. Durch freiwillige Kasteiung glaubten die Wahnsinnigen den schwarzen Tod zu beschwören, der allein in Straßburg 16000 Einwohner, den dritten Theil der Bevölkerung, hinwegraffte. Der Bischof hatte schon elf Jahre vorher die Juden seine Ungunst fühlen lassen, indem er sie aus Ruffach auswies; auch dort starben einige den Feuertod. – Aber für das Gedeihen des Bisthums hatte er mitten unter diesen unruhigen Auftritten immer mit Eifer gesorgt, Börsch und Dambach mit Mauern umgeben; die vom Stift abhängigen Lehen vereinigte er mit Guemar und löste Offenburg, Gengenbach, Ortenberg, welche dem Markgrafen von Baden verpfändet waren, mit 44000 Gulden ein. Für die Klöster und ihre Wohlfahrt verwandte er sich fortwährend bei dem Reichsoberhaupt. – Als Karl IV. im J. 1353 das Elsaß bereiste, ermangelte er nicht, den schon krank darnieder liegenden B. in Molsheim zu besuchen. – Nach 25jähriger Führung seines Amtes hatte sich der müde Bischof bewogen gefühlt, seinen ehemaligen Widersacher, den Domsänger Johannes von Lichtenberg, als Coadjutor zu berufen. Er starb 24. November 1353 und wurde in der von ihm erbauten Katharinencapelle des Straßburger Münsters beigesetzt.

[531] Vgl. Herzog, Elsäßische Chronik 4. S. 94 ff. – Wimpheling, Catalog. episc. Arg. p. 83 ss. – Iselin ad vocem B. v. B. – Strobel, II. S. 177 ff. – Louis Spach, Histoire de la basse Alsace p. 100 ss.