ADB:Bischoff, Theodor von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Bischoff, Theodor Ludwig Wilhelm“ von Robert Ritter von Töply in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 570, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bischoff,_Theodor_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 09:38 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 46 (1902), S. 570 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Theodor von Bischoff in der Wikipedia
Theodor von Bischoff in Wikidata
GND-Nummer 116195185
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|46|570|570|Bischoff, Theodor Ludwig Wilhelm|Robert Ritter von Töply|ADB:Bischoff, Theodor von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116195185}}    

Bischoff: Theodor Ludwig Wilhelm B., geboren am 28. October 1807 zu Hannover, † am 5. December 1882 in München, zählt durch seine Sonderabhandlungen über die Entwicklung des Eies sowie die Gestalt und das Gewicht des Gehirns zu den hervorragendsten deutschen Anatomen des 19. Jahrhunderts. Der Trieb zu wissenschaftlicher Bethätigung war ihm angeboren. Sein Vater Christian Heinrich Ernst war Professor der Physiologie am medicinisch-chirurgischen Collegium zu Berlin, später der Pharmakologie und Staatsarzneikunde in Bonn, als Verfasser einer umfangreichen Lehre von den chemischen Heilmitteln, im Bann der Schelling’schen Naturphilosophie befangen (geb. 1781, † 1861). Der Sohn studirte in Bonn, Heidelberg, Berlin, wurde rasch hinter einander Dr. phil. (1829), Dr. med. (1832), Privatdocent in Bonn (1834), dann Professor (1836 a. o., 1843 o.) der Anatomie und Physiologie in Heidelberg. 1843–1854 wirkte er als ord. Professor der Anatomie und (seit 1844) der Physiologie in Gießen, 1854–1878 als Vertreter derselben Fächer in München. Seine wichtigsten wissenschaftlichen Arbeiten fallen in die Jahre 1834–1880. Sie zerfallen sowohl zeitlich als inhaltlich in drei Gruppen. Die des ersten Abschnitts bewegen sich auf dem Gebiete der physiologischen Chemie. Die wichtigste Leistung ist hier die Entdeckung der freien Kohlensäure und des Sauerstoffs im Blute (1837). Diese sowie einschlägige Arbeiten über den Stoffwechsel im Körper (1853) sind auf den innigen Verkehr mit Justus v. Liebig in Gießen zurückzuführen. Als Krönung des edlen Freundschaftsverhältnisses verfaßte B. eine Denkschrift über den Einfluß Liebig’s auf die Entwicklung der Physiologie (1874). Die noch in Bonn begonnenen und bis an das Ende seiner amtlichen Thätigkeit in München reichenden Abhandlungen entwicklungsgeschichtlichen Inhalts behandeln die Entwicklungsgeschichte der Säugethiere und des Menschen (1842), des Kanincheneies (1843), des Hundeeies (1846), des Meerschweinchens (1852), des Reheies (1854), die ersten Vorgänge der Befruchtung (1854), dann historisch-kritische Bemerkungen zu den neuesten Mittheilungen über die erste Entwicklung des Säugethiereies (1877). Der dritte Abschnitt war hauptsächlich Untersuchungen über die Gestalt, das Gewicht, das gegenseitige Verhältniß des Schädels und des Gehirns beim Menschen und den menschenähnlichen Affen gewidmet. Die reichhaltigsten Arbeiten dieses Gebiets sind die Abhandlung über die Schädel der menschenähnlichen Affen nebst 22 Steindrucktafeln mit naturgetreuen Abbildungen (Verlag der kgl. Akademie in München, 1867), dann die sorgfältige Arbeit über das Hirngewicht des Menschen. Ueberdies verfaßte er noch eine Reihe kleinerer Abhandlungen in verschiedenen Zeitschriften. Sie zeichnen sich sämmtlich, wie dies in der Anlage des Verfassers begründet war, durch besondere Gediegenheit aus. Mit großem Eifer widmete sich B. der Vervollständigung der ihm anvertrauten Sammlungen, dem Lehramt und der Ausgestaltung des Prüfungswesens. Die medicinische Prüfungsordnung für die drei bairischen Universitäten vom Jahre 1858, welche bis 1869 gültig war, hatte ihn zum Urheber. Aus dem regen, manchmal im Feuereifer für die Sache voreingenommenen Antheil an ärztlichen Standesfragen erklären sich seine kritischen Bemerkungen über das norddeutsche Reglement für die Prüfung der Aerzte vom 25. September 1869, die ziemlich gleichzeitige Schrift gegen das norddeutsche Gewerbegesetz (1871), dann die gegen das Studium und die Ausübung der Medicin durch Frauen (1872).