ADB:Buchner, August

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Artikel „Buchner, August“ von Ludwig Julius Fränkel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 327–328, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Buchner,_August&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 11:48 Uhr UTC)
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Buchner: August B., Publicist, wurde am 2. August 1848 zu Passau geboren und entstammte einer kernigen Soldatenfamilie, die den kräftigen und urwüchsigen niederbairischen Menschenschlag deutlich zum Ausdruck brachte. In körperlicher und geistiger Hinsicht wurde das sein schönstets Erbtheil, und den im Sturmjahre Geborenen gelüstete es schon früh nach Befriedigung seines Thatendrangs mit dem nervigen Arm. Nachdem er trotz aller Sehnsucht ins Freie das heimathliche Gymnasium, wo er mit dem wenig älteren Schulkameraden und ebenfalls Passauer Frz. J. Knab, seinem nachherigen Chef und Collegen am „Neuen Münchener Tagblatt“, treue Freundschaft schloß, absolvirt hatte, trat er, 18 Jahre, als Fähnrich ins bairische Heer ein und focht im 1866er Kriege beim unglücklichen unterfränkischen Feldzuge tapfer mit, was ihm das Patent eines Unterlieutenants eintrug. Danach trat er in die päpstliche Armee und wurde als Theilnehmer der siegreichen Abwehr der Garibaldi’schen Freischaaren (bei Mentana, 3. November 1867), von Pius IX. durch das Mentana-Kreuz ausgezeichnet. Im Sommer 1870 folgte der glühendpatriotische Mann wieder den bairischen Fahnen nach Frankreich, stand mit vor Sedan, Orleans und Paris im Feuer und erhielt das Verdienstkreuz für 1870/71; schließlich besaß er vier kriegerische Ehrenorden. Nach der Heimkehr vom französischen Kriege wandte sich B. der Journalistik zu, wozu ihn Kraft des Denkens, der Erfahrung, des Stils vorzüglich befähigten. Seine gründliche Kenntniß der öffentlichen Dinge und geschickte, scharfe Feder stand von Stund an – er war mit den Eltern nach der bairischen Hauptstadt übergesiedelt – im Dienste der volksthümlich katholischen Tagespresse Münchens. Anfangs war er bei verschiedenen Zeitungen beschäftigt, dann drei Jahre Redacteur des „Bayerischen Landboten“, endlich nach dreijähriger loserer Mitwirkung von 1887 an fester Mitredacteur des beliebtesten eigentlichen Localblattes des Kleinbürgerstandes, des „Neuen Münchener Tagblattes“. Hier leitete er Jahre hindurch verantwortlich die Rubrik Gemeindeangelegenheiten und hat über die „Aus dem Rathhause“ gebrachten Mittheilungen mit rücksichtsloser Offenheit, öfters bajuvarischer Derbheit vom Leder gezogen, auch sonst in lokalen und [328] mancherlei innerpolitischen Streitfragen entschieden das Wort ergriffen. Als überzeugter eifriger Sohn der römisch-katholischen Kirche mit ihr durch die Ehescheidung von seiner Gattin und die Heirath einer Protestantin bei Lebzeiten jener in einen, erst kurz vor dem Tode vorschriftsmäßig gesühnten Conflict gerathen, bekannte er sich, was die Redacteurstellung an der in Reichsdingen gut deutschen, im übrigen die „Centrumspartei“ unabhängig unterstützenden Zeitung nicht verbot, zu ausgesprochen nationalen, beinahe „alldeutschen“ Gesinnungen. Diese gipfelten in dem hauptsächlich von ihm ins Leben gerufenen Männergesangverein „Germania“ zu München in den achtziger Jahren, dessen eigenartige sinnvolle Verfassung Buchner’s Buch „Ewa“ umgrenzte. Als „Edeling“ Ziu dieser seiner ihm ans Herz gewachsenen „Markgenossenschaft“ knüpfte er mit vielen bedeutenden deutschen Männern und Frauen, so auch mit Bismarck, persönlich an. Allen deutschnationalen Unternehmungen und Veranstaltungen, die in München ins Werk gesetzt wurden oder von da ausgingen, lieh er seine publicistische, oft auch unmittelbare Förderung. So hielt er, ziemlich vereinzelt unter den süddeutschen katholischen Parteijournalistik, die Fahne der rastlosesten Hülfsvereinigung, des „Allgmeinen Deutschen Schulvereins“, so lange hoch, bis ihn die in Oesterreich 1898 entfachte „Los von Rom“-Bewegung mit seiner tief religiösen Anhänglichkeit an den angeborenen Glauben in Widerspruch und aus der unmittelbaren Verbindung mit den Schutzbestrebungen für die bedrängten Auslandsdeutschen brachte. dazu kam ein zweijähriges hartes Herzleiden, das am 28. Juni 1899 den Tod herbeiführte und den idealistischen Mann bös verbitterte und zu gepfefferten Preßausfällen auf seine politischen Hauptgegner, die Liberalen (bairischer Färbung), anstachelte. Letztere nannten ihn zwar in politischem Betracht wetterwendisch; doch blieb er gerade Lehren und Ansichten, die er einmal angenommen hatte, unerschütterlich treu und vertrat sie mit jeder Faser seines männlichen, von Freunden warm gerühmten Herzens. In den aufgeregten politischen und communalen Gegensätzen Münchens, und infolge der für das Land tonangebenden Zuspitzung der dortigen Verhältnisse auch in dem ruhelosen Kampfe zweier Weltanschauuungen im heutigen Baiern, hat B. keine führende, wohl aber eine sehr bemerkliche, offene und originelle Rolle gespielt. Ueber die litterarischen Anfängerarbeiten, die B. später gleichsam als Jugendsünden verwarf, läßt sich nichts Näheres ermitteln.

Notizen und Nachrufe in den Münchener Zeitungen vom 28.-30. Juni und 1. Juli 1899 (vgl. z. B. „München. Neuest. Nachr.“ Nr. 294 v. 29. Juni, S. 3), in erster Linie die im „Neuen München. Tagbl.“ Nr. 179, S. 9 (mit Bildniß) und Nr. 181/182, S. 4 f.; freundlichst hat dessen Chefredacteur Georg Frhr. v. d. Tann diese Nummern mir zugänglich gemacht und briefliche Zusätze gegeben.