ADB:Cerri, Cajetan

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Cerri, Cajetan“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 468–469, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cerri,_Cajetan&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 03:41 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Cerdonis, Matthäus
Nächster>>>
Chauvin, Franz von
Band 47 (1903), S. 468–469 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Juni 2015, suchen)
Cajetan Cerri in Wikidata
GND-Nummer 117649910
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|47|468|469|Cerri, Cajetan|Franz Brümmer|ADB:Cerri, Cajetan}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117649910}}    

Cerri: Cajetan C., Schriftsteller und Dichter, wurde am 26. März 1826 in Bagnolo bei Brescia geboren und war der Sohn des k. k. Districtscommissärs in Cremona. Mit 13 Jahren kam er nach Wien und fand hier Aufnahme im damaligen Stadtconvict. Die deutsche Sprache war ihm damals vollständig fremd; aber kaum hatte er einen Einblick in die deutsche Litteratur gewonnen, so trieb ihn der Ehrgeiz, Goethe’s „Werthers Leiden“ im Original selbst zu lesen und dieses Werk mit Foscolo’s stoff- und formverwandtem Buche „Le ultime lettere di Jacopo Ortis“ vergleichen zu können, zu einem energischen Studium des deutschen Idioms und zu einer Anwendung desselben in eigenen Gedichten an. Sein erstes deutsches Gedicht erschien im Winter 1845 in Bäuerle’s „Theaterzeitung“. Das Jahr 1847 verlebte C. in verschiedenen Städten Oberitaliens, in Venedig, Padua, Mailand und Cremona, und überall kam er mit vielen gelehrten Männern in persönliche Berührung. Zu Anfang des J. 1848 kehrte er nach Wien zurück, doch erfuhren seine juridischen Studien durch die Zeitereignise eine unliebsame Unterbrechung. Nach größeren Reisen trat er als überzähliger Praktikant bei der Amtsverwaltung Schotten, später als Candidat beim Ministerium für Landescultur und Bergwesen ein und übernahm zugleich die Stelle eines Professors der italienischen Sprache und Litteratur am Wiener Conservatorium. Um diese Zeit entfaltete C. auch eine umfassende litterarische und journalistische Thätigkeit. Er redigirte 1850–51 und 1855–56 die in Graz erscheinende Damenzeitung „Iris“ und 1854 das Feuilleton des „Corriere italiano“, gab „Politische Liebeslieder“ (1848), „An Hermine“ (ein Lied von der Unsterblichkeit nach A. Aleardi, 1849), „Glühende Liebe. Deutsche Lieder eines Italieners“ (1850), „An Fanny Elßler. Eine Apotheose nach G. Prati“ (1851), „Ispirazioni del cuore. Sonetti e poesie diverse“ (1854) und verschiedene Uebersetzungen [469] aus dem Italienischen heraus und schrieb 1852–56 in der „Leipziger Theaterchronik“ unter den Verhüllungen Dr. Veritas oder Bayard auf Laube’s Anregung die „Wiener Briefe über das Burgtheater“. Um die Mitte der 50er Jahre wurde C. Official beim Ministerium des Innern, später Hofsecretär im Ministerium des Aeußern und schließlich Sectionsrath in demselben. Aus der nun folgenden zweiten Periode der poetischen Thätigkeit Cerri’s stammen seine Sammlungen „Inneres Leben“ (1860), „Aus einsamer Stube“ (1864), „Gottlieb. Ein Stillleben“ (1871) und „Sturm und Rosenblatt. Dramatische Dichtung“ (1872), die einen großen Fortschritt gegen die früheren Dichtungen bekunden. „Das Wesen des der Fremde entsprossenen Poeten hatte sich abgeklärt; Ruhe und Stetigkeit, Objectivität und Sammlung waren in seine Ergüsse getreten. Während die Liebeslieder der ersten Periode von sinnlicher Glut erfüllt sind, für welche ihm die feurigsten Ausdrücke und die glänzendsten Bilder in reicher Fülle zuströmen, bewegen sich die späteren Sammlungen vorzugsweise im Gebiete der Lebensbetrachtung. Die Liebeslieder sind beinahe durchgängig Variationen eines und desselben Themas, dem jedoch der Dichter keine Mannichfaltigkeit abzugewinnen weiß; in den späteren Dichtungen begegnen wir dagegen einem erfreulichen Reichthum an Gedanken, die, wenn auch nicht neu, doch immer schön und tief sind.“ In seinem letzten Werke, „Ein Glaubensbekenntniß. Zeitstrophen“ (1872) hält er mit rückhaltsloser Offenheit im dichterischen Zorne und in schwungvollen Versen der entarteten Zeit ein trauriges Spiegelbild vor. Im J. 1888 trat C. als Beamter in den Ruhestand und lebte seitdem in Ober-Döbling bei Wien seinen litterarischen Neigungen. Zunehmende Kränklichkeit veranlaßte ihn, nach Karlsbad überzusiedeln, und hier ist er am 27. Mai 1899 gestorben.

Wurzbach’s Biograph. Lexikon des Kaiserthums Oesterreich II, 322. – Ludwig Eisenberg, Das geistige Wien I, 68. – Heinrich Kurz, Geschichte der deutschen Litteratur IV, 262.