ADB:Colonge, Franz Alexander Espiard Freiherr von

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Artikel „Colonge, Fr. Alexander Espiard Freiherr von“ von Carl von Landmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 423–424, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Colonge,_Franz_Alexander_Espiard_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 15:53 Uhr UTC)
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Colonge: Fr. Alexander Espiard Frhr. v. C., königl. baierischer Generalmajor der Artillerie, geb. 1748 zu Straßburg im Elsaß, als Sohn eines französischen Generals, † 1814 zu München. – Als nach dem Regierungsantritte des nachmaligen Königs Maximilian I. (1799) die zeitgemäße Neubildung und taktische Vervollkommnung des pfalz-baierischen Heeres vorgenommen wurde, war C. einer jener ausländischen Officiere, welche zu diesem Zwecke in der Artillerie Aufnahme fanden. Vorher Artilleriehauptmann in französischen Diensten, wanderte er 1791 aus und ließ sich in das gegen die Republik kämpfende Condé’sche Corps aufnehmen; 1800 trat er aus letzterem als Major in das baierische Heer über. Im Kriege 1805 gegen Oesterreich und Rußland stand er an der Spitze der baierischen Artillerie; im Kriege 1806–7 gegen Preußen und Rußland befehligte er die Artillerieabtheilung der Division Wrede und zeichnete sich bei Belagerung der schlesischen Festungen wie in den Gefechten in Polen aus. Wiederum als oberster Führer der Artillerie leitete er deren Schlachtenthätigkeit auch im zweiten Kriege gegen Oesterreich 1809 und im russischen Feldzuge 1812. Im Gefecht von Polozk, 18. Aug., wurde er im Gefolge General St. Cyr’s verwundet; kaum genesen, gerieth er in russische Gefangenschaft. Nach Abschluß des Waffenstillstandes nach Baiern zurückgekehrt, starb er bald darauf als Commandeur des Artillerieregiments. – C. hat große Verdienste um die Erfolge der baierischen Artillerie in den Napoleonischen Kriegen; kaum genannt in den vorherigen Kriegen, nahm dieselbe, beträchtlich vermehrt und durch entsprechende Friedensübungen ausgebildet, von 1805 an überall, wo Baiern fochten, hervorragenden Antheil.

Benignus Espiard Frhr. v. C., königl. baierischer Generallieutenant und Staatsrath, geb. 1754 zu Oberschönheim im Elsaß, † 1837 zu München, Bruder des vorigen. – Bis zum Majorsgrade in französischen Diensten, wanderte er 1791 aus und schloß sich dem Emigrantencorps unter Condé an, bei welchem er an allen Feldzügen gegen die Republik Theil nahm, und als dasselbe im März 1801 aufgelöst wurde, trat er mit seinem Range in das baierische Heer über. Er wurde sogleich zum Vorstand der von dem Reformator der baierischen Artillerie General v. Manson neu gegründeten Artillerieschule ernannt. In dieser Eigenschaft und von 1809 an als Fachreferent im Kriegsministerium machte er sich in hohem Grade verdient. Seiner und Manson’s unablässiger Thätigkeit gelang die unter den obwaltenden Verhältnissen schwierige Leistung, Baiern in artilleristischer Beziehung stets schlagfertig zu erhalten, obwol es, wie sonst kein größerer Staat in Deutschland, seit 1790 in jedem Kriege Truppen gestellt hatte. In Betracht kommt hiebei noch, daß Kurfürst Karl Theodor seinem Nachfolger das Heer und insbesondere das Geschützwesen trotz der Rumford’schen Verbesserungen immerhin in einem ziemlich trostlosen Zustande überlassen hatte. – Nachdem C. schon im Kriege 1806–7 als Artilleriebefehlshaber bei Deroy’s Division sich einen Namen gemacht hatte, wurde er 1813 an Stelle seines gefangenen Bruders Chef der Artillerie bei dem gegen Frankreich neu aufgestellten Heere. Nach der Schlacht bei Hanau rückte er am linken Flügel der verbündeten Heere über den Rhein und leitete zunächst die Belagerungsarbeiten vor den elsäßischen Festungen. Später folgte er dem Operationsheere und betheiligte sich an den Schlachten von Brienne, Bar und Arcis sur Aube. In dem für Baiern wenig bedeutungsvollen Feldzuge von 1815 befand er sich in gleicher Eigenschaft [424] beim Heere. Nach dem Pariser Frieden wurde C. 1817 Generaldirector im Kriegsministerium und 1822 Staatsrath; 1825 zog er sich, 71 Jahre alt, ins Privatleben zurück.

Münich, Gesch. der baierischen Armee. München 1864. Geschichte des königl. baierischen 1. Feldartillerieregiments. Handschrift.