ADB:Cureus, Joachim

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Curäus, Joachim“ von Heinrich Heppe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 644–645, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cureus,_Joachim&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 14:47 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Cuppener, Christoph
Nächster>>>
Curalt, Robert
Band 4 (1876), S. 644–645 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Joachim Cureus in der Wikipedia
Joachim Cureus in Wikidata
GND-Nummer 100839894
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|4|644|645|Curäus, Joachim|Heinrich Heppe|ADB:Cureus, Joachim}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100839894}}    

Curäus: Joachim C. (Cureus) wurde am 23. Oct. 1532 als Sohn des Stadtrichters Gregor Scheer (Scherer, gräcisirt Κορεύς) zu Freistadt in Schlesien geboren. Von Trozendorf zu Goldberg trefflich vorbereitet, ging er 1550 nach Wittenberg, wo er sich im regsten Verkehr mit Melanchthon in die Humanitätswissenschaften [645] einlebte. Die Stellung als Lehrer an der lateinischen Schule seiner Vaterstadt, welche er eine Zeit lang bekleidete, genügte ihm nicht; er kehrte nach Wittenberg zurück, um sich unter Melanchthon’s Führung ganz der Theologie zu widmen, wendete sich aber bald den medicinischen Studien zu, zu deren Fortsetzung er sich im Herbst 1557 nach Padua begab. In Bologna am 10. Sept. 1558 zum Doctor promovirt, ließ er sich hernach in Großglogau als Arzt nieder, unterhielt aber fortwährend mit den Wittenbergern (die ihn auch für einen akademischen Lehrstuhl zu gewinnen suchten), den lebhaftesten Verkehr und nahm als begeisterter Anhänger Melanchthon’s an den kirchlichen Vorgängen der Zeit den regsten Antheil. Im August 1572 folgte er einem Rufe des Herzogs Georg nach Schlesien, wo er am 21. Januar 1573 starb. – C. hinterließ vielerlei Schriften: eine schlesische Chronik unter dem Titel „Gentis Silesiae annales“ (Viteb. 1571) – das erste eigentliche Geschichtswerk über Schlesien (von dem Bürgermeister Räthel zu Sagan ins Deutsche übersetzt), mehrere medicinische und naturwissenschaftliche und verschiedene theologische Arbeiten. Seine (anfangs nur im Manuscript verbreitete und für eine Schrift des Zacharias Ursinus gehaltene) „Spongia exigua et mollis, comparata ad eluendos colores, quos illevit controversia de S. Coena D. Paulus Eberus erschien erst 1575 (als Anhang zur Exegesis) zu Heidelberg im Druck. Von verhängnißvoller Bedeutung ist seine „Exegesis perspicua et ferme integra controversiae de S. Coena“ geworden, welche, um 1562 verfaßt, etwa 12 Jahre nur durch Abschriften bekannt geworden war, dann aber 1574 von dem Buchdrucker Vögelein zu Leipzig heimlich gedruckt, von Seiten des Kurfürsten von Sachsen und der streng lutherischen Partei des Landes als ein auf die Einführung des Calvinismus in Kursachsen berechnetes Machwerk der Anhänger Melanchthon’s zu Wittenberg angesehen ward und die gewaltsame Unterdrückung des Melanchthonianismus in Kursachsen zur Folge hatte.

Vgl. Heusinger, Commentatio de Joachimo Cureo, summo saec. XVI. medico, theologo, philosopho, historico. Marburg 1853. Gillet, Crato von Crafftheim, Frankf. a. M. 1860, Bd. I. S. 438 ff. Heppe, Gesch. des deutschen Protestantismus, Bd. II. S. 416 ff. und 467 ff.