ADB:Dethleffs, Sophie

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Artikel „Dethleffs, Sophie“ von Klaus Groth in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 80–81, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dethleffs,_Sophie&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 18:33 Uhr UTC)
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Dethleffs: Sophie D. (nach dem Kirchenbuch Sophie Auguste Detlefs), geb. 10. Febr. 1809 in Heide, Dithmarschen, Holstein, † 13. März 1864 im Schröderstift in Hamburg. Sie war die jüngste Tochter eines königlichen Beamten, Branddirectors. Ihre Mutter starb gleich nach ihrer Geburt. Der Vater lebte in Sorge bei spärlicher Besoldung mit vier Kindern und einer nicht ungebildeten Haushälterin seinem Amte und seinem Garten, bis er, als Sophie eben confirmirt worden, wegen Unordnung in der ihm anvertrauten Casse, die er in der Noth des Lebens angegriffen hatte, seines Dienstes entlassen wurde. Er lebte bis Anfang der vierziger Jahre bei seinem erstgeborenen Sohn, Kirchspielarzt in Delve, bald von diesem im Tode gefolgt.

Sophie fand nach dem Verfall des Vaterhauses Aufnahme und Beschäftigung in einer befreundeten kinderlosen Beamtenfamilie ihres Geburtsortes und dort im Umgange mit der hochgebildeten Frau des Hauses, bei Muße und freundlicher Behandlung, in einer ausgewählten Bibliothek Gelegenheit ihre bis dahin nur beschränkte Bildung zu erweitern und zu vertiefen. Eignem Fleiße verdankt sie das meiste. Ihr poetisches Talent zeigte sich zunächst bei festlichen Gelegenheiten in andern befreundeten Beamtenfamilien. Sophie war allgemein beliebt und wurde es dadurch noch mehr. Erst als der bekannte Improvisator Bärmann in den vierziger Jahren in Heide auftrat und auch in dem Freundeskreise von Sophie D. seine Virtuosität zeigte, kam es zum oft sieghaften Wettstreit mit diesem. Bärmann wurde aufmerksam, lernte Gedichte von S. D. kennen und soll die erste Veranlassung gewesen sein, daß S. D. ihre „Fahrt an de Isenbahn“ hat drucken lassen. Sichere Zeitangabe darüber fehlt (1846–47?). Jedenfalls war „De Fahrt an de Isenbahn“ das erste plattdeutsche Gedicht im neueren würdigen Ton, das veröffentlicht worden ist. Das Gedicht, das beinahe mit der Eröffnung der ersten Eisenbahn in Holstein, von Kiel nach Altona zusammentraf, machte großes Aufsehen, wurde auch in Abschriften allgemein bekannt und endlich die Veranlassung, daß die bescheidene Dichterin eine Sammlung hochdeutscher und plattdeutscher Gedichte halb an die Oeffentlichkeit[WS 1] gab: die erste Auflage ging nur an Freunde. Den Muth dazu hatte sie während des schleswig-holsteinischen Aufstandes 1848 in befreundeten Häusern in Kiel empfangen, wo bei Minister Boysen, ihrem Spielkameraden aus Heide, der Präsident der provisorischen Regierung Beseler und Professor Droysen verkehrten. Hier fand auch ihr Patriotismus natürliche Nahrung und Stärkung. Ihre patriotischen Lieder und ihre Idyllen sind das beste was sie geliefert hat, und die plattdeutsche Sprache dafür ihr stimmungsreichstes Instrument. Ihre „Gedichte in hochdeutscher und plattdeutscher Mundart“ erschienen in Hamburg bei R. Kittler 1861 in 4. Auflage. Zweiter Theil, daselbst, zweite Auflage, letztere meist unbedeutende Gelegenheitsgedichte. Von den übrigen muß man, auch von den hochdeutschen, sagen, daß sie echt und wahr empfunden sind. Es geht ein Ton frommer, stiller Entsagung durch die meisten, der ja auch zu ihren Schicksalen stimmt, und freundlicher Humor gibt manchen eine behagliche Stimmung. Ihre Gedichte verschafften ihr, als die schleswig-holsteinische Erhebung zusammenbrach und ihre Freunde meist in die Verbannung wanderten, 1853, die Aufnahme ins Schröderstift in Hamburg für sich und ihre augenkranke ältere Schwester, die noch dort ganz erblindet lebt. Sophie D. sah noch das Morgenroth der neuen Erhebung ihres Vaterlandes. Eines ihrer letzten Gedichte nennt sich: „Gedanken beim [81] Läuten der Glocken auf den Tod des dänischen Königs Friedrich VII. November 1863“. Ihre Freunde haben der Dichterin ein bescheidenes Denkmal aufs Grab gesetzt, wozu ihr unterzeichneter Landsmann und Nachbarssohn einen Spruch gedichtet.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Oeffenlichkeit