ADB:Dietrich (Bischof von Worms und Metz)

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Artikel „Theoderich (Dietrich) V. (Bischof von Worms und Metz)“ von Georg Wolfram in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 706–708, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dietrich_(Bischof_von_Worms_und_Metz)&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 04:07 Uhr UTC)
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Theoderich (Dietrich) V., Bischof von Worms 1359–1365, von Metz (1365–1384).

Th. entstammte dem reichsministerialen Geschlechte v. Boppard, genannt Baier. Sein Vater ist Heinrich v. Boppard, seine Mutter gehörte, nach dem Namen Lise de Laciriere zu urtheilen, einer französischen Familie an. Auf der Lütticher Schule, wohin ihn die Eltern schickten, muß er eine tüchtige wissenschaftliche Bildung erlangt haben. Sein Biograph rühmt von ihm die vollständige Beherrschung der lateinischen, französischen und deutschen Sprache. Durch seinen Vater, der bereits 1346 Rath am Hofe Karl’s IV. war und wohl auch Johann von Böhmen schon nahe stand, knüpften den jungen Cleriker enge Beziehungen an das luxemburgische Haus. Durch Vermittelung Johann’s von Böhmen erhielt er eine Dompfründe in Worms, und der gleichen Fürsprache wird er es wohl zu danken gehabt haben, wenn wir ihn im Besitze einer Trierer und Mainzer Präbende finden. Enger noch werden die Beziehungen zu Karl IV. Von ihm wird er, wie die Chronik berichtet, wiederholt zu diplomatischen Sendungen nach Avignon benutzt und dieser Thätigkeit wird er es verdanken, wenn er 1359 zum Coadjutor und noch in demselben Jahre (15. Mai) zum Bischof von Worms ernannt wird. Lange hat er hier den Krummstab nicht geführt, denn Karl, an dessen Hofe wir ihm alljährlich mehrere Male begegnen, hat den erprobten Mann zu einer politisch ungleich wichtigeren Stellung ausersehen. Als Th. im J. 1365 mit dem Kaiser in Avignon weilt, wird er auf Karl’s Veranlassung zum Bischof von Metz vorgesehen und am 13. August desselben Jahres thatsächlich ernannt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß bei dieser Beförderung in erster Linie politische Gründe maßgebend waren. Einmal war es für den Luxemburger von entscheidender Bedeutung auf dem seinen Erblanden unmittelbar benachbarten Bischofssitze einen seinem Hause ergebenen Mann zu sehen, vor allem aber war es wichtig, daß in diesem Grenzbisthum, das seit Jahrhunderten Lothringen oder Bar politisch beherrscht hatten und das seit Verlegung der Curie nach Avignon französischem Einfluß immer zugänglicher geworden war, ein deutscher Bischof amtirte. Die Wahl Theoderich’s für diesen Posten war eine äußerst glückliche. Durch Beherrschung der französischen Sprache war es ihm möglich seine diplomatische Gewandtheit zur Begründung einer einflußreichen Stellung bei Capitel und Clerus sowie der Stadt gegenüber verwerthen zu können; in den vielfachen Händeln aber, in die ihn der streitsüchtige lothringische und Barer Nachbar verwickelten, war es außerdem wesentlich, daß der Bischof auch durch seine Erscheinung und sein Auftreten dem Gegner zu imponiren verstand. Er übernahm das Bisthum unter den ungünstigsten Umständen. Durch das Ausbeutungssystem seiner Vorgänger war die Diöcese tief verschuldet und die Landplage jener Zeit, die wilden Söldnerbanden „böse Gesellschaft, Engländer oder Bretons“ genannt, sowie die andauernden Fehden mit Bar und Lothringen hatten den Wohlstand des Landes nahezu vernichtet. Mit der Stadt Metz war obendrein seit einer Reihe von Jahren ein erbitterter Streit über das Besteuerungsrecht der Stadt und den Umfang ihrer Gerichtsbarkeit in Rom anhängig. Th. hat zunächst einen allseitigen Frieden herzustellen gesucht. Nachdem er noch vor seinem Amtsantritt als Kriegsmann im Gefolge Karl’s gegen die Bretonen gezogen ist, verbündet er sich als Bischof mit Lothringen [707] und Bar um gegen die Wiederholung der Söldnereinfälle gesichert zu sein; Auch mit der Stadt Metz sucht er sich auf guten Fuß zu stellen und zieht zum größten Verdruß des Metzer Clerus die in Rom geführte Beschwerde bald zurück. Dieser ausgleichenden friedlich vermittelnden Art ist er sein Leben lang treu geblieben; nur in den äußersten Fällen hat er zu den Waffen gegriffen, aber auch dann haben diese Conflicte nicht mit der Vernichtung des Gegners, sondern mit einem Ausgleich geendet.

Seiner diplomatischen Kunst gelingt es wie 1366 so auch 1370 ein Schutzbündniß mit Lothringen und Bar gegen die böse Gesellschaft – und 1373 ein solches mit denselben Herren und der Stadt gegen den raublustigen Peter von Bar zu Stande zu bringen; 1381 schließt er sich dem Bunde der Erzbischöfe von Mainz und Köln, sowie der Städte Mainz und Straßburg gegen die Grafen von Bitsch an. 1375 gelingt es ihm durch Verhandlungen die abermals eindringenden Engländer aus dem Bisthum zu entfernen und wenn es auch eine hohe Summe ist, mit der er den Abzug der Feinde erkauft, so wird sie doch gering gewesen sein gegen den Schaden, den eine systematische Ausplünderung der bischöflichen Gebiete mit sich gebracht hätte. Auch der Stadt Metz hat er durch seine diplomatische Kunst Dienste geleistet, indem er ihr 1375 einen Frieden mit dem Herzog von Lothringen vermittelt und von Karl IV. wird das hervorragende Geschick des Bischofs wiederholt zu schwierigen Missionen verwerthet; so geht Th. 1370, nachdem Gregor XI. die Kathedra bestiegen hat, nach Avignon und 1372 ist er im Auftrage Karl’s für die Befreiung des von dem Herzog von Jülich in der Schlacht von Bastwiller gefangenen Wenzel von Luxemburg thätig. Wenn der Bischof gezwungen ist zu den Waffen zu greifen, so zur Unterwerfung von Saarburg 1376 und in dem Streite um die Salinen von Château-Salins und Salonnes (1379–1381), so enden diese Kämpfe mit günstigen Vergleichen.

Der Friede nach außen, den Th. auf diese Weise dem Bisthum gesichert hat, war allerdings dringend nothwendig, um den ihm von vornherein feindlich gegenüberstehenden Clerus im Zügel zu halten und die verwahrlosten finanziellen Zustände des Bisthums wieder in Ordnung zu bringen. Es ist bereits oben erwähnt, daß ihm der Clerus wegen seines Abkommens mit der Stadt empfindlich grollte. Als nun von neuem der alte Streit zwischen Stadt und Geistlichkeit entbrennt, und der Bischof das von ihm nothgedrungen gegen die Stadt wegen einzelner Uebergriffe im J. 1873 verhängte Interdict nach der Unterwerfung der Stadt (April 1375) beseitigt, da wird ihm gewissermaßen Schuld gegeben, er sei vom Rathe bestochen worden. Dieser Vorwurf kennzeichnet die clericale Stimmung, die schließlich zu harten Conflicten zwischen Bischof und Geistlichkeit geführt hat. Schon im J. 1373 hat sich das Domcapitel nach Rom gewandt, weil Th. ihm verschiedene Einkünfte vorenthalten will. Die Erbitterung steigt, als er 1376 gewisse Statuten gegen geistliche Mißbräuche erläßt und sie erreicht ihren Höhepunkt, als Th. sein bischöfliches Visitationsrecht auch dem Domcapitel und dem Stifte S. Salvatoris gegenüber auszuüben versucht. In dem mehrjährigen Kampfe kommt erst 1379 ein Ausgleich zu Stande, in welchem der Bischof zu Gunsten Roms auf seine Ansprüche verzichten muß. Die zerrütteten Zustände des bischöflichen Territoriums hat Th. nach Kräften aufzubessern versucht. So hat er eine Reihe verpfändeter Besitzungen wieder ausgelöst, die Lehnsanerkennung für andere, die dem Bisthum fast verloren waren, von neuem erzwungen, die festen Plätze, soweit sie verfallen waren, wieder in vertheidigungsfähigen Zustand gebracht. Freilich hat diese fürsorgliche Thätigkeit aus den laufenden Mitteln nicht bestritten werden können. Von den Vorgängern überkommene Schulden, hohe Abgaben nach Rom, und vor allem wol die den Bretonen [708] gezahlte Abfindungssumme haben Th. zu neuen Verpfändungen gezwungen, unter welchen die der bischöflichen Münze an die Stadt Metz die bemerkenswertheste ist. In den letzten Jahren seiner Amtsthätigkeit hat dem Bischof das Schisma viel zu schaffen gemacht. Die bisherige Annahme, daß Th. im Gegensatz zu Capitel und Clerus Urbanist gewesen ist, kann auf Grund urkundlichen Materials nicht aufrecht erhalten werden. Ohne Zweifel hat des Bischofs Neigung mit Rücksicht auf den deutschen König und dessen Politik Urban gegolten und derjenige Mann, der ihm zeitlebens außerordentlich nahe gestanden, sein Weihbischof Bertram von Tiflis, hat sich auch rückhaltlos für Urban bekannt. Aber die Erfahrungen, die Th. in seinen Kämpfen mit dem Capitel und einem großen Theil des übrigen Clerus gesammelt hat, haben ihn vorsichtig gemacht. Ohne nach außen hin seine Stellung scharf zu markiren, hat er doch von vornherein Clemens VII. anerkannt. Th. starb am 18. Januar 1384.

Meurisse, hist. des evesques de l'église de Metz. Metz 1634. – Calmet, hist. ecclésiastique et civile de Lorraine. Nancy 1728. – Histoire de Metz des réligieux bénédictins. Metz 1769.. – Wolfram, Chronik der Metzer Bischöfe (Manuscript). – Sauerland, die Metzer Kirche im 14. Jahrhundert (Manuscript).