ADB:Dolscius, Paul

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Dolscius, Paul“ von Friedrich August Eckstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 321–322, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dolscius,_Paul&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 16:49 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Dolzig, Johann von
Band 5 (1877), S. 321–322 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Paul Dolscius in der Wikipedia
Paul Dolscius in Wikidata
GND-Nummer 100110517
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|5|321|322|Dolscius, Paul|Friedrich August Eckstein|ADB:Dolscius, Paul}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100110517}}    

Dolscius: Paul D., (nicht Dolsius oder Doltius), ist 1526 zu Plauen im Voigtland geboren. Sein Vater Johann D. kam als evangelischer Pastor 1541 nach Reichenbach, wo er 1559 seine Gattin durch den Tod verlor (Corp. Ref. IX. p. 914). In Plauen scheint unser D. seinen Unterricht erhalten zu haben; er wurde nach damaliger Sitte früh auf die Universität Wittenberg geschickt, wo der mit seinem Vater befreundete Melanchthon sich seiner väterlich annahm und ihn in seinen sprachlichen Studien förderte. Ihm verdankte er die Vorliebe für die griechische Versification, ihm auch 1551 die Empfehlung zu dem Rectorate in Halle, welches er bis 1560 bekleidet hat. Es ist aber dabei nicht an das neue lutherische Gymnasium zu denken, unter dessen Rectoren er niemals genannt wird, sondern an die bei der Marienkirche bestehende Parochialschule. In diese Zeit des Schulamts fallen die griechischen Dichtungen und Uebersetzungen, durch die D. sich besonders bekannt gemacht hat. Schon 1552 erschien in Wittenberg die metrische Uebersetzung des 51 Psalms und 1555 folgte (Basel bei Oporinus) das ganze „Psalterium prophetae et regis Davidis versibus elegiacis redditum“, 1559 „Ecclesiastes Salomonis graecis versibus redditus“ (Leipzig) und nach längerer Unterbrechung 1571 die „Sapientia Jesu Siracidae graeco elegiaco carmine“ (Leipzig). Auch eine selbständig griechische Dichtung Εἰς τὰ σταυϱωτήϱια Ἰησοῖ τοῦ λυτϱωτοῦ ϰαὶ σωτῖϱος“ hat er 1554 mit einer Empfehlung von Joach. Camerarius in Leipzig drucken lassen. Am meisten bekannt ist die griechische Uebersetzung der Augustana confessio, zuerst Wittenberg 1558, dann Basel 1559, später Wittenberg 1587 und noch 1730 in Leipzig wiederholt. Man hat wiederholt Melanchthon selbst für den Verfasser gehalten und sogar an der Existenz unseres D. gezweifelt. Daß das erstere falsch ist, erhellt aus dem Briefe Melanchthon’s an Bording (Corp. Ref. IX. p. 935) und daneben wird (C. R. a. a. O. p. 921) erzählt, daß Melanchthon sie an den Patriarchen Joseph in Constantinopel geschickt habe. – Durch seine Verheirathung mit der Tochter eines angesehenen und wohlhabenden Mannes 1554 mochte wol der Plan die unbedeutende [322] Schulstelle aufzugeben unterstützt werden; er führte ihn aber erst 1560 aus, ging nach Italien, um noch Medicin zu studiren, und kehrte als Dr. med. nach Halle zurück. Hier wurde er Stadt-Physikus, 1573 Ober-Bornmeister über den deutschen Brunnen (Soolgüter), 1575 Kirchvater (Mitglied des Kirchenvorstandes) zu U. L. Frauen, endlich 1580 Rathsmeister und damit Mitglied der Stadt-Verwaltung. So war er in die Patrizier- und Pfänner-Familien gekommen und sicherte schon 1568 seiner Nachkommenschaft auf dem alten Gottesacker eine besondere Grabstätte, die bis auf den heutigen Tag erhalten ist. 1569 hat er „Selectae quaedam ex Luciano epistolae et diversorum autorum epistolae graecae“ (Leipzig) herausgegeben (ich habe sie nicht gesehen). Am 9. März 1589 ist er gestorben; sein Bild in Stein gehauen mit lateinischem Epitaphium und einem griechischen Distichon steht noch jetzt. Das von ihm begründete Geschlecht hat sich lange in Halle fortgepflanzt.

Lizelii Historia poetarum Graecorum Germaniae (1730) p. 81–91.