ADB:Ebroin

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ebroin“ von Albrecht in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 594–595, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ebroin&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 19:58 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Ebner, Wolfgang
Nächster>>>
Eccard, Johannes
Band 5 (1877), S. 594–595 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ebroin in der Wikipedia
Ebroin in Wikidata
GND-Nummer 138795908
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|5|594|595|Ebroin|Albrecht|ADB:Ebroin}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138795908}}    

Ebroin, der Gemahl der Leudetrudis, folgte im J. 656 dem neustrischen Majordomus Erchinoald in der Würde eines Majordomus bei dem Könige der drei vereinigten Frankenreiche Chlothar III. Seine gewaltige Herrschernatur brachte ihn in Gegensatz namentlich zur hohen Geistlichkeit; der Bericht der Vita S. Leodegari ist ein getreuer Ausdruck dieser Feindschaft. Die Einheit des Reiches löste sich schon 660, als Childerich mit dem Majordomus Wulfoald die selbständige Regierung Austrasiens übernahm, sie zerbröckelte noch mehr, als nach Chlothars III. Tode 670 die Burgunder sich gegen Theoderich III., welchen E. aus eigener Machtfülle zum König eingesetzt hatte, erhoben und ihn nach St. Denis, den E. aber geschoren nach dem Kloster Luxeuil sandten. Childerich, der allein noch übrige König, bestätigte die Territorialverwaltung der drei Reiche, ohne daß dieselbe jedoch gegenüber dem Uebergewicht des austrasischen Majordomus Wulfoald zur Wahrheit wurde. Dies bereitete den Boden für Ebroins zweites Auftreten, der 673 nach Childerichs Ermordung sein Kloster verließ. Zwar kam er zu spät, um sich des ebenfalls zurückgekehrten Theuderich III. zu bemächtigen, der schon in Novientum als König ausgerufen worden war und in Erchinoalds Sohn Leudesius einen Majordomus gefunden hatte. [595] Gegen ihn zog E. mit schnell gesammeltem Anhang, schlug die Besatzung Theuderichs in Pont-Sainte-Maxence an der Oise und erbeutete einen Theil des königlichen Schatzes. Leudesius ward während einer trügerischen Unterredung ermordet und ein angeblicher Sohn Chlothars III., Chlodovech, auf den Thron erhoben. Bald aber läßt E. seinen Scheinkönig fallen und kehrt zu Theuderich III. zurück, in dessen Namen er bis 681 mit eiserner Strenge Neustrien und Burgund regierte. Der Tod des heiligen Leodegar († 3. Octbr. 678) und seines Bruders Garin ist das Werk seiner Rache. Auch auf einen Theil Austrasiens dehnte E. seine Herrschaft aus nach einer glücklichen Schlacht in der Nähe von Langres gegen Wulfoald und nach einem zweiten Siege (680) bei Locofaum (Loixi bei Laon?) über die Arnulfinger Martin und Pippin. Martin ward von Ebroins Boten aus seiner Feste gelockt und ermordet; ehe aber der Streit mit Pippin entschieden war, fiel E. als Opfer der Privatfeindschaft des Ermenfrid 681. Er räumt dem karolingischen Hause, dessen thatkräftigster Vorgänger er gewesen ist, den Platz.

Vgl. Pertz, Geschichte der Merow. Hausmeier. Bonnell, Anfänge des Karol. Hauses.