ADB:Eosander Freiherr Göthe, Johann Friedrich

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Artikel „Göthe, Johann Friedrich v. Eosander gen.“ von Robert Dohme in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 412–413, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Eosander_Freiherr_G%C3%B6the,_Johann_Friedrich&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 10:58 Uhr UTC)
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Göthe: Johann Friedrich v. Eosander gen. G., geboren in Schweden, † in Dresden 1729, taucht zuerst nachweislich 1692 am brandenburgischen Hofe auf, geht später auf kurfürstliche Kosten nach Italien und Frankreich und wird, zurückgekehrt, zu Anfang des J. 1699 zum Hauptmann und Hofarchitekten ernannt. Anfänglich drehte sich seine Thätigkeit zumeist um die Anordnung der Hoffestlichkeiten, es standen die Decorationen der Oper und 1701 der künstlerische Theil der Krönungsfestlichkeiten unter seiner Leitung, 1702 wurde er Generalquartiermeister-Lieutenant und Baudirector, 1705 Oberster. 1704 ging er mit Friedensvorschlägen zu Karl XII. in das Lager bei Warschau und als er dort nichts ausrichtete, zu gleichem Zweck nach Stockholm. In demselben Jahre noch begann der Bau des Schlößchens Schönhausen, 1705 die Erweiterungen von Charlottenburg (1696 von Schlüter errichtet), welche bis 1712 währten. Zu Ende des J. 1706 trat er an Schlüter’s Stelle als Leiter des Berliner Schloßbaues, welchen Posten er bis 1713 behielt. Nebenher entstanden Bauten in Oranienburg, das Schlößchen Monbijou (ursprünglich für die Gräfin Wartenberg) u. A. 1712 war er von neuem in diplomatischer Sendung bei Karl XII. in Bender. In Folge der Beschränkung des Hofhaushaltes beim Regierungsantritte Friedrich Wilhelms I. ging er 1713 als Generalmajor in schwedische Dienste und fiel 1715 als solcher bei der Einnahme von Stralsund kriegsgefangen in preußische Hände. Nun siedelte er nach Frankfurt a. M. über, woher seine Gattin, die Erbin der Merian’schen Verlagshandlung, stammte. Hier erschien der erste Theil seiner „Kriegsschule oder der deutsche Soldat“, Fol. Als er aber allmälich durch eigene Schuld in Geldverlegenheiten gerieth, trat er 1723 als Generallieutenant in kursächsische Dienste, in denen er bis zu seinem Tode verblieb. In einem vielbewegten Leben gleichzeitig als Militär, Politiker, [413] Schriftsteller und Künstler thätig, vertritt G. in letzterer Beziehung in Berlin neben der mehr italienischen Sinnesweise Schlüter’s die französisch-holländische Richtung. Wenn er auch keinen Vergleich mit seinem großen Genossen verträgt, so zeigen seine hinterlassenen Werke ihn doch als tüchtige Kraft, welche es versteht, anerkannte Vorbilder mit Geschick sich zu eigen zu machen, und als trefflichen Decorateur. Wenn auch sein Auftreten in der Münzthurmangelegenheit (s. Schlüter) nicht den Tadel verdient, mit welchem Nicolai ihn überhäuft, so bleiben Zeugnisse genug übrig, welche die Lauterkeit seines Charakters in Zweifel stellen. G. ist eine jener Abenteurernaturen, die, ohne sittlichen Ernst, mit Talent und praktischer Umsicht eine große Versatilität des Auftretens verbinden, wie sie das vorige Jahrhundert zahlreich emporkommen sah.