ADB:Ezzo

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Artikel „Ezzo“ von Theodor Henner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 465–466, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ezzo&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 17:47 Uhr UTC)
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Ezzo von Bamberg
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Ezzo, auch Ehrenfried genannt, Pfalzgraf von Lothringen. Ueber das Leben dieses durch seine Verwandtschaft mit dem sächsischen Kaiserhause zu bedeutendem Ansehen emporgekommenen Mannes besitzen wir nur wenige zuverlässige Angaben; denn die speciell von ihm und seiner Familie handelnde Gründungsgeschichte des Klosters Brauweiler aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrh. kann in Folge ihrer stark panegyrischen Haltung, ihres zum Theil sagenhaften Inhalts, sowie mancher chronologischer Ungenauigkeiten nur bedingte Glaubwürdigkeit beanspruchen. Nach dieser Quelle fällt Ezzo’s Geburt ungefähr in das J. 954. Er entstammte einem in mehreren niederrheinischen Gauen in der Bonner Gegend waltenden Grafengeschlechte, das in der Person seines Vaters Hermann, der von der Mitte des 10. Jahrh. an urkundlich auftritt, in den Besitz des mit der Pfalz zu Aachen in Verbindung stehenden lothringischen Pfalzgrafenamtes gelangt war; seine Mutter hieß Heilwig. E. selbst tritt erst in der Zeit Kaiser Otto’s III. deutlich hervor und zwar zunächst durch seine Ehe mit des Kaisers einziger Schwester Mathilde, eine Verbindung, die nach einer Bemerkung Thietmars von Merseburg Vielen Anlaß zum Tadel gab, sei es nun, daß man den Gemahl nicht für ebenbürtig hielt, oder daß Mathilde ursprünglich für das klösterliche Leben bestimmt gewesen war. Auch der Brauweiler Chronist sucht daher wol nicht ohne Absicht das Ereigniß in das Gewand einer anmuthigen Sage einzuhüllen. Nach ihm fiel E. die Hand Mathildens als Siegespreis im Brettspiel mit dem jungen Kaiser zu; dieser fügte sich und stattete die Schwester, damit sie auch fernerhin standesgemäß leben konnte, reichlich mit Gütern aus. E. war u. a. in der That auch in Thüringen und Ostfranken reich begütert, was kaum anders als durch kaiserliche Verleihung zu erklären ist; seine älteste Tochter Richeza verfügte später über dortige Besitzungen zu Gunsten des Kölner Erzstuhls und der Wirzburger Kirche. Wie dem auch sei, durch diese Verbindung mit dem Kaiserhause wuchs das Ansehen Ezzo’s und seines Geschlechtes gewaltig; das Pfalzgrafenamt kam wol noch während der Regierung Otto’s III. in Ezzo’s Hände, „nach Geburtsrecht“, wie der Brauweiler Erzähler sagt. Wenn E. auch erst 1020 urkundlich mit diesem Titel erscheint, so geschieht doch andererseits seines Vaters Hermann seit 999 keine Erwähnung mehr. Bei dem bald darauf folgenden Thronwechsel ist E. schwerlich als Bewerber um die Krone aufgetreten, wie man, gestützt auf spätere jedoch unhaltbare Berichte, schließen wollte. Indessen scheint er doch längere Zeit hindurch mit Heinrich II. auf gespanntem Fuße gestanden zu haben, wie dieser ja überhaupt gerade mit seiner nächsten Verwandtschaft in häufigen Zwistigkeiten lebte. Die Brauweiler Quelle nennt als Ursache dafür Ansprüche, die der König von Reichswegen auf die durch seine Vorgänger an E. übertragenen Güter machte. Zum offenen Bruch kam es im Juli 1011. Heinrich II. hatte eben auf einem Reichstage zu Mainz einen Waffenstillstand mit seinen ihn befehdenden Luxemburgischen Schwägern geschlossen. Da ward Herzog Dietrich von Oberlothringen mit mehreren anderen Fürsten beim Wegreiten bei Odernheim von jenen luxemburgern überfallen, denen auch E. und sein Bruder Hezelin (Graf im Zülpichgau [466] und Titularpfalzgraf) Beistand leisteten. Schwer verwundet brachte man den Herzog in sicheren Gewahrsam nach Tomburg, einer Burg des Pfalzgrafen in der Eifelgegend. Um E. endlich für sich zu gewinnen, soll ihm darauf der König Kaiserswerth, Duisburg und Saalfeld zu freiem Eigenthum übertragen haben. Auch diesen Vorfall hat der Brauweiler Chronist zur Verherrlichung seines Helden in seiner Art ausgeschmückt. – Von da an scheint ein friedliches Verhältniß zwischen E. und Heinrich II. gewaltet zu haben. Wenigstens gab ihm letzterer gegen Ende seiner Regierung einen deutlichen Beweis seiner Gunst durch Uebertragung eines Theiles der großen Gütermasse, die er der Abtei St. Maximin bei Trier abgenommen (30. November 1023), gegen Verpflichtung der Ableistung von Heer- und Hofdienst für das Kloster. – Bald darauf erfolgte dann jene That, der wir die Entstehung der mehrgenannten Geschichtsquelle verdanken: die Gründung des Klosters Brauweiler. E. hatte diesen etwas nordwestlich von Köln gelegenen Ort, wo er seine Hochzeit gefeiert, seiner Gemahlin als Morgengabe geschenkt; diese aber widmete ihn dann dem angegebenen Zwecke. Auf einer Reise nach Rom sollen E. und sie sich vorher mit dem Papste darüber benommen haben. Am 14. April 1024 erfolgte die Grundsteinlegung, am 8. November 1028 die feierliche Einweihung durch den Erzbischof Piligrim von Köln. Dem großen Klosterreformator Poppo von Stablo übertrug man die erste Einrichtung der neuen Stiftung. – Schon vor jenem Einweihungsacte, am 4. November 1025, hatte Mathilde das Zeitliche gesegnet. Ueber Ezzo’s späteres Leben, besonders über seine Stellung zu Konrad II., fehlen die Nachrichten. Er starb auf seiner Besitzung zu Saalfeld am 21. Mai 1034, nach dem Brauweiler Chronisten nahezu 80 Jahre alt. Kaum glaubhaft ist die Nachricht der Hildesheimer Annalen, er sei von einer Concubine Thietburga vergiftet worden. Seine Leiche setzte man neben der seiner Gemahlin zu Brauweiler bei. Seiner Ehe mit der Kaisertochter entsproßte eine zahlreiche Nachkommenschaft; nämlich drei Söhne: Ludolf, Vogt des Erzstifts Köln und des Klosters Brauweiler, Otto, Nachfolger in der Pfalzgrafschaft und später Herzog von Schwaben, und Hermann, Erzbischof von Köln; ferner sieben Töchter, von denen Richeza, angeblich auf Anstiftung Heinrichs II., an Wieczislav II. von Polen vermählt war; die sechs anderen wurden Aebtissinnen verschiedener Klöster. Mehrere Quellen jener Zeit rühmen den Glanz von Ezzo’s rasch emporgekommenem Geschlechte, dessen Macht und Bedeutung schon allein die Stiftung eines reich ausgestatteten Klosters in Brauweiler bezeugen mag.

Vgl. vor allem die mehrerwähnte Fundatio monasterii Brunwilarensis, neueste Ausgabe mit kritischer Einleitung von H. Pabst im Archiv der Ges. f. ältere deutsche Geschichtskunde, XII. S. 147–192. Crollius, Erläuterte Reihe der Pfaltzgraven zu Aachen, S. 31–39. Endlich ein Excurs über E. von R. Usinger in den Jahrbüchern unter Heinrich II., Bd. I, S. 447–454.