ADB:Fahrenheit, Daniel Gabriel

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Artikel „Fahrenheit, Gabriel Daniel“ von Eugen Lommel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 535, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fahrenheit,_Daniel_Gabriel&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 20:17 Uhr UTC)
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Fahrenheit: Gabriel Daniel F. wurde am 14. Mai 1686 zu Danzig als Sohn eines Kaufmanns geboren. Gleichfalls für den Handelsstand bestimmt, ging er nach Amsterdam in die Lehre, gab sich jedoch bald seiner Neigung folgend physikalischen Studien hin und bildete sich zum Verfertiger meteorologischer Instrumente aus. Nachdem er zur Erweiterung seiner Kenntnisse Deutschland und England bereist hatte, ließ er sich in Holland nieder und lebte dort in regem geistigem Verkehr mit hervorragenden Männern; namentlich s’Gravesande wurde ihm Lehrer und Freund. F. war der Erste, dem es gelang, Thermometer von völlig übereinstimmendem Gange zu verfertigen. Zwei derselben sandte er an Freiherr v. Wolff in Halle, welcher in den Act. erudit. 1714 darüber berichtete. Nach Fahrenheit’s eigener Angabe (Philosoph. Trans. 1724) sollten seiner Scala als fixe Punkte einerseits die extreme 1709 zu Danzig beobachtete Winterkälte, welche er für den absoluten Nullpunkt der Wärme hielt und durch eine Mischung von Eis, Wasser und Salmiak oder Seesalz künstlich hervorzubringen suchte, andererseits die menschliche Blutwärme zu Grunde liegen. Aber die Temperatur jener Kältemischung ist nicht constant und diejenige des menschlichen Körpers wird von F. unrichtig angegeben, war von ihm also nicht mit hinreichender Genauigkeit bestimmt worden. Da jedoch seine Thermometer thatsächlich übereinstimmten, so ist es wahrscheinlich, daß er bereits, wie dies heute noch geschieht, den Gefrierpunkt und den Siedepunkt des Wassers als Fundamentalpunkte benutzte, deren Unveränderlichkeit bei gleichem Druck ihm nachweislich bekannt war. Die Fahrenheit’sche Thermometerscala, welche am Gefrierpunkt die Zahl 32, am Siedepunkt die Zahl 212 trägt, deren Fundamentalabstand sonach 180 Grade umfaßt, ist in Großbritannien und den Vereinigten Staaten noch gegenwärtig in allgemeinem Gebrauch. Die ersten Thermometer Fahrenheit’s waren noch mit verdünntem Weingeist, der damals allgemein angewendeten thermoskopischen Flüssigkeit, gefüllt; seit 1714 aber bediente er sich des innerhalb weiter Grenzen gleichförmig sich ausdehnenden Quecksilbers und veranlaßte dadurch einen neuen wichtigen Fortschritt in der Thermometrie. Im J. 1721 machte er die Entdeckung, daß das Wasser beträchtlich unter seinen Gefrierpunkt erkalten kann, ohne fest zu werden, bei einer Erschütterung aber plötzlich erstarrt, wobei seine Temperatur plötzlich auf den Gefrierpunkt steigt. Im J. 1724 stellte er durch genaue Versuche fest, daß der Siedepunkt des Wassers vom Barometerstande abhängig ist, und wurde dadurch zum Erfinder des Thermobarometers. Das von ihm construirte Gewichtsaräometer diente dem noch heute gebräuchlichen Aräometer von Nicholson zum Vorbild. Als Mitglied der Londoner Royal Society veröffentlichte er in den Philos. Trans. von 1724 die fünf Abhandlungen, in welchen er seine Entdeckungen und Erfindungen beschreibt. In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte er sich mit der Construction einer Maschine zum Entwässern überschwemmter Landstriche, auf welche er sich von der Regierung der Niederlande ein Privilegium verleihen ließ. Sterbend hinterließ er seinem Freund s’Gravesande die Sorge ihrer Vollendung; nach einigen Abänderungen, welche dieser daran vorzunehmen für nöthig hielt, versagte aber die Maschine und gerieth in Vergessenheit. F. starb am 16. September 1736.

Chalmers, Biographical Dictionary, London 1812–17. Th. Thomson, History of the Royal Society, London 1842. – Den Ort von Fahrenheit’s Tod fand ich nirgends angegeben.