ADB:Felsing, Johann Konrad

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Artikel „Felsing, Johann Konrad“ von Nicht angegeben in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 617–618, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Felsing,_Johann_Konrad&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 22:59 Uhr UTC)
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Felsing: Johann Konrad F., Sohn eines Uhrmachers, 1766 in Gießen geboren, erlernte frühe durch technische Geschicklichkeit die Beschäftigung seines Vaters, zugleich mit der Ausführung von Verzierungen und Namen, welche er in die Gehäuse der Uhren zu graviren hatte. Auf diesem Wege begann er als Autodidakt die Laufbahn des Kupferstechers, mit dem lebhaften Wunsche, gleich seinem Landsmanne, dem berühmten Kupferstecher Wille, der ja auch als Büchsenmacher nach Paris gegangen und dort ein renommirter Künstler geworden war, sein Talent verwerthen zu können. Die Forderungen, welche Wille für die Unterhaltung eines Schülers in Paris bezeichnete, überstiegen aber allzusehr die Mittel der Eltern, der talentvolle junge Mann mußte sich begnügen, in die Lehre eines sehr mittelmäßigen Kupferstechers in Darmstadt zu kommen. Auf seine eigene Geschicklichkeit im Zeichnen und Stechen angewiesen, bildete er sich in verschiedenen Stechweisen aus und fertigte vorzugsweise in punktirter Manier Bildnisse lebender Personen, welche sehr geschätzt wurden, Stiche für Taschenbücher und nach einem Gemälde „Artemisia“ von Schmidt in mehrfarbigem Druck, in dem Geschmacke seiner Zeit, sowie Pläne und Karten, die als Muster topographischer Darstellung angesehen wurden. Die vielen von ihm gestochenen Platten vollendete er selbst auch im Druck als wirklicher Chalkograph. Für seine beiden Söhne hatte er keinen wärmeren Wunsch, als daß ihnen Gelegenheit geboten sein möge, durch bessere Lehrer einen höheren Punkt in der Kunst des Kupferstichs zu erreichen. Er starb als Hofkupferstecher im Darmstadt 1819.

Heinrich F., geboren 1800, ältester Sohn des vorgenannten, versuchte nach dessen frühzeitigem Tode anfangs die Weise des Vaters in Stich und Druck zu übernehmen, erkannte aber bald die Unzulänglichkeit seiner Kräfte und ging zu weiterer Ausbildung nach Paris. Die daselbst herrschende absolute Trennung beider Beschäftigungen führte ihn, seinen technischen Neigungen entsprechend, in die berühmte Druckerei von Chardon. Ausgerüstet mit der nothwendigen künstlerischen Bildung und technischen Geschicklichkeit, sowie chemischen Kenntnissen kehrte er in seine Vaterstadt zurück. Von dem Kunsthandlungshause Artaria in Mannheim alsbald mit dem Druck der werthvollsten Platten der berühmtesten italienischen Kupferstecher beauftragt, wurde er mehrmals zu gleichem Zwecke nach Mailand und Parma berufen. Alle deutschen Kupferstecher und selbst mehrere Pariser erkannten den Werth seiner Arbeit in der Schonung der Platten und Güte der Drucke an. Die von Jacobi in Petersburg erfundene Verwendung der Galvanoplastik zu Kupferdruckplatten wurde von F. vervollkommnet zur Herstellung einer bis dahin unerreichbaren Zahl guter Abdrücke. Wenn hierdurch die Vorliebe der Sammler für die sogenannten avant la lettre–Drucke zu verschwinden begann, so verursachten die Kunstvereine ihrerseits eine Uebersättigung an Vereinsblättern. Neben seiner Thätigkeit als geschätzter Kupferdrucker erwarb F. in seiner Vaterstadt sich mannigfache Verdienste um die Förderung des Gewerbewesens, die Volksbildung und die Turnerei. In den bewegten Tagen des J. 1848 war seine persönliche Thätigkeit als Volksmann von anerkannt günstigem [618] Einflusse; die Turngemeinde und seine Freunde im Bürgerstande ehrten sein Andenken nach seinem 1876 erfolgten Tode durch ein Monument mit Reliefbildniß. Nicht ohne gegenseitige Förderung in ihren Arbeiten, als Kupferstecher und Drucker, war das intime Verhältniß zu dem jüngeren Bruder Jacob F. nach dessen Rückkehr aus Italien, der gegenwärtig im 75. Jahre als Professor und Hofkupferstecher in Darmstadt lebt.

(Nach Familiennachrichten.)