ADB:Fenzl, Eduard

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Fenzl, Eduard“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 520–521, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fenzl,_Eduard&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 17:01 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Fenderlin, Lukas
Band 48 (1904), S. 520–521 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Eduard Fenzl in der Wikipedia
Eduard Fenzl in Wikidata
GND-Nummer 116464291
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|48|520|521|Fenzl, Eduard|Ernst Wunschmann|ADB:Fenzl, Eduard}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116464291}}    

Fenzl: Eduard F., Botaniker, geboren am 15. Februar 1808 zu Krummnußbaum in Niederösterreich, † am 29. September 1879 in Wien. Den ersten Unterricht erhielt F. im elterlichen Hause durch seinen Vater, der die Stelle eines Oberbeamten im Dienste des Fürsten Starhemberg bekleidete. 1820 kam er auf das Gymnasium nach Krems und bezog nach Absolvirung desselben 1825 die Universität Wien, um Medicin zu studiren. Neben seinem Fachstudium beschäftigte sich F. mit Vorliebe mit Botanik, wofür er schon in seiner Knabenzeit, angeregt durch die ihm anvertraute Pflege eines eigenen Gärtchens, Neigung gezeigt hatte. Der Verkehr mit einigen gleichalterigen österreichischen Botanikern, wie Welwitsch, Neilreich, Redtenbacher, Schott u. a., förderte sein Interesse und seine Kenntnisse in dieser Wissenschaft, so daß er sich unter seinen Freunden bald den Ruf eines tüchtigen Kenners der Wiener Flora erwarb. Nach seiner im März 1833 erfolgten Promotion zum Dr. med. auf Grund der Dissertation: „Uber die geographische Verbreitung der Alsineen in der Polar- und gemäßigten Zone der alten Welt“, – der ersten, welche an der Wiener Universität in deutscher Sprache erschien –, wurde er zum Assistenten des Barons Jacquin auf seinem Lehrstuhl für Botanik ernannt. F. verblieb in dieser Stellung bis 1836, um alsdann als Custosadjunct der botanischen Abtheilung des Hofnaturaliencabinets neben Stephan Endlicher zu wirken, der nach Trattinik’s Pensionirung Custos des Institutes wurde. In dieser Eigenschaft gelang es F. gemeinsam mit dem ausgezeichneten Praktikanten Putterlik die Sichtung der alten Sammlung des Hofherbariums, die Einreihung der neuen, vielfach zerstreuten und ungeordneten Collectionen, sowie die Anlage eines Generalherbars bis 1838 durchzuführen. Außerdem betheiligte er sich an der Bearbeitung mehrerer Pflanzenfamilien für Endlicher’s Genera plantarum sowie für desselben Autors Enumeratio der vom Baron Hügel am Schwanenflusse in Neuholland gesammelten Pflanzen und beschrieb in den ebenfalls von Endlicher herausgegebenen Decades stirpium novarum zahlreiche neue Arten. Als nach Jacquin’s Tode 1839 Endlicher die botanische Professur erhielt, rückte F. in dessen Stelle als Custos der botanischen Abtheilung des Hofcabinets ein, womit er zugleich die Verwaltung der gemeinsamen zoologisch-botanischen Bibliothek übernahm. Sowohl die letztere, wie die Pflanzenschätze des Herbariums hatten sich unter Fenzl’s Leitung theils durch Ankauf, theils durch Tausch und durch die schenkweise Ueberlassung seines eigenen und Endlicher’s Privatherbar so vermehrt, daß ein besonderes Gebäude zur Unterbringung der Sammlungen erforderlich wurde. Nach vielen Schwierigkeiten gelang es F., die Bewilligung eines botanischen Museums im Garten der Universität durchzusetzen und die Ueberführung und Einordnung des Herbars und des botanischen Theiles der Bibliothek in die neuen Räume 1845 auszuführen. Gleichzeitig waren diese Jahre für F. die Zeit einer fruchtbaren litterarischen Thätigkeit. Sie bewegte sich vorwiegend auf dem systematisch-floristischen Gebiete. Von seinen zahlreichen Publicationen, deren vollständiges Verzeichniß der unten angeführte Nachruf des Cardinals Haynald bringt, seien hervorgehoben: „Pugillus plantarum novarum Syriae et Tauri occidentalis“, 1842, enthaltend Beschreibungen der von Kotschy in Kleinasien gesammelten Pflanzen; die Bearbeitung der Gattung Gypsophila und anderer Caryophyllaceen und verwandter Pflanzengruppen für Ledebour’s Flora rossica [521] 1842–51; die Monographie der samojedischen Alsineenin Ruprecht’s Beiträgen zur Pflanzenkunde des russischen Reiches, 1845; Commissionsbericht über die botanische Erforschung des Königreichs Baiern, zusammen mit Unger in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie, 1850 veröffentlicht; die Monographie der Umbelliferen als fünfter Anhang zu Endlicher’s Genera plantarum; Illustrirte Botanik oder Naturgeschichte des Pflanzenreichs, als Theil der von Vincenz Kollar herausgegebenen Naturgeschichte, 1857; sowie Nekrologe über Heinrich Wilhelm Schott und Theodor Kotschy in den Schriften der Wiener Akademie 1865 und 1867. In seinen Schriften bewies F. neben großer Litteraturkenntniß eine scharfe Beobachtungsgabe und namentlich eine treffende Sicherheit in der Charakteristik. Vor allem aber erwarb er sich als Organisator um die ihm unterstellten Institute die größten Verdienste, da er sie nicht nur außerordentlich zu bereichern, sondern, was noch wichtiger war, sie in einer bis dahin ungewohnten Weise dem Publicum zugänglich und für die Wissenschaft nutzbar zu machen verstanden hat. Ebenso hat er als Begründer der Wiener zoologisch-botanischen Gesellschaft und des österreichischen Alpenvereins für die Ausbreitung botanischer Kenntnisse unter seinen Landsleuten sehr segensreich gewirkt.

Ludw. Haynald, Denkrede. Budapest 1885. – H. W. Reichardt, Biogr. Skizze. Wien 1862.