ADB:Froschauer, Christoph der Ältere

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Artikel „Froschauer, Christoph“ von Ernst Kelchner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 148–149, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Froschauer,_Christoph_der_%C3%84ltere&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 05:14 Uhr UTC)
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Froschauer: Christoph F., der erste Buchdrucker der Stadt Zürich, war zu Neuburg bei Oetting in Baiern geboren, doch kann das Jahr nicht festgestellt werden. Er taucht zuerst im J. 1519 in Zürich auf, wo das alte Bürgerbuch den Eintrag hat: „Christof F. von Oetting, der Buchdrucker ist zu Bürger aufgenommen und ihm das (Bürgerrecht) geschenkt von siner Kunst wegen. Aktum Mitw. vor Martini 1519.“ Man hat angenommen, daß der Buchdrucker Johannes F., welcher von 1494–1507 zu Augsburg druckte, sein Vater gewesen sei, allein es läßt sich diese Vermuthung nicht feststellen. Ob er gleich bei seiner Niederlassung in Zürich selbständig Werke druckte, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, da sich Druckwerke mit der Jahrzahl 1519 nicht nachweisen lassen. Seine ersten Bücher tragen die Jahrzahl 1521: „Hie endet sich das Büchlin der Klag des Frydens, gemacht durch den hochgelerten Erasmum von Roterdam, getütscht durch Meister Leo Jud Lütpriester des gotzhus Einsydeln, getruckt zu Zürich durch Christophorum Froschouer. In dem Jar als man zelt nach der Geburt Christi M. D. XXI.“ 4. – „Eine nutzliche vnderwysung eines Christenlichen Fürsten wol zu regieren, gemacht durch Erasmum von Roterdam dem allerdurchlauchtigsten Fürsten und Herrn Carlo erwelten Römischen König nutzlich und fruchtbar allen Kunigen, Fürsten, Grafen etc.“ Auf der Schlußseite: „In tütsch zum ersten Gedruckt in der loblichen stat Zürich durch Christophorum Froschouer im jar als man zelt nach der Geburt Christi unsers lyeben Herrn 1521 Jar.“ 4. F. muß ein sehr tüchtiger und geschickter Buchdrucker gewesen sein, der sein Geschäft vollkommen verstand und demgemäß auch immer mehr ausdehnte. Denn nicht allein, daß er viele Schriften von Ulrich Zwingli druckte, sondern er nahm „bald auch die Schriften von anderen berühmten Theologen und Gelehrten in seinen Verlag auf, wie zum Beispiel die Werke eines Bullinger, Leo Jud, Rudolph Gualther, Bibliander, Pellikan, Peter Martyr etc. Ebenso finden sich unter seinen Druck- und Verlagswerken solche von Conrad Geßner, Johannes Stumpf, Johannes Fries etc. Aber auch römische und griechische Classiker, sowie eine große Anzahl kleinerer und größerer Schriften in deutscher Sprache über die verschiedensten Wissenschaften wurden bei ihm gedruckt, wie die von Conrad Geßner verfertigten gedruckten Verzeichnisse seiner lateinischen und sonstigen Verlagswerke ausweisen, welche in den J. 1548, 1562 und 1581 unter dem Titel: „Index librorum, quos Christophorus Froschoverus Tiguri hactenus suis typis excudit“ erschienen sind. Aber das Hauptverdienst erwarb sich F. durch seine Bibeldrucke, welche durch Schönheit und Correctheit sich auszeichneten und von ihm, von groß Folio bis zu Duodez, in allen möglichen [149] Ausgaben, theils die ganze Bibel, theils einzelne Theile derselben und zwar in deutscher, lateinischer und englischer Sprache ausgegeben wurden, so zwar, daß in den J. 1524–64 allein 27 Ausgaben der ganzen Bibel erschienen. Diese Ausgaben wurden sehr geschätzt und gelten heute immer noch als schöne Drucke der Bibel. Er bediente sich mehrerer Druckerzeichen, mit denen er je nach dem Format seiner Druckwerke abwechselte, und welche alle auf seinen Namen anspielten. Sie zeigen einen Weidenbaum, um welchen drei Frösche herum sitzen, der vierte an ihm hinauf klettert, oder denselben Baum, um den sich ein verschlungenes Spruchband herum windet, auf welchem die Worte: Christof Froschover zoo (oder auch zoo) Zvrich zu lesen; das Ganze bald mit, bald ohne Einfassung. Ein späteres Druckerzeichen hat vor dem Baume mit den Fröschen noch einen nackten Knaben oder Genius, auf einem großen Frosch reitend. Sein ältestes Druckerzeichen zeigt in einer großen architektonischen Einfassung den nackten, jedoch einen Helm tragenden Genius auf einem gezäumten Frosch reitend, in der Linken den Zaum und in der Rechten eine kleine Fahne haltend, worauf die Buchstaben: Cr. Fr., oben in einem Kranze der Zürichschild, auf dem Fußgestelle die Jahrzahl 1521. F. war verheirathet, aber kinderlos; er wurde daher in seinem immer umfangreicheren Geschäfte von seinem Bruder Eustachius und dessen beiden Söhnen, Eustachius und Christoph, unterstützt. Er selbst besuchte, selbst in höherem Alter, immer noch die beiden Frankfurter Messen und zwar regelmäßig während einer langen Reihe von Jahren, auch machte er jedesmal gute Geschäfte, da seine Bücher stets willige Abnehmer fanden, wie er denn neben der Buchdruckerei auch den Buchhandel trieb, wodurch er sich einen großen Kreis von Gelehrten verschiedener Gesinnung und Art, als Freunde verbunden hatte. Er starb am 1. April 1564 unter Hinterlassung eines bedeutenden Vermögens. Sein Buchdruckergewerbe übernahm sein Neffe, Christoph F. der Jüngere, welcher es bis zu seinem Tode fortsetzte. Da aber auch er keine Kinder hatte, auf welche die Firma forterben konnte, löste bei seinem im J. 1585 erfolgten Tode das Geschäft sich auf. Die Buchdruckerei ging im J. 1590 auf den Buchdrucker Johannes Wolf über.

Vgl. Vögelin, Christoph Froschauer, Zürich 1840. 4. Rudolphi, Die Buchdrucker-Familie Froschauer in Zürich, Zürich 1859. gr. 8.