ADB:Gabl, Alois

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Artikel „Gabl, Alois“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 236–237, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gabl,_Alois&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 23:09 Uhr UTC)
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Gabl: Alois G., Genremaler, geboren am 24. September 1845 zu Wiesen im Pitzthal (Tirol) als Sohn eines armen mit Kindern reich gesegneten Bäckers und Wirthes, wurde zur Erleichterung des väterlichen Hauses zu einem kinderlosen Oheim nach Imst gesendet, der sich als Krämer und Maler fortbrachte. Hier besuchte er die Realschule, versah den Kramladen, übte sich im Zeichnen und Malen von Porträts und anderen Stoffen, erregte hierdurch die Theilnahme des Brixener Fürstbischofs Vincenz v. Gasser, welcher den Jungen an den Statthalter Fürsten Lobkowitz empfahl. Mit Hülfe dieser und anderer Gönner wagte sich G., siebzehnjährig, an die Münchener Akademie, wo er viel hungerte und noch mehr arbeitete, erst bei Schraudolph, dann bei Arthur v. Ramberg und Karl Piloty. Den größten Einfluß aber übte Defregger’s Vorgang; später auch Mathias Schmid. Im J. 1866 zog G. als Freiwilliger mit der Imster Schützencompagnie an die italienische Grenze; nach dem Friedensschlusse eilte er wieder nach München. Außer einigen religiösen Bildern im Sinne Schraudolph’s machte sich G. sehr rasch einen guten Namen durch den sein Volk zu den Waffen rufenden „Capuziner Haspinger“ (gestochen von Rauscher und Raab), die „Rekruten-Aushebung“ (Loosung), die „Feiertagsschülerinnen auf dem Tanzboden“, der „Pfarrer als Schiedsrichter um den Meisterschuß“, ein „Scheibenschießen“, die „Dreikönigssänger“ u. a. Infolge dieser Leistungen wurde ihm eine Professur an der Münchener Akademie übertragen; seltsamer Weise fühlte er sich dadurch im eigenen Schaffen beengt, sodaß er die Stelle freiwillig niederlegte, die dann im October 1882 mit Gysis besetzt wurde. Nachdem er sich mit einer „Impfstube“ (1884) noch ziemlich im alten Sinn bewährt hatte, machte er mit einer „Bräuhausscene“, „Spinnstube“ und anderen Stoffen („Märchenerzählerin“, „Großelternfreude“, „Schnaderhüpfeln“, die „Erste Nähmaschine“ u. dgl.) fühlbare Rückschritte, insbesondere durch eine krankhafte Veränderung seines Augenlichts. Der Maler hatte indessen vom Rückgang seiner Kunst keine Ahnung, sondern schob alle Schuld auf den wankelmüthigen Geschmack des Publicums, welches der früheren enthusiastischen Aufnahme gegenüber eine kühle Nichtbeachtung annahm. Wiederholte Schlaganfälle stellten sich ein, die unerwartete Abweisung zweier Bilder kränkte seinen Ehrgeiz aufs äußerste; seine Freunde bemerkten Spuren von Geistesstörung. In einem unbewachten Augenblicke, wahrscheinlich am 27. Februar 1893 legte er Hand an sein Leben. Da die Leiche unbegreiflicher Weise erst am 4. März gefunden wurde – G. soll von einer nothwendigen Reise [237] nach Tirol gesprochen und dadurch die Aufmerksamkeit von seiner Person abgelenkt haben – erklärt sich die Unsicherheit des Todestages. Seine besten Leistungen sichern ihm eine wohlverdiente, ehrende Anerkennung.

Gabl’s Nachlaß, darunter viele treffliche Studien und mehrere, immerhin noch sehr achtbare, mehr oder minder vollendete Bilder, wurde am 24. April 1894 im Gesellschaftslocal der „Allotria“ versteigert. Herr Richard Schucht, Oberpostsecretät und Präsident der Alpensection Braunschweig, stiftete als Ehrenbürger des Pitzthales eine eherne, bei Lüders in Braunschweig gegossene Gedenktafel, welche am 30. Juli 1893 am Geburtshause des Künstlers zu Wiesen Aufstellung fand. – Ein großer Theil von Gabl’s Bildern wurde durch Hanfstängl’s Photographie und dann in Holzschnitt in der Leipziger „Illustrirten Zeitung“ (und in Weber, „Meisterwerke der Holzschneidekunst“), in der „Gartenlaube“, „Illustrirten Welt“ verbreitet. Seine Beerdigung am 6. März war eine höchst ehren- und theilnahmsvolle unter dem Geleite der hervorragendsten Mitglieder der Künstlerschaft.

Vgl. die kurze Selbsterzählung über sein Jugendleben in L. Steub, Kleinere Schriften, 1875. III, 379 ff. Im „Tiroler Kalender“ f. 1881, S. 64. – Kurzer Nekrolog in Nr. 65 d. Allgem. Ztg. v. 6. März 1893. – Singer, Lexikon, 1896. II, 1. – Fr. v. Bötticher, Malerwerke, 1895. I, 349. – Richard Bong, Moderne Kunst, 1893. VII. Bd., 16. Heft.