ADB:Gaul, Franz

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Artikel „Gaul, Franz“ von Heinrich Kábdebo in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 424, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gaul,_Franz&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 11:09 Uhr UTC)
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Gaul: Franz G., Medailleur und Director der k. k. Graveur-Akademie, geb. zu Wien am 27. Juni 1802, † daselbst am 22. Oct. 1874. G. zählt zu den bedeutenderen Stempelschneidern der Neuzeit; seine Medaillen sind stilvoll gezeichnet und modellirt, seine Technik ist sicher und kraftvoll. Er kannte das Münzprägewesen in allen Zweigen, verstand sich ebensogut auf den Schnitt als die Prägung und hat sich durch seine Vervollkommnungen der Technik dieses Gebietes unter seinen Fachgenossen einen bedeutenden Namen gemacht: so ist namentlich seine Vervielfältigungsmethode der Münzprägestempel jetzt in allen Münzämtern eingeführt. G. hat in Wien seine Studien begonnen, trat aber, vom künstlerischen Trieb vorwärts gedrängt, schon im J. 1818 als Zögling in die Graveurschule der Wiener Akademie, wo er nun unter Professor Georg Pein den Zeichnen- und unter Professor Luigi Pichler den Medaillen- und Steinschneideunterricht genoß. Vollständige künstlerische Ausbildung erlangte er aber erst durch Josef Klieber, den Director der Graveurakademie, mit welchem ihn bald ein festes Freundschaftsverhältniß verband. Während seiner Studienzeit errang er sich sechs Preise, darunter auch den ersten Hofpreis, mit welchem die Anwartschaft auf ein Reisestipendium verbunden war. So sehr es nun den strebsamen, für sein Fach begeisterten jungen Mann auch verlangte die classischen Stätten zu besuchen, so verzichtete er doch auf diese Begünstigung, weil sich ihm so früh bereits eine gesicherte Lebenstellung eröffnete, indem er den Antrag erhielt, in die Graveurakademie des k. k. Hauptmünzamtes sofort einzutreten. G. trat am 26. März 1829 seinen Dienst an, vorläufig als unbesoldeter Praktikant, vom 17. Juni 1833 an aber als wirklicher Graveuradjunct. Damals stand die Münzschneidekunst nicht auf allzu hoher Stufe; sie hatte von dem Glanze, den ihr die Donner, Domanöck, Würth, Toda etc. gegeben, viel eingebüßt; die Hofkammer für das Münz- und Bergwesen suchte diesem Verfall durch eine Preisauschreibung einzuhalten. G. erhielt hierbei die ersten Preise, u. a. für das Zeichnen, für das Bossiren und für das Graviren. So rang sich der junge Mann zum angesehenen Fachmann empor; seine Bestrebungen, die stilwidrigen Formen aus den gangbaren Münzsorten zu verdrängen, hatten ebenfalls Erfolg, und besonders seine Bemühungen, heraldisch richtige und stilreine Doppeladler in der Münze einzuführen, fanden auf dem Münzcongresse vom J. 1856 Würdigung. Er erhielt danach den Auftrag, für sämmtliche Münzsorten die Adler in der vorgeschlagenen Neugestaltung zu graviren. Nach dem Tode Jos. Dan. Böhm’s, des bisherigen Directors der Graveurakademie des Hauptmünzamtes, wurde G. im J. 1866 an diese Stelle vorgerückt, die er aber, nach zurückgelegtem 40. Dienstjahre im J. 1874 verließ, um die Freuden des Ruhestandes kaum einen Monat zu genießen. Sein Medaillenwerk beläuft sich auf circa 10 Stück; seine Münzstempel fallen in die Zeit von 1848–57. Besondere Schönheit entfaltete er in der Erinnerungsmedaille auf Fanny Elßler und dann in seinen Köpfen des Kaisers auf den laufenden Geldsorten.