ADB:Gebhard (Erzbischof von Salzburg)

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Artikel „Gebhard, Erzbischof von Salzburg“ von Heinrich Ritter von Zeißberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 472–475, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gebhard_(Erzbischof_von_Salzburg)&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 04:34 Uhr UTC)
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Gebhard, Erzbischof von Salzburg (1060–1088), stammte aus einem vornehmen schwäbischen Geschlechte, angeblich aus dem der Grafen von Helffenstein. Sein Vater hieß Chadold, seine Mutter Azala. Seine Schwester Diethburg war die Gemahlin jenes Werners von Reichersberg, der seine Burg in ein Kloster reg. Chorherren von St. Augustin verwandelte. G., wol schon als Knabe zum geistlichen Stande bestimmt, genoß seine höhere Ausbildung nach allerdings nicht ganz verbürgten Angaben zu Paris (vgl. Budinszky, die Universität Paris und die Fremden an derselben, S. 115) oder zu Paderborn (vgl. Scheffer-Boichorst, Annales Patherbrunnenses, S. 69). Als seine Studiengenossen werden die späteren Bischöfe Altmann von Passau und Adalbero von Würzburg bezeichnet, mit welchen ihn nachmals die Gleichheit der Gesinnung verband. Am 4. Mai 1055 wurde er vom Erzbischofe Balduin von Salzburg [473] zum Priester geweiht. In den letzten Zeiten Heinrichs III. diente er in der königlichen Capelle und blieb auch nach dem Tode des Kaisers bis zu seiner Erwählung zum Erzbischofe am königlichen Hofe, wo er vom 13. Septbr. 1058 bis 1. Decbr. 1059 als Kanzler fungirte. Vermuthlich in diese Zeit fällt seine Gesandtschaftsreise an den griechischen Hof, wo er ein Kind des Kaisers taufte, wofür er ein kostbares Rationale zum Geschenk erhielt. Zum Erzbischof von Salzburg vom Klerus und den Ministerialen erwählt, erhielt er am 11. Juli 1060 zu Eschwege an der Werra die königliche Investitur mit Ring und Stab; am 21. Juli wurde er durch seinen ehemaligen Collegen Adalbert von Würzburg eingesetzt und empfing am 30. Juli in Gegenwart des Bischofs Gunzo von Eichstädt und seiner Suffraganen die bischöfliche Weihe. Am 22. Februar 1062 erhielt er von Papst Alexander II. das Pallium. Von dieser Zeit an war G. bis 1075 fast nur in seiner Diöcese thätig. Die allzugroße Ausdehnung des erzbischöflichen Sprengels, in Folge dessen der Metropolit nicht überall seinen Obliegenheiten nachkommen konnte, bewog G. mit päpstlicher und königlicher Zustimmung das Bisthum Gurk zu errichten (1072), das er mit salzburgischen Kammergütern und mit Gütern des daselbst bestehenden Nonnenklosters dotirte. Doch erwirkte er zugleich, daß das neue Bisthum mit dem Erzstifte enger als die übrigen Suffraganbisthümer verbunden blieb. Die prächtige Kirche zu Gurk, gleich jenem Nonnenkloster von der heiligen Hemma, Gräfin von Friesach und Zeltschach gegründet, wurde zur Domkirche erhoben. Dieselbe Frau hatte schon unter Balduin Gebhard’s Vorgänger auf dem erzbischöflichen Stuhle ihre ausgedehnten Besitzungen im Enns- und Paltenthale zur Gründung eines Benedictinerstiftes bestimmt. Jedoch erst G. setzte Hemma’s Willen ins Werk, indem er das Kloster Admont (29. Septbr. 1074), das er mit schwäbischen Mönchen aus St. Blasien besetzte, gründete. Er selbst fügte zu der ursprünglichen Stiftung viele Schenkungen hinzu, und eiferte durch sein Beispiel andere, wie namentlich den Markgrafen Ottokar von Steier zur Nachahmung an. Auch stattete er das Kloster mit kostbaren Priesterornaten, prachtvollen Kelchen, schöngeschriebenen Büchern, werthvollen Reliquien u. dergl. reichlich aus. Er brachte es ferner dahin, daß das slavische Volk seiner Diöcese sich zu dem bis dahin gar nicht oder nur lässig entrichteten Zehnten verstand. Einen Theil davon wies er dem Kloster Admont zu. In den großen Angelegenheiten des Reiches und der Kirche trat G. damals noch wenig hervor. Den Ereignissen am königlichen Hofe stand er, wie es scheint, ferne. Auf der Synode zu Mainz, welche im Aug. 1071 über den der Simonie beschuldigten Bischof Karl von Konstanz zu Gerichte saß, war er neben Udo von Trier als päpstlicher Legat anwesend. 1074 wohnte er der ersten Fastensynode Gregors VII. in Rom bei, auf welcher die Gesetze gegen Simonie und Priesterehe erneuert wurden und auf der er selbst zum ersten Male in enge Berührung mit jenen Anschauungen trat, deren eifrigster Vertheidiger er in der Folge werden sollte. Im November 1074 erscheint er am königlichen Hofe zu Regensburg und nach der Schlacht an der Unstrut (9. Juni 1075) war es neben dem Herzoge Gottfried von Lothringen, dem Erzbischofe Siegfried von Mainz und den Bischöfen Adalbero von Würzburg und Embricho von Augsburg unser G., welcher die Unterwerfung der Sachsen unter den König vermittelte (25. Octbr. 1075). Bis zum Ausbruche des Investiturstreites hielt also G. treu zu dem Könige und hat gerade in der letzten Zeit, da die Sachsen in Waffen standen, sich für ihn thätig erwiesen. Erst als Heinrich IV. (24. Jan. 1076) den Papst Gregor VII. absetzte, und dieser dagegen über den König den Bann verhängte und seine Unterthanen des Treueides entband, stellte sich G. auf die Seite der Gegner des Königs. Ende October 1076 nahm er an den Beschlüssen des [474] Fürstentages zu Tribur theil. Er söhnte sich auch nach der Lösung desselben vom Banne mit dem König nicht aus und schloß sich vielmehr der Partei des Gegenkönigs Rudolf an, obwol es zweifelhaft ist, ob er der Wahl des letzteren beigewohnt hat. Um dem Könige besser Widerstand leisten zu können, legte er die Burg über St. Peter und die Festen zu Werfen und Friesach an. Doch auf die Dauer vermochte sich G. nicht zu behaupten. Vergebens bemühte sich König Heinrich, den Erzbischof, der ihm zuletzt allein von allen Bischöfen Baierns noch widerstand, zu gewinnen. G. erschien zwar, als ihm freies Geleit zugesichert war, in Regensburg, doch gelang es Heinrich nicht, ihn von dem Gegenkönig zu trennen. Als G. nach Salzburg zurückgeführt wurde, entkam er heimlich seinen Begleitern und eilte nach seiner schwäbischen Heimath. In diesem Lande, das damals unter dem Einflusse Wilhelms von Hirschau und anderer gesinnungsverwandter Männer ein Hauptsitz gregorianischer Anschauungen wurde, scheint er sich zunächst ruhig verhalten zu haben, bis ihn die Erneuerung des Bannes über Heinrich IV. und die Wahl Wiberts zum Gegenpapste neuerdings auf den kirchlichen Kampfplatz führte. Zunächst suchte er durch Besprechungen es dahin zu bringen, daß die Bischöfe der Gegenpartei sich für den Papst erklären sollten und deswegen verlangte er zu wiederholten Malen eine Unterredung. Im J. 1080 oder 1081 richtete er an den Bischof Hermann von Metz ein Sendschreiben (gedruckt bei Tengnagel, Monum. adv. schismaticos, pag. 7–29; wiederholt bei Gretser, Opp. VI), in welchem er übrigens in maßvoller Weise die Grundsätze seiner Partei darlegte, den Verkehr der Gegner mit den Excommunicirten und das Vorgehen derselben wider Gregor VII. tadelte, dagegen das Verfahren des letzteren vertheidigte. Bald nach diesem Schreiben kam es zu der gewünschten Zusammenkunft. Der König wollte nach Italien ziehen, seinen Hauptfeind stürzen, den Gegenpapst einsetzen und sich krönen lassen; er wollte den Rücken in Deutschland gesichert haben. So kam es denn im Febr. 1081 in einem Walde bei Kaufungen zu einer Besprechung, bei welcher von Seiten des Königs die Erzbischöfe von Köln und Trier, die Bischöfe von Bamberg, Speier und Utrecht, von Seite der Sachsen die Erzbischöfe von Mainz, Salzburg und Magdeburg die Bischöfe von Paderborn und Hildesheim zugegen waren und im Namen der Sachsen G. das Wort ergriff. Da er aber in seiner Rede verlangte, daß die Versammlung über Heinrichs Recht zur Reichsregierung entscheiden möge, andererseits die Sachsen den Waffenstillstand mit dem Könige auch auf den Papst ausgedehnt sehen wollten, so löste sich die Versammlung unverrichteter Dinge auf. Aus den nächstfolgenden Jahren fehlt uns jede Spur von Gebhards politischer Wirksamkeit. Es unterliegt wol keinem Zweifel, daß er sich an der Wahl des neuen Gegenkönigs Hermann von Luxemburg betheiligte, aber erwähnt wird dabei sein Namen nicht. Am 4. Juli 1083 weihte er zu Sindelfingen mit Adalbero von Würzburg eine Kirche ein. Eben damals widmete ihm Manegold von Lautenbach die gegen Wenrich gerichtete Streitschrift. 1084 richtete G. neuerdings ein kurzes Schreiben an Hermann von Metz, in welchem er die Gültigkeit der Papstweihe Wiberts bestreitet (bei Hugo Flavin. M. G. SS. VIII, 459). Erst auf der Versammlung zu Gerstungen (20. Jan. 1085), auf welcher es sich neuerdings um die Unterwerfung der Sachsen handelte, treffen wir G. wieder als Wortführer derselben, den Vertretern der kaiserlichen Sache Erzbischof Wezilo von Mainz und Bischof Konrad von Utrecht gegenüber. Der Streit betraf die Excommunication Heinrichs IV., von welchem Wezilo behauptete, daß er mit Unrecht gebannt worden sei, worauf G. erwiderte, Gebannte müsse man meiden, ob nun der Bann gerecht sei oder nicht. Jede Partei wollte die Gegner des Unrechtes überweisen und sie dadurch zwingen, in ihr Lager überzugehen. Zur Ueberzeugung reichten die vorgebrachten Beweise beiderseits nicht aus. Niemand wollte auch nur das kleinste Zugeständniß machen. Die Versammlung löste [475] sich, ohne daß eine Verständigung erzielt worden wäre, auf. Zu Ostern fand sich G. zu Quedlinburg auf der von dem päpstlichen Legaten Bischof Otto von Ostia veranstalteten Synode ein, auf welcher der Bann über Heinrich und die ihm anhangenden Bischöfe auf das feierlichste ausgesprochen wurde und die Grundsätze, die G. zu Gerstungen dargelegt, ihre Bestätigung erhielten. Hierauf antwortete Heinrich mit der Berufung einer Mainzer Synode, auf welcher Gebhard’s Suffraganen Meginward von Freisingen und Otto von Regensburg sich einfanden und die gegnerischen Bischöfe excommunicirt, ihre Bisthümer für erledigt erklärt und neu besetzt wurden. Auch G. traf dieses Urtheil. An seine Stelle sollte der Graf Berthold von Mosburg gelangen, welcher namentlich Gebhard’s Lieblingsschöpfung Admont mit furchtbaren Plünderungen heimsuchte. Als aber Heinrich IV. im August 1086 bei Würzburg eine schwere Niederlage erlitt, schlug endlich auch für den schwergeprüften G. die Stunde der Erlösung. Geleitet von den Bischöfen Altmann von Passau und Meginward von Freisingen, welcher die Partei des Kaisers wieder verlassen hatte, dem Grafen Engelbert von Wasserburg und vielen Ministerialen kehrte G. nach neunjähriger Abwesenheit nach Salzburg zurück. Doch überlebte er nicht lange diesen letzten Erfolg. Er starb am 15. Juni 1088 und wurde seinem Wunsche gemäß zu Admont beigesetzt. Eine Mitra und ein Krummstab, gegenwärtig noch im Besitze des Klosters Admont, werden auf G. zurückgeführt, doch gehört nur der letztere dem 11. Jahrhundert an, während jene Kunstverständige ans Ende des 14. Jahrhunderts verweisen. Ebenso ist die Behauptung, daß G. Legatenrechte für ganz Deutschland mit deren Vererbung auf die Nachfolger besessen habe, falsch. – Zu Admont wurde schon zu Anfang des 12. Jahrhunderts ein kurzer Abriß von dem Leben Gebhard’s geschrieben, welcher gegen Ende desselben Jahrhunderts ebenda erweitert und ausgeschmückt wurde. Beide Lebensbeschreibungen sind enthalten in Mon. Germ. SS. XI.

L. Schmued, Gebhard von Salzburg (1060–1088). Wien 1857. (Progr. d. Ober-Realschule am Schottenfelde). – J. Wichner, Geschichte des Benedictiner-Stiftes Admont, 1874. 1. Bd.