ADB:Glümer, Adolf von

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Artikel „Glümer, Adolf von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 399–401, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gl%C3%BCmer,_Adolf_von&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 02:01 Uhr UTC)
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Gnauth, Adolf
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Glümer: Adolf von G., königlich preußischer General der Infanterie, am 5. Juni 1814 zu Lengefeld im Kreise Naumburg an der Saale[1] geboren, [400] trat am 1. März 1831 beim 26. Infanterieregimente zu Magdeburg in den Dienst, wurde am 14. Juni 1832 Secondlieutenant, besuchte von 1835 bis 1838 die Allgemeine Kriegsschule (jetzt Kriegsakademie), rückte, nachdem er zum Topographischen Bureau des Großen Generalstabes, als Adjutant wie als Compagnieführer zur Landwehr commandirt gewesen war, als Divisionsadjutant unter General Graf von der Groeben den Feldzug vom Jahre 1849 gegen die Aufständischen im Großherzogthum Baden mitgemacht hatte, am 6. December 1851 zum Hauptmann und Compagniechef auf, ward 1856 zum Major im Generalstabe befördert, kehrte 1859 als solcher beim 23. Infanterieregimente zu Neiße in den Truppendienst zurück, war daneben Director der dortigen Vereinigten Divisionsschule, trat am 13. August 1861 an die Spitze des Grenadierregiments Nr. 6 zu Posen und wurde am 18. October d. J. Oberst. Als der Krieg vom Jahre 1866 bevorstand, wurde er an die Spitze einer aus Truppen, welche bis dahin in verschiedenen Standorten im Westen sich befunden hatten, gebildeten „Combinirten Infanteriebrigade“, aus 12 Bataillonen Infanterie und 5 Escadrons Cavallerie bestehend, gestellt. Sie gehörte zur „combinirten Division“ des Generalmajors v. Beyer, dessen nächste Bestimmung war, sich des Kurfürstenthums Hessen zu bemächtigen und seine Truppen unschädlich zu machen. Dann wandte sie sich gegen die hannoversche Armee. Bei diesem Unternehmen ward dem nunmehrigen General v. G. Gelegenheit geboten, auf den gesammten Gang des Feldzuges einen schwerwiegenden Einfluß auszuüben. Er hatte am 21. Juni in Reichensachsen die sichere Nachricht von dem in der Richtung gen Süden erfolgten Abmarsche der Hannoveraner aus Göttingen erhalten und beschloß am folgenden Morgen gegen sie aufzubrechen. Da erhielt er den durch den Generalstabsofficier der Division, Hauptmann v. Scherff, ihm überbrachten Befehl, statt nach Osten, sich nach Norden in Marsch zu setzen, wo kein Feind mehr stand. Er glaubte, im Widerspruch mit seiner Ueberzeugung von der Unrichtigkeit der Bewegung, dem Befehle nachkommen zu müssen und unterließ es auf eigene Verantwortung einen Schritt zu thun, der ohne Zweifel bedeutende Folgen gehabt, ihm selbst hohen Ruhm eingetragen haben würde (v. der Wengen, Kriegsereignisse zwischen Preußen und Hannover, Gotha 1886, S. 501). Am weiteren Verlaufe des Mainfeldzuges nahm er mit der Division Beyer theil und zeigte namentlich im Gefechte bei Hammelburg richtigen militärischen Blick (F. Hoenig, Die Entscheidungskämpfe des Mainfeldzuges, Berlin 1890, S. 238). Nach Friedensschluß wurde er Commandeur der 32. Infanteriebrigade zu Trier.

Der Ausbruch des Krieges gegen Frankreich im Jahre 1870 führte den General v. G. wiederum in einen neuen Wirkungskreis. Er wurde zum Commandeur der 13. Infanteriedivision ernannt. Mit dieser zog er im Verbande des zur I. Armee unter Steinmetz gehörenden VII. Armeecorps unter General v. Zastrow zu Felde. Am Tage des ersten Zusammentreffens des letzteren mit dem Feinde, in der Schlacht bei Spicheren am 6. August, ließ er sich wiederum die Gelegenheit entgehen schwerwiegenden Einfluß auf den Gang des Kampfes auszuüben und Lorbeeren zu pflücken. Er versäumte in diesen einzugreifen und, wenn es für diese Unterlassungssünde auch mancherlei Erklärungen und Entschuldigungen giebt, so trifft ihn jedenfalls der Vorwurf, daß er unterlassen hat, sich genügende Nachrichten über das stattfindende Gefecht zu verschaffen. Wenn er über den Stand der Dinge nur einigermaßen unterrichtet gewesen wäre, so würde er wohl die Scheu überwunden haben etwas zu thun was den Absichten und Befehlen des Generals v. Steinmetz, den er von Posen her kannte, zuwider gewesen wäre. Seine Nichtbetheiligung rettete das Corps Frossard vor einer vollständigen Niederlage (Cardinal v. Widdern, Kritische [401] Tage, 1. Theil; 3. Band, 3. Heft, Berlin 1900, S. 307). Bei der nächsten Gelegenheit, am 14. August in der Schlacht bei Colombey-Nouilly, suchte er das Versäumte gut zu machen. General v. der Goltz (s. unten S. 449) riß ihn an diesem Tage mit sich fort und G. ließ ihn nicht im Stiche. Am 18. August nahm er im Corpsverbande an der Schlacht bei Gravelotte-St. Privat thätigen Antheil, dann gehörte er zu der Metz einschließenden Armee des Prinzen Friedrich Karl bis ihm am 30. September das Commando der badischen Felddivision übertragen wurde. Schwerer Erkrankung wegen, welche ihn in Straßburg zurückhielt, konnte er dieses jedoch erst am 9. December antreten. Er traf die Division bei Dijon. Von hier mit 10 000–11 000 Mann gegen General Cremer zu einem Vorstoße auf Nuits entsandt, bestand er dort am 18. December ein siegreiches Gefecht, in welchem er leicht verwundet wurde, blieb jedoch bei der Truppe, räumte am 27. December Dijon und war am 9. Januar 1871 im Gefechte bei Villersexel, dann an den zur Vertheidigung von Belfort in den Tagen vom 13. bis 17. stattfindenden Kämpfen und bei der Verfolgung des geschlagenen Feindes thätig. Nach dem Kriege verblieb er in Baden, indem er zum Commandeur der 29. Division in Freiburg ernannt wurde; auch nachdem er am 8. März 1873 zum Gouverneur von Metz ernannt, aber schon am 15. October des nämlichen Jahres in Genehmigung seines Abschiedsgesuches als General der Infanterie zur Disposition gestellt war, kehrte er dorthin zurück und ist in der Stadt, die ihn 1892 zu ihrem Ehrenbürger ernannt hatte, am 3. Januar 1896 gestorben.

Im Jahre 1878 betraute ihn Kaiser Wilhelm I., vermuthlich auf Anregung des Großherzogs von Baden, mit dem Auftrage das gesammte Kriegervereinswesen des Deutschen Reiches zu einem einheitlichen Ganzen zu verschmelzen. Es war eine schwierige und kaum durchführbare Aufgabe. Kriegervereine gab es überall. In einigen Staaten – in Baiern, Sachsen, Württemberg und Hessen – waren sie in Landesverbände zergliedert; in Baden und in Preußen hingen die bestehenden Vereine loser zusammen. Alle waren von dem dunkeln Drange erfüllt einander näherzutreten, nur einen Körper zu bilden. Aber jeder wollte dieses Ziel auf einem anderen Wege erreichen, keiner dachte daran von seiner Eigenart etwas aufzugeben. Besonders Baiern und Sachsen verhielten sich ablehnend. Damit war die Angelegenheit eigentlich erledigt. Es fanden freilich noch mancherlei Verhandlungen statt, da sie aber keine Aussicht gaben daß der Zweck erfüllt werden würde, gab G. im Juni 1880 die Versuche auf und meldete dem Kaiser die Erfolglosigkeit seiner Bemühungen.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. Glümer, Adf. v. XLIX 399 Z. 1 v. u. l.: Lengefeld auf dem Eichsfeld bei Mühlhausen (statt im Kreise Naumburg a./S.). [Bd. 56, S. 396]