ADB:Grünne, Karl Ludwig Graf von

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Artikel „Grünne, Karl Ludwig Graf“ von Oscar Criste in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 602–603, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gr%C3%BCnne,_Karl_Ludwig_Graf_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 23:28 Uhr UTC)
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Grünne: Karl Ludwig Graf G., k. k. General der Cavallerie, geboren in Wien am 25. August 1808 als Sohn des ehemaligen Generaladjutanten des Erzherzogs Karl, trat am 21. Januar 1828 als Unterlieutenant in das Ulanenregiment Nr. 3. Nach fünfzehnjähriger Dienstzeit in verschiedenen Cavallerieregimentern wurde G. am 23. December 1843 Oberst im Husarenregimente Nr. 2 und gleichzeitig Vorsteher des Hofstaates des Erzherzogs Stefan. In dieser Verwendung im J. 1847 zum geheimen Rath ernannt und im August 1848 in der gleichen Eigenschaft dem damaligen Erzherzog Franz Josef [603] zugetheilt, wurde G. am 19. October 1848 zum Generalmajor und am 2. December 1848 zum ersten Generaladjutanten des jungen Kaisers ernannt, in welcher Stellung er, am 12. Juli 1850 zum Feldmarschalllieutenant befördert, bis zu seiner am 20. October 1859 erfolgten Ernennung zum Oberststallmeister und Capitän der Gardegendarmerie verblieb. In trüber und arg verworrener Zeit an eine hohe Stelle gelangt, sah G. sich mit einer Machtfülle ausgerüstet, wie solche eben nur in ganz außerordentlichen Zeiten und Verhältnissen in einer Hand vereinigt sein kann. Ob Graf G. auch in politischer Beziehung jenen bedeutsamen und wenig segensvollen Einfluß besessen, den seine nicht immer vorurtheilsfreien und objectiven Zeitgenossen ihm zuschrieben, wird doch erst eine spätere Zeit lehren können; zweifellos ist, daß seine Einwirkung auf alle militärischen Fragen, namentlich in Personalangelegenheiten maßgebend, aber nicht glücklich war, wenngleich an den guten Absichten des persönlich edel fühlenden, seinem Herrn und seinem Vaterlande treu ergebenen Mannes nicht gezweifelt werden kann. Denn nicht in der Person des Grafen G. und seiner Freunde, in dem althergebrachten System lagen die Ursachen jener unseligen Ereignisse, mit denen die Person des einflußreichen Generaladjutanten verknüpft ist. „Die commandirenden Generale, welche jenes System hervorbrachte, sie wurden geboren. Brachten sie in die fürstliche oder gräfliche Wiege auch noch ein wenig Talent, ein bischen kecken Reitermuth mit, dann konnte man denselben die Erreichung der höchsten militärischen Würden mit Zuversicht vorhersagen, sofern sie die Soldatencarriere einschlagen würden. Daß ein Feldherr nicht nur Genie, sondern auch gründliches Fachwissen besitzen müsse, hiervon schien man in der Zeit, da jenes System gestaltend und bestimmend wirkte, keine Ahnung gehabt zu haben.“ Graf G. selbst, nicht unbedeutend veranlagt, war auf diesem Wege zu hoher Würde gelangt, kein Wunder, daß er auch an Jene, die seinem Einfluß ihre Stellungen verdankten, nicht höhere Anforderungen stellte. Daß manche von anderer Seite herrührende Verfügung dem Chef der Militärkanzlei des Kaisers zugeschrieben und Ursache stiller, aber erbitterter Kritik war, darf bei Beurtheilung der Thätigkeit Grünne’s nicht außer acht gelassen werden. „Die Veteranen aus Radetzky’s letzten Jahren“, schrieb ein Kenner jener Verhältnisse nach dem Tode Grünne’s, „erinnern sich doch wohl noch lebhaft daran, wie der greise leutselige Marschall selbst Solchen, deren Pensionirung oder Versetzung er in eigener Person beantragt hatte, sein lebhaftes Bedauern über den Verlust, den er erleide, aussprach und so die Militärkanzlei als Blitzableiter für seine Popularität benützte.“

Am 22. November 1864 zum General der Cavallerie befördert, am 23. August 1865 zum Inhaber des Ulanenregiments Nr. 1 ernannt, dessen Rechte er übrigens noch zu Lebzeiten des früheren Inhabers G. d. C. Grafen Civalart seit 9. Februar 1851 ausübte, trat G. am 3. November 1875 in den Ruhestand und lebte bis zu seinem am 15. Juni 1884 in Baden bei Wien erfolgten Tode in völliger Zurückgezogenheit. Graf G. war seit 16. Mai 1831 mit Caroline, geborener Fürstin Trauttmansdorff-Weinsberg vermählt.

Acten des k. u. k. Kriegsarchivs. – Armeebl., 1884, Nr. 25. – Hirtenfeld, Oester. Militär-Conversationslexikon. – Vedette 1884, Nr. 49. – Militär-Zeitung 1884, Nr. 47.