ADB:Graeb, Karl Georg Anton

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Artikel „Graeb, Karl Georg Anton“ von Walther Gensel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 497–498, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Graeb,_Karl_Georg_Anton&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 17:51 Uhr UTC)
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Graeb: Karl Georg Anton G., Architektur- und Landschaftsmaler, geboren zu Berlin am 18. März 1816, † daselbst am 8. April 1884. – Nach beendetem Schulbesuch trat G. in das Atelier des Hoftheatermalers J. Gerst ein, der später sein Schwiegervater wurde, und besuchte daneben die Kunstakademie. Schon 1838 wurde er als Decorationsmaler am Königstädtischen Theater angestellt. Neben diesem Zweige seiner Kunst pflegte er aber auch damals schon die Staffeleimalerei und hatte größere Reisen zu Studienzwecken gemacht, wie zwei in der akademischen Ausstellung desselben Jahres ausgestellte Tiroler Landschaften (Ansicht von Rattenberg und Zell am See) beweisen, bei denen im Katalog ausdrücklich „nach der Natur“ vermerkt ist. Die Früchte einer noch umfangreicheren Reise nach den Alpen und Südfrankreich brachte dann die Ausstellung von 1840: landschaftliche Scenerien aus Altorf, Innsbruck und Gavarnie im Departement Hautes Pyrénées. Dazwischen aber finden sich bereits zwei Darstellungen desjenigen Genres, dem G. später seinen Ruhm in erster Linie verdanken sollte: ein Kreuzgang in Berchtesgaden und eine Kirche der Stadt Vienne am Rhône. Von noch größerem Einfluß auf seine Entwicklung wurde eine 1843 unternommene Reise nach Italien, von der er nicht nur mehrere farbige Bilder, sondern auch reiches Studienmaterial für Berliner Arbeiten mitbrachte. Auf der Ausstellung von 1844 finden wir bereits Ansichten von Catania, Rom, Neapel, denen 1846 eine Meerenge von Messina, 1848 vier Bilder aus Neapel und Sicilien und im nächsten Jahrzehnt eine ganze Reihe anderer folgten. Auch nach Armenien scheint ihn seine Reiselust geführt zu haben, wenigstens stellte er 1850 neben einem Kreuzgang am Dom zu Regensburg und einem Strand bei Amalfi auch eine Gegend am Ararat und eine Ansicht der Festung Kars in Armenien aus. Inzwischen war er 1844 wieder in das Gerst’sche Atelier für Decorationsmalerei eingetreten, in dessen Leitung er sich mit seinem Schwiegervater, bis zu dessen Rücktritt, 1851, theilte. Nun aber glaubte er auf die Decorationsmalerei verzichten und sich ganz der Staffeleimalerei widmen zu können. Daß er bei den Berliner Sammlern damals schon großen Anklang fand, wird durch den seit 1852 bei fast allen von ihm ausgestellten Werken stehenden Vermerk „aus Privatbesitz“ oder „aus der Sammlung …“ bewiesen. Auch der Hof war auf ihn aufmerksam gemacht worden. Friedrich Wilhelm IV. und die Königin Elisabeth bestellten bei ihm zahlreiche Arbeiten, besonders Aquarelle mit Motiven aus Stolzenfels, den Pottsdamer Parks und Schlössern, „liebenswürdige kleine Meisterwerke“ (zum Theil im Hohenzollern-Museum). Und [498] ebenso wurde er zur Ausschmückung des Neuen Museums, in dem er in einem der Säle der Abtheilung für Gipsabgüsse zwei Reconstructionen von Athen und Olympia malte, später auch mit seinem Sohne Paul († am 5. Januar 1892) zusammen zur Ausschmückung des Thurmzimmers im „Grünen Hut“ des Schlosses mit Berliner Ansichten aus kurfürstlicher Zeit herangezogen. 1851 kam die Ernennung zum Hofmaler. Aber auch bei seinen Collegen fand er freudigste Anerkennung. 1852 wurde ihm für sieben Bilder, Aquarelle und Zeichnungen, unter denen sich eine Ansicht des Hofes im kgl. Schlosse zu Potsdam mit Figuren von Wilhelm Meyerheim, die Obere Terrasse von Sanssouci und die Krypta der Schloßkirche in Quedlinburg befanden, die kleine goldene Medaille, 1854 für eine Ansicht der Fontana Medina in Neapel (im Besitz des Königs), das Innere des Domes zu Halberstadt und ein kleines Architekturbild die goldene Medaille zuertheilt, Anerkennungen, denen 1855 die Ernennung zum Professor folgte. In den beiden Bildern von 1854, von denen sich die letzten zwei jetzt in der Galerie Ravené befinden, sehen wir den Meister auf der Höhe seiner Kunst. Was ihn auszeichnet, ist vor allem ein vortreffliches Verständniß für die architektonischen Formen und perspectivische Wirkung und eine sehr feine Lichtbehandlung. Die Farben sind hell und zart, die Schatten farbig und durchsichtig. Ueberraschend ist, daß überall bei der außerordentlich peinlichen Durchführung auch der kleinsten Einzelheiten, selbst der oft winzigen Staffagefiguren, die Wirkung des Ganzen nicht verloren geht. In die Ravené-Galerie kamen auch die beiden 1856 von ihm ausgestellten Bilder, die Fontana Medina, wol eine Replik des früheren Bildes, und die Gegend bei Narni. Italienische und deutsche Motive wechseln auch in den nächsten Jahren in seinem Werke ab. Die wichtigsten Bilder der ersten Gattung sind der Hof der Capella Pazzi (1858), der Blick auf Florenz von San Miniato und die Grabmäler der Scaligeri in Verona (1860), bei Vietri am Golf von Salerno (1864). Später aber entnahm er seine Motive fast ausschließlich den Kirchen Deutschlands und der Schweiz. Wir nennen: Aus der Frauenkirche zu Halberstadt und der hohe Chor der St. Georgskirche zu Tübingen (1866), St. Laurentiuskirche zu Fluens in der Schweiz. Aus dem Dom von Chur, Kreuzgang am Dom zu Merseburg (1868), Monumente an der Kirche St. Anastasia zu Verona (1870), Kanzel aus der Kirche zu Nördlingen (1872). Innere Ansicht der alten Synagoge zu Prag (1876). Aus dem St. Luciusdom zu Chur und Kanzel im Dom zu Freiburg (1879), Aus der Domkirche zu Alt-Breisach und Aus dem Dom von Sta. Maria auf Torrello bei Venedig (1880). Zum letzten Male stellte er 1883 ein Interieur aus. Unter den Sammlern, die diese Werke erwarben, befinden sich die bekanntesten Namen der damaligen Berliner Bürgerschaft: Commerzienrath Mendelssohn-Bartholdy, Strousberg, Generalconsul Maurer, Consul Menger, Stadtrath A. Löwe. In die Nationalgalerie gelangten vier Bilder von ihm; zwei aus der Sammlung Wagner: Gräber der Familie Mansfeld in Eisleben und Lettner im Dom zu Halberstadt (beide Berlin 1860 bezeichnet), ein kleines Bildchen Thüringer Mühle aus der Sammlung Maurer und ein 1868 bezeichnetes Kircheninneres. G. war seit 1860 Mitglied der Akademie und wurde 1875 in deren Senat gewählt, ebenso Mitglied der Akademien in Amsterdam und Wien. Außer seinen Berliner Auszeichnungen hat er Medaillen in Holland und auf der Wiener Weltausstellung erhalten. Er war kein Bahnbrecher und kein umfassender, aber ein durch und durch tüchtiger Künstler. „Ihm ist es vergönnt gewesen“, heißt es in dem Nekrolog der Akademie, „sich als einen der Ersten in seinem Fach unter den Lebenden bis ans Ende zu behaupten.