ADB:Guttenberg, Karl Gottlieb

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Artikel „Guttenberg, Karl Gottlieb“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 226–227, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Guttenberg,_Karl_Gottlieb&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 11:33 Uhr UTC)
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Guttenberg: Karl Gottlieb G., Zeichner und Kupferstecher, geb. am 21. August 1743 zu Wöhrd bei Nürnberg, gest. im Spätherbst 1792 zu Paris. Als Sohn eines armen Handlangers in den Werkstätten der Steinmetzen hatte er eine Jugend voll Entbehrungen durchzumachen. Die Anfangsgründe in der Zeichnenkunst erwarb er sich in der Schule des J. J. Preißler in Nürnberg und wurde dann bei einem mittelmäßigen Schriftstecher mit der Kupferstichkunst, freilich nur handwerksmäßig, bekannt gemacht. Später fand er bei Mechel in Basel Beschäftigung und zugleich Gelegenheit, sich zum Künstler auszubilden. Er zeichnete und stach Figürliches, wie Landschaften, und dieser Zeit gehören bereits rühmenswerthe Blätter an. Nach einem sechsjährigen Aufenthalte in Basel wandte er sich nach Paris, wo er anfangs, aus Mangel an Bekanntschaft, für naturhistorische Werke Thiere und Vögel stach. Mit dem berühmten Kupferstecher Wille in Berührung gekommen, hielt er es nicht unter seiner Würde, bei diesem Künstler als Lehrling einzutreten und durch Fleiß wie durch angebornes Talent wurde er auf diesem Wege zu einem Künstler herangebildet, dessen Werke sich stets des Beifalls erfreuten. Nun folgten reichliche Aufträge, bei denen ihm zuweilen seine Frau, eine geborene Lorieux, durch Vorätzen behilflich zur Seite stand. Er wurde dadurch so an Paris gefesselt, daß er mit Ausnahme einer kleinen Reise nach Basel Frankreich nicht verließ. Zu seinen vorzüglichsten Schülern gehören neben seinem jüngeren Bruder Heinrich noch I. S. Klauber aus Augsburg und Theod. Falkeisen aus Basel. Er stach viel nach französischen [227] und niederländischen Malern und auch nach eigenen Zeichnungen. Zu den geschätztesten Werken seines Grabstichels gehören: „Die Aufhebung der Klöster in Oesterreich“, nach Defrance, „Das schmollende Kind“ nach Greuze, „Der Chemiker“ nach Mieris, „Der flämische Tanz“ nach P. van Mol, „Die Abendgesellschaft“ nach Rembrandt, „Der Rheinfall“ nach Schütz und die „Satyre auf die in Folge der Theetaxe in Amerika ausgebrochenen Unruhen“. Man zählt etwa 80 seiner Blätter. Sie beweisen, daß er ein gründlicher Zeichner war, der den Grabstichel wie die Radirnadel trefflich zu benützen wußte, um wahre Kunstwerke zu schaffen. – Heinrich G., sein jüngerer Bruder, gleichfalls Kupferstecher, ward geb. am 29. April 1749 zu Wöhrd und † am 16. Januar 1818 zu Nürnberg. Auch er wurde bei Preißler im Zeichnen unterrichtet und da er sich nach dem Beispiele seines Bruders auch für die Kupferstichkunst entschied, darin von einem mittelmäßigen Kupferstecher unterwiesen. Als er von diesem nach dreijähriger Lehrzeit den Lehrbrief erhielt, glaubte er ein vollendeter Künstler zu sein, dem in Paris die glänzendsten Erfolge nicht fehlen könnten. Mit 21 Jahren kam er zu Fuß daselbst an. Sein Bruder, der ihn liebevoll aufnahm, sah bald, wie schwach es mit der Kunst bei ihm bestellt sei, aber für weisen Rath war der dünkelhafte Besitzer des Lehrbriefes nicht empfänglich und es kam zwischen den Brüdern zu einem Bruch, bis die trüben Erfahrungen, die nun nachfolgten, Heinrich mürbe machten. Es erfolgte die Aussöhnung Beider, nachdem der Lehrbrief dem Feuer überantwortet wurde. Nun ging die Arbeit glänzend von statten, nachdem Heinrich auch bei Wille seine Studien gemacht hatte. Die Unruhen in Frankreich trieben ihn 1789 nach Italien, wo er 18 Monate blieb. Die Nachricht von der Krankheit seines Bruders rief ihn zurück, doch fand er denselben nicht mehr lebend. Er verließ darauf Frankreich und siedelte sich in Nürnberg 1793 an, wo er 10 Jahre blieb, als ihn die Lust anwandelte, nochmals Paris zu besuchen. Nach 6 Jahren kehrte er abermals in seine Vaterstadt zurück und blieb da bis zu seinem Tode. Wie sein Bruder war er im Figürlichen wie im Landschaftsfache gleich bewandert, besonders die Landschaften, Thierstücke und Conversationsstücke niederländischer Künstler wußte er trefflich wiederzugeben. Für das Musée Napoleon war er auch beschäftigt; die große Kreuzabnahme nach Rubens, die er für dasselbe ausführte, gehört zu seinen Hauptblättern. Unter diesen erwähnen wir noch „Eine heilige Familie“ nach Raphael, „Eine Beschneidung Christi“ nach Fra Bartolomeo und eine Landschaft nach Dietrich.

Die nürnbergischen Künstler, geschildert nach ihrem Leben und ihren Werken. Nürnb. 1822 (daselbst auch die Bildnisse beider Brüder).