ADB:Heinrich von Kalden

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Artikel „Kalden, Heinrich von“ von Eduard Winkelmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 20–21, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heinrich_von_Kalden&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 00:19 Uhr UTC)
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Kalden: Heinrich von K., Reichshofmarschall unter Heinrich VI., Philipp, Otto IV. und Friedrich II., wahrscheinlich Sohn des unter Friedrich I. vorkommenden Marschalls Heinrich von Pappenheim. Er nannte sich auch öfters von Pappenheim, am meisten aber nach der Burg Kalentin (Kalden) bei Monheim nordöstlich von Donauwörth. Von Friedrich I. seinem Sohne Heinrich VI. als [21] Marschall beigegeben, begleitete er diesen nach Italien, wo er den Beinamen Testa bekommen zu haben scheint, und blieb bei demselben bis zum Kreuzzuge Friedrichs, auf welchem er als Eroberer der Burg Skribention im October 1189 gerühmt wird. Nach dem Tode des Kaisers kehrte er zu Heinrich zurück und hat in dessen Dienst die Eroberung des sicilischen Reiches durch den großen Sieg bei Catanea gesichert, welchen er 1197 über das überlegene Heer der Aufständischen davontrug. Er zog dann mit vielen deutschen Fürsten ins heilige Land, wo freilich größere Unternehmungen durch den inzwischen erfolgten Tod des Kaisers vereitelt wurden. Wie Friedrich I. und Heinrich, so diente K. nach seiner Rückkehr auch Philipp von Schwaben mit hingebender Treue und man kann sagen, daß vielleicht mit Ausnahme der Jahre 1200–1202, in welchen Zerwürfnisse mit dem Kanzler Konrad B. von Wirzburg ihn vom Hofe ferngehalten zu haben scheinen, Nichts von Bedeutung vorkam, wobei K. nicht betheiligt gewesen wäre; er war ebenso bei den Verhandlungen mit Abgeordneten des Papstthums in den Jahren 1203 und 1207, als bei den großen Feldzügen nach Thüringen 1204 und gegen den Niederrhein 1205. Bei letzterem hat er in persönlichem Kampf mit Otto IV. vor Köln diesen vom Pferde geworfen und verwundet. Die Rache für seinen durch den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach ermordeten König machte er zu seiner besonderen Aufgabe; mit eigener Hand schlug er dem Mörder den Kopf ab, als er ihn endlich in einer Scheune bei Oberndorf (Regensburg) entdeckt hatte. Wohl in der Ueberzeugung, daß das staufische Haus mit Philipp in Deutschland endgültig abgeschlossen sei – es war von demselben ja nur noch ein Knabe, der in Sicilien regierende Friedrich II. übrig, hatte K. sich gleich nach Philipps Tod mit dessen bisherigem Gegner Otto IV. in Verbindung gesetzt, der allein für die Krone in Frage kommen konnte, und man begreift, welchen Werth für Otto der Anschluß dieses Mannes haben mußte, welchen ein Zeitgenosse den berühmtesten unter den Schwaben nennt und der als Berather der letzten Könige auch ihm am Besten zu rathen vermochte, „was zu seiner Ehre nöthig war“. K. hat hauptsächlich Otto’s Verlobung mit Philipps Erbtochter Beatrix betrieben, ihn in Schwaben eingeführt, mit eiserner Hand bei der Aufrechterhaltung des Landfriedens unterstützt und 1209 auf dem Römerzuge ohne Zweifel die eigentliche Leitung des Heeres gehabt. Er hielt bei Otto aus, auch dann noch, als derselbe mit dem Papste zerfallen und gebannt war. Aber als Deutschland in jenem Friedrich von Sicilien wieder einen staufischen König hatte und als derselbe in Frankfurt regelrecht erwählt, in Mainz gekrönt war, als Friedrich das Marschallamt an Anselm von Justingen verlieh und keine Aussicht war, es durch Ausharren bei Otto behaupten zu können, da ist auch K. zu dem Enkel und Sohn seiner früheren Herren zurückgekehrt (Januar 1213). Obwol Justingen ihm nun das Amt lassen mußte, hat er offenbar den früheren Einfluß nicht wiedererlangt; er tritt wenigstens nicht mehr so hervor und dürfte bald nach 1214, in welchem Jahre er zuletzt erscheint, gestorben sein. Er gehört zu dem Kreise der Reichsdienstmannen, welche durch ihre Tüchtigkeit sowohl als auch durch ihre fortdauernden persönlichen Berührungen mit den Herrschern in der späteren staufischen Zeit einen ganz bedeutenden Antheil an der Regierung bekommen haben, wenn derselbe sich auch im Einzelnen nicht immer so nachweisen läßt, wie es bei K. möglich war. Das Marschallamt aber ist, nachdem 1215 bis c. 1225 Anselm von Justingen nochmals eingetreten, schließlich der Familie Pappenheim dauernd verblieben.