ADB:Heinrich von Mügeln

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Artikel „Mügeln, Heinrich von“ von Elias von Steinmeyer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 454–455, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heinrich_von_M%C3%BCgeln&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 20:26 Uhr UTC)
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Mügeln: Heinrich von M. (bei Oschatz im Meißnischen), fruchtbarer Schriftsteller des 14. Jahrhunderts. Von seinen Lebensverhältnissen steht fest, daß er sich längere Zeit bei Kaiser Karl IV. zu Prag aufhielt, daß er zu Ludwig von Ungarn[WS 1] (1342–82), Rudolf IV. von Oesterreich († 1365) und Hertnit von Petau in der Steiermark[WS 2] († 1385), denen er einzelne seiner Werke dedicirte, in Beziehungen gestanden hat, und daß er erst nach 1369 gestorben sein kann. Seine litterarische Thätigkeit war eine doppelte. Er übersetzte auf der einen Seite lateinische Schriften in deutsche Prosa: so die Erläuterungen des Nicolaus de Lyra zu den Psalmen (unedirt), einen bis 1333 reichenden Abriß der ungarischen Geschichte, dessen Original in dem sog. Chronicon pictum Vindobonense von 1358 vorliegt (vor 1365; herausgegeben von M. Kovachich[WS 3], Sammlung kleiner, noch ungedruckter Stücke I (Ofen 1805) S. 1–94), den Valerius Maximus[WS 4] (1369; erster Druck Augsburg 1489). Diese Versionen zeigen, daß Mügeln’s Kenntniß der lateinischen Sprache mangelhaft war und daß ihm grobe Mißverständnisse unterlaufen; daher kann er auch nicht, wie vermuthet ist, als Verfasser jenes Chron. pictum angesehen werden. Auf der anderen Seite dichtete er in lateinischer und in deutscher Sprache. Seine zahlreichen deutschen Poesien brachten seinen Namen auf die Nachwelt und veranlaßten, daß die Tradition der Meistersänger in M. einen der zwölf Gründer ihrer Zunft verehrte. Wir finden bei ihm das ganze Repertoire der Spruchdichter des 13./14. Jahrhunderts wieder und treffen auf eine ähnlich verkünstelte Ausdrucksweise und auf die gleiche Sucht, Gelehrsamkeit zu zeigen, wie bei Frauenlob, welchen M. neben Konrad [455] von Würzburg besonders verehrte. Das umfänglichste unter den deutschen ist ein Lobgedicht auf Karl IV., betitelt „Der Meide Kranz“; auch in diesem drängt sich astrologische Weisheit stark hervor. Sympathischer wirkt sein einziges erhaltenes lateinisches Gedicht, die in 49 kunstvoll gegliederte Abschnitte zerfallende gereimte Ungarische Chronik (herausg. von Chr. Engel, Monumenta Ungrica, Wien 1809, S. 1–54), welche eine dem Simon Keza[WS 5] ähnliche Quelle voraussetzt.

W. Müller, Fabeln und Minnelieder von Heinrich von Mügeln in den Göttinger Studien, 1847, S. 903–929 und separat Göttingen 1848. K. J. Schröer[WS 6], Die Dichtungen Heinrichs von Mügel (Mogelîn) nach den Handschriften besprochen in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie, phil.-hist. Classe LV (1867), S. 451 ff. Derselbe in der Germ. 13, 212 ff. W. Wilmanns in der Zeitschrift für deutsches Alterthum 14, 155 ff. O. Lorenz, Deutschlands Geschichtsquellen I, 284 ff.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Ludwig von Ungarn (1326–1382), König von Ungarn und Polen.
  2. Auch Hartneid von Pettau; Adelsmarschall der Steiermark
  3. Márton György Kovachich (1743–1821), ungarischer Rechtshistoriker
  4. Valerius Maximus, lateinischer Schriftsteller während der Tiberius-Zeit (42 v. Chr.–37).
  5. Simon de Kézai (13. Jhd.), ungarischer Chronist.
  6. Karl Julius Schröer (1825–1900), Goethe-Forscher, Literaturwissenschaftler.