ADB:Hermann (Markgraf von Baden-Baden)

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Artikel „Hermann, Markgraf von Baden“ von Arthur Kleinschmidt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 120–122, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hermann_(Markgraf_von_Baden-Baden)&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 11:36 Uhr UTC)
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Hermann, Markgraf von Baden, aus dem Hause Baden-Baden, fünfter Sohn des Markgrafen Wilhelm von Baden-Baden von Gräfin Katharina Ursula von Hohenzollern-Hechingen, wurde am 12. October 1628 in Baden geboren. [121] Als jüngerer Prinz wurde er zu dem geistlichen Stande bestimmt und Domherr zu Köln und Paderborn. Er genoß eine gute, freilich sehr streng katholische Erziehung und regte den Badener Jesuiten Johannes Gamans dazu an, eine badische Hausgeschichte zu schreiben. Bei den Wirren in Polen dachten viele Magnaten an die Berufung Hermanns oder seines Neffen Ludwig Wilhelm auf den erledigten Thron, zumal Beide mit dem königlichen Hause Wasa verwandt waren. Da H. geneigt gewesen wäre diesem Rufe zu folgen, so entsagte er 1661 dem geistlichen Stande, legte seine Canonikate nieder und widmete sich fortan dem Kriegerberufe. 1663 führte er die Truppen des burgundischen Kreises gegen die Türken nach Ungarn. Als 1665 der Gouverneur der spanischen Niederlande den Kaiser Leopold um Hülfe gegen Frankreich anging, übergab dieser den Befehl über 80,000 Mann an den Markgrafen und dieser langte trotz vielfacher Proteste Ludwigs XIV. einstweilen mit 3000 Mann in den Niederlanden an; durch die List, daß er weitere 2000 für Diener etc. ausgab, hatte er bald 5000 Mann zusammen. 1667 gab H. sich große Mühe, einen neuen Ausbruch des Krieges zu verhindern. Dem Kaiser treu ergeben, ging er im Auftrage des Gouverneurs der spanischen Niederlande, Marquis von Castel Rodrigo, im Juli 1667 nach Berlin, um den Kurfürsten von Brandenburg zum Bündnisse mit Spanien gegen Frankreich zu bestimmen, überwand seine Bedenken durch das Versprechen von Subsidiengeldern und Sicherstellung gegenüber Schweden und kehrte im August nach Brüssel zurück. Hier veranlaßte er am 16. November 1667 den Abschluß eines Bündnisses Castel Rodrigo’s mit dem brandenburgischen Abgesandten Blaspiel, wodurch der Kurfürst sich verpflichtete, Spanien für bestimmte Hülfsgelder mit 15,000 Mann beizustehen – der Kurfürst genehmigte jedoch dies Bündniß nicht und trat zu Frankreich, December 1667. 1671 spann Frankreich abermals Intriguen gegen das deutsche Reich und gegen Holland, dem Reiche war ein Bündniß mit Schweden nützlich; diese Krone schickte darum den berühmten Pufendorf nach Wien und Hermann verwandte sich nach Kräften für eine Allianz mit Schweden. Aber den Fürsten Lobkowitz und Windischgrätz, die von Ludwig XIV. bestochen waren, gelang es den Kaiser einzuschüchtern und die Allianz zu hintertreiben. 1673 ging H., ebenso gewandt als Diplomat wie tapfer als Krieger, unter Montecuccoli’s Oberbefehl an den Rhein als kaiserlicher Generalfeldzeugmeister und Befehlshaber der Artillerie und focht ruhmvoll gegen die Franzosen. Am 4. October 1674 stritt er mit dem Generalfeldmarschall Bournonville bei Holzheim und siegte, wenngleich auch die Franzosen den Sieg beanspruchten; hingegen war er bei Mühlhausen am 29. December 1674 und bei Türkheim am 5. Januar 1675 unglücklich und mußte über den Rhein zurück. 1675 übertrug Montecuccoli ihm die Vertheidigung des Breisgau; H. zog mit kaiserlichen und schwäbischen Kreistruppen an den Rhein und erschwerte dem Marquis von Vaubrun den Brückenschlag bei Rheinau. Trotzdem kam Turenne über den Rhein; H. warf nun eine starke Besatzung nach Offenburg, die sich standhaft gegen Vaubrun hielt und nahm Theil an der Belagerung von Hagenau. Als General Montclair mit 2000 Mann aus Breisach ausgezogen war, um die Gegend zu brandschatzen, sandte der Markgraf 1200 Reiter unter General Graf Schultz gegen ihn; dieser überfiel den Feind bei Buchholz, zersprengte ihn und fing viele Franzosen, Montclair selbst am Spieltische; nun hielt sich der Feind ruhig in Breisach und ließ die Umgegend in Frieden. H. beschoß Zabern, zog aber auf Montecuccoli’s Befehl ab und traf mit ihm in den Winterquartieren zu Eßlingen ein. 1676 stand H. nach Montecuccoli’s Abgang unter dem Oberbefehle des Herzogs Karl V. von Lothringen am Rheine und als die Franzosen die Festung Philippsburg verstärken wollten, zwangen er und Karl die Verstärkungstruppen zur Umkehr. An der Belagerung von Philippsburg nahm nun H. mit seinem Vetter, Markgrafen Friedrich VI. von Baden-Durlach, Theil seit Ende [122] April; erst am 17. Sept. 1676 capitulirte Philippsburg und H. ehrte die Ausdauer des tapferen Commandanten, Charles Faitrien du Fay, durch Ueberreichung eines prachtvollen Degens. 1677 betheiligte sich H. an der Expedition Karls von Lothringen, der freilich erfolglos in die Champagne eindringen wollte, 1678 kämpfte er unter ihm gegen die Franzosen und befehligte eine Zeit lang als Commandant in Straßburg gegen den Marschall v. Créqui, bis Krankheit ihn überfiel. Nachdem in Nymwegen der Friede abgeschlossen worden, bereiste H. verschiedene Höfe, um sie für den Kaiser zu gewinnen; so begegnen wir ihm 1680 abermals in Berlin, wo er aber wenig Entgegenkommen fand. 1682 wurde er nach Montecuccoli’s Tod Präsident des kaiserlichen Hofkriegsrathes und 1683 nach Ungarn geschickt, um Vorbereitungen zum Türkenkriege zu treffen. Er beschwor den Kaiser, doch ja keine Ersparnisse am Heerwesen zu machen, wo man jetzt einer gewaltigen Kraft bedürfe. H. wurde kaiserlicher Feldmarschall und leitete die Geschäfte als Hofkriegsrathspräsident und erster Minister Leopolds I. Trotz seiner dringenden Vorstellungen war Wien von Garnison und allen Mitteln zur Vertheidigung entblöst, was ihm tiefen Schmerz verursachte; als der Kaiser nach Linz floh, 7. Juli 1683, erbot er sich in Wien zu bleiben, doch gestattete Leopold es ihm nur für die folgende Nacht. Sofort ließ H. Geschütz auf die Wälle der von den Türken belagerten Stadt führen, traf Verabredungen mit dem Herzoge von Lothringen, ermahnte den Magistrat zu muthigem Ausharren und reiste am 8. Juli zu Leopold nach Linz. Von Leopold abgesandt, wohnte er am 3. September in Städteldorf dem großen Kriegsrathe Johann Sobieski’s und der Führer der Alliirten an, auf seinen Antrag beschloß man die Concentrirung des Heeres bei Tulln und am 8. September übernahm er ein Commando unter dem Herzoge von Lothringen. In der Schlacht vom 12. September hielt er sich zuerst neben Sobieski, führte dann die in Reserve stehenden kaiserlichen Bataillone den Kahlenberg hinab und kam den Türken in die Fronte. Im October 1684, als die Feldherren die Belagerung von Ofen aufheben wollten, erschien H., der seit Monaten dagegen gearbeitet, im kaiserlichen Auftrage vor Ofen; sein Gegner, der Herzog von Lothringen, hatte Leopold veranlaßt, ihn mit der Leitung der Belagerung zu betrauen. Vergeblich hatte H. bisher um ein Commando im Felde angehalten, jetzt übertrug man ihm eine verlorene Sache, aber gewöhnt als Soldat zu gehorchen, folgte er sofort. Es handelte sich nur noch darum, die Trümmer des fast vernichteten Heeres und das große Belagerungsmaterial zu retten und H. that dies am 29.–30. October. Seit 1685 machte die Pforte wiederholt Friedensanträge, aber H. wußte sie zu hintertreiben; er hielt es für Ehrensache mit aller Kraft den Krieg fortzuführen. Anstatt Großwardein zu belagern, rieth er, die Drau- und Donauübergänge sollten durch ein detachirtes Corps beobachtet werden und die Hauptarmee Szigeth angreifen. 1687 wollte der in Ungarn blutig hausende Antonio Caraffa H. verdächtigen, als stehe er in geheimem Einverständnisse mit dem Rebellen Tököly; hierüber beschwerte sich sein Neffe, Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, „der Türkenlouis“, bei dem Kaiser und dieser Fall gab den Anlaß zur Aufhebung des Blutgerichts in Eperies, November 1687. H. wohnte als Gouverneur von Raab am 9. Dec. 1687 der Krönung des Erzherzogs Joseph zum Erbkönige von Ungarn in Preßburg bei. 1688 ernannte ihn Leopold I. zum Principalcommissarius in Regensburg am Reichstage, in der Hoffnung auf Ausnützung seines großen Einflusses bei den Reichsständen, da ein Bruch mit Frankreich vor der Thüre zu stehen schien. Mit dem innigsten Jubel erfuhr H. noch den glorreichen Sieg des Türkenlouis bei Szalankemen, dann raffte ein Schlag am 2. October 1691 den Greis in Regensburg weg. Am 30. October wurde er dort bestattet. Er war unvermählt.