ADB:Hofmaier, Ulrich

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Artikel „Hofmaier, Meister Ulrich der“ von Sigmund Ritter von Riezler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 623–624, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hofmaier,_Ulrich&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 09:53 Uhr UTC)
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Hofmaier: Meister Ulrich der H., ein vielbeschäftigter, durch Gewandtheit und Kenntnisse hervorragender Staatsmann Ludwig des Baiern, einer der zahlreichen Augsburger, die im Dienste dieses Kaisers wirkten. Doch wohl dieselbe Persönlichkeit ist jener Meister Ulrich H., der 1314 als bischöflich augsburgischer Archivar, das Jahr darauf als Vorstand des bischöflichen geistlichen Gerichtes und 1318 als Kanoniker von Feuchtwangen genannt wird. Dagegen muß ein [624] verheiratheter Augsburger Bürger, Meister Ulrich, den der Bischof 1338 als seinen „Hofmaier“, d. i. als Oberverwalter der bischöflichen Maierhöfe bezeichnet, von ihm unterschieden werden. Hofmaier’s Magistertitel wird von der Universität Paris rühren, wo er nach glaubwürdiger Angabe gelehrt und die Würde eines Procurators der englischen Nation bekleidet hat. 1329 hob er zu Nürnberg Ulmann Stromer, der sich später als Verfasser einer Nürnberger Chronik einen Namen machte, aus der Taufe. Im Dienste des Kaisers ist H. erst nach dessen Rückkehr aus Italien mit Sicherheit nachzuweisen. 1331 wird er als kaiserlicher Secretär, seit 1335 als Protonotar bezeichnet und in den Jahren von 1331 bis 1343 scheinen wenige andere dem Kaiser so nahe gestanden, in Ziele und Wege seiner auswärtigen Politik so tief eingeweiht gewesen zu sein. Neun- oder zehnmal ist H. während dieses Zeitraums in Ludwigs Auftrag nach Avignon, Paris, Venedig, vielleicht auch Antwerpen gewandert. Seine Anstellung im kaiserlichen Dienste mag er dem Bischofe Ulrich von Augsburg verdankt haben, sein rasches Emporkommen erklärt sich leicht durch seine Rechtskenntnisse und seinen früheren Aufenthalt in Frankreich, der ihn besonders zu Unterhandlungen mit den Höfen von Paris und Avignon empfahl. Als ausgezeichneten Decretisten rühmt ihn der zeitgenössische Abt Johann von Victring. 1331, 1335 und 1336 fiel H. gegenüber den Päpsten Johann XXII. und Benedict XII. die unerquickliche Aufgabe eines Sühneversuches zu; jedesmal mußte derselbe scheitern, da die Curie von Frankreich völlig beherrscht war und in Deutschlands Zerrissenheit ihren Vortheil sah. Zur Entschädigung für die Reisekosten ward H. 1336 die jährliche Steuer der Stadt Augsburg für die nächsten drei Jahre im Gesammtbetrage von 400 Pfund Augsburger Pfennigen angewiesen. Ende Januar 1338 ging H. nach Venedig, um mit dem Dogen Francesco Dandolo Verträge abzuschließen. In diesem und dem folgenden Jahre war er auch bei den Verhandlungen mit England thätig. Durch reiche Geschenke suchte König Eduard III. sowol von vornherein den guten Willen des einflußreichen kaiserlichen Raths sich zu sichern, als nach den Unterhandlungen seine Mühe und Sorgfalt zu belohnen. Freilich konnte er dadurch nicht hindern, daß H., allen Wandlungen der kaiserlichen Politik getreulich folgend, 1339 oder 1340 auch zu den Unterhandlungen mit Frankreich sich verwenden ließ. Noch dreimal mußte H. dann den schweren Weg nach Avignon wandern, im Herbst 1341 zu Benedict XII., im November 1342 und October 1343 zu Clemens VI. Bei der letzten Gesandtschaft war er einer der Specialbevollmächtigten, welche im Namen des Kaisers die weitgehenden und dennoch ihren Zweck nicht erreichenden Gelöbnisse abzulegen hatten. Nach einem so bewegten Leben im Dienste einer schwächlichen, wankelmüthigen und erfolglosen Politik mag der kaiserliche Diplomat leichten Herzens zur Ruhe gegangen sein. Als er 1346 zu Augsburg auf dem Sterbebette lag, ließ er sich aus Rücksicht auf die päpstlichen Sentenzen nur heimlich mit der Wegzehrung versehen und ordnete an, daß man ihn ohne Gepränge nicht in der Kirche, wie seinem Range gebührte, sondern auf dem Kirchhofe begrabe. Sein Bischof aber kehrte sich nicht daran und ließ die Leiche feierlich bestatten. Man hat in H. den Verfasser eines allegorischen Lobgedichtes auf Kaiser Ludwig gesucht; doch sind die Gründe, die dafür geltend gemacht wurden, nicht schwerwiegend. Von späteren Historikern ist H. vielfach mit seinem Amtsvorgänger, dem kaiserlichen Protonotar Meister Ulrich dem Wilden, verwechselt worden.

Riezler, Kaiser Ludwig der Baier, Meister Ulrich der Wilde und Meister Ulrich der Hofmaier von Augsburg (Forschungen z. deutschen Geschichte, XIV. S. 1–17).