ADB:Jäger von Jaxtthal, Friedrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Jäger, Friedrich, Ritter von Jaxthal“ von August von Rothmund in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 658–660, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:J%C3%A4ger_von_Jaxtthal,_Friedrich&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 17:24 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Jageteufel, Otto
Band 13 (1881), S. 658–660 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Friedrich Jäger von Jaxtthal in der Wikipedia
Friedrich Jäger von Jaxtthal in Wikidata
GND-Nummer 118868268
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|13|658|660|Jäger, Friedrich, Ritter von Jaxthal|August von Rothmund|ADB:Jäger von Jaxtthal, Friedrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118868268}}    

Jaeger: Friedrich J.[1], Ritter v. Jaxthal, einer der berühmtesten Augenärzte und Augenoperateure seiner Zeit, wurde im J. 1784[2] in Kirchberg an der Jaxt im Fürstenthum Hohenlohe geboren, wo sein Vater die Stelle eines fürstlichen Leibchirurgen einnahm. Schon in frühester Jugend wurde er von seinem Vater als Gehilfe verwendet und assistirte demselben noch nicht [659] 7 Jahre alt bei einer Leichensection und im Verbandanlegen. Im neunten Jahre machte er schon eine Venaesection. J. studirte zuerst in Würzburg, dann in Wien und endlich in Landshut, an welcher Universität er zum Doctor promovirt wurde. Nach seines Bruders Abgang als Assistent des berühmten Georg Joseph Beer in Wien bekam er dessen Stelle. Im J. 1809 trat er in den Militärdienst und übernahm eine chirurgische Abtheilung in Wien; später folgte er seinem Regimente nach Ungarn und verließ nach geschlossenem Frieden den Dienst, um sich in Wien als practischer Arzt niederzulassen und als Privatdocent zu habilitiren, wo er Gelegenheit hatte, die bedeutendsten späteren Augenärzte und Chirurgen in Einübung von Augenoperationen zu unterrichten. Im J. 1815 verehelichte er sich mit Beer’s einziger Tochter, wodurch das Verhältniß mit diesem berühmten Meister nur noch inniger wurde. Im J. 1816 wurde er Leibarzt des Staatskanzlers Fürst Metternich und begleitete denselben fortwährend auf seinen Reisen. J. erhielt mehrmals ehrenvolle Berufungen nach Bonn sowie nach Pest, konnte sich aber nie entschließen, Wien zu verlassen, obwol ihm die im J. 1821 durch Beer’s Tod erledigte klinische Lehrstelle an der Universität nicht übertragen wurde. Trotzdem wallfahrteten Augenärzte aus aller Herren Länder zu ihm und eine große Anzahl Schüler besuchten seine Privatklinik und seine Operationskurse. Die größten Akademien und gelehrten Gesellschaften ernannten ihn zu ihrem Ehrenmitgliede und Orden in Menge zierten seine Brust. Als in Galata eine medicinische Schule errichtet wurde, schlug J. die zu ernennenden Professoren vor. Auch an dem damaligen Kronprinz von Hannover versuchte er eine Operation zur Wiederherstellung des Sehvermögens, leider ohne Erfolg, worüber man ihm jedoch bei der Zweifelhaftigkeit des Falles keinen Vorwurf machen kann, obwol die Sache vielfach von seinen Neidern ausgebeutet wurde. Noch verhängnißvoller war für ihn ein Augenleiden des berühmten Feldmarschalls Grafen Radezky, das im J. 1839 begann und zu einer großen Hervorragung des Augapfels geführt hatte. J. wurde im allerhöchsten Auftrage nach Mailand geschickt und diagnosticirte als höchst wahrscheinlich eine krebsartige Neubildung. Unter diesen Verhältnissen mußte er sich sehr ungünstig über das Leiden aussprechen, obwol er doch auch die Möglichkeit einer Heilung nicht ausschloß, da in einzelnen Fällen unter derartigen Verhältnissen nach Entwicklung heftiger Entzündungserscheinungen eine Vereiterung eintrete. Als nun aber die Krankheit unter dem Gebrauch homöopathischer Mittel äußerst günstig verlief, so wurde dieser Fall zum Vortheil der Homöopathie und zu Ungunsten Jaeger’s ausgebeutet, und ein langer Federstreit war die Folge. Auch erhielt J., als im J. 1848 die Josefs-Akademie aufgelöst wurde, nicht die erledigte Stelle eines Oberfeldarztes, sondern wurde quiescirt. Von nun an wirkte er als practicirender Arzt und Vorstand einer Privatheilanstalt für Augenkranke, wo er sich als humaner Arzt und vortrefflicher Lehrer allgemeine Anerkennung verschaffte; er war ein Operateur ersten Ranges, der noch in seinem höchsten Alter die Staaroperation mit ausgezeichneter Routine ausübte. J. war der Hauptvertheidiger der Extraction des Kataract mit Lappenschnitt nach oben, ferner war er einer der ersten, welcher die lineare Schnittöffnung in die Hornhaut einführte, um Kapselreste zu extrahiren, ebenso erwarb er sich Verdienste um Einführung der Iridectomie und durch eine neue Modification der Operation der Trichiasis, des Ectropium u. s. w. Im Drucke ist von J. nichts erschienen als eine Dissertation über die Keratonyxis und ein amtlicher Bericht über ägyptische Augenentzündung. In späterer Zeit wurde J. durch seinen ausgezeichneten Sohn, den noch lebenden Professor Eduard v. Jaeger, in seinem praktischen Wirkungskreise unterstützt, dessen ausgezeichnete literarische Leistungen, worunter ein bis jetzt durch seine Genauigkeit unübertroffener ophtalmoskopischer [660] Atlas und viele andere geniale Arbeiten die letzten Lebensjahre seines edlen, jedoch nicht immer richtig gewürdigten Vaters versüßten. J. starb am 26. December 1871 in seinem 88. Lebensjahre.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 658. Z. 5 v. u. l.: Jäger: Christoph Friedrich. [Bd. 22, S. 794]
  2. S. 658. Z. 4 v. u. l.: am 4. September 1784. [Bd. 22, S. 794]