ADB:Jakob von Jüterbog

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Artikel „Jacob von Jüterbogk“ von Gotthard Lechler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 554–555, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jakob_von_J%C3%BCterbog&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 12:01 Uhr UTC)
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Jacob von Jüterbogk ist ein hochachtbarer Kirchenmann und Schriftsteller des 15. Jahrhunderts. Sein Zuname wird sehr wechselnd angegeben: Junterburg oder Junterbock; er heißt aber auch Jacobus Cisterciensis oder Carthusianus oder de Paradiso, je nach dem Orden oder dem Kloster, dem er einmal angehörte, auch Jacobus de Polonia, weil das Cistercienserkloster Paradies, in dem er zuerst lebte, in Polen lag. J. ist aber nicht etwa sein Taufname, sondern nur sein Klostername gewesen. Eigentlich hieß er Benedict Stolzenhagen, wurde frühestens 1381 in der Gegend von Jüterbogk, Provinz Brandenburg, geboren, und nach dieser Stadt benannt. Daß er aus einer armen Bauernfamilie stammte, sagt er selbst in einem Predigtbruchstück bei Klüpfel, 169. Seine wissenschaftliche Bildung und spätere ansehnliche Stellung verdankte er ohne Zweifel dem Umstand, daß er sich dem geistlichen Stande widmete. Wie er in das polnische Kloster Paradies gekommen, läßt sich nicht ermitteln. Jenes Kloster gehörte der Cisterciensergenossenschaft an. Der Abt sandte ihn zu seiner wissenschaftlichen Ausbildung auf die Universität Krakau. Dort erlangte er die akademischen Würden eines Magisters der Philosophie und Doctors der Theologie, was eine große Seltenheit bei den polnischen und deutschen Cisterciensern war (vgl. obige Predigtstelle). In sein Kloster zurückgekehrt, stieg er in demselben bis zur Würde des Abts. Später, 1441, trat er, weil die Disciplin ihm nicht streng genug war, mit Genehmigung der päpstlichen Legaten auf dem Basler Concil, aus dem Cistercienserorden in den der Karthäuser über, und begab sich in das Kloster zum Salvatorberg bei Erfurt. Hier blieb er, wurde Prior, hielt an der Erfurter Universität theologische Vorlesungen, bekleidete 1455 das Rectorat, und starb 1465, in einem Alter von mindestens 80 Jahren. – J. war sein Lebenlang ein eifriger Mönch. Eben deshalb lag ihm die Reform des Klosterlebens, welches in tiefem Verfall war, sehr am Herzen; hierfür arbeitete er durch seine „Petitiones religiosorum pro reformatione sui status“ (Klüpfel, 146 ff.). Er ging noch weiter, und rügte die Versäumnisse der geistlichen Oberen, „De negligentia praelatorum“ (Walch, Monimenta, I. 69 ff.). Ja er richtete eine Petition für Kirchenreform an Nicolaus V., sein „Avisamentum pro reformatione ecclesiae (Klüpfel, 135 ff.). Schließlich aber schrieb er, als seine Hoffnungen ihn täuschten, die stärkste Schrift: „De septem ecclesiae statibus“ (Walch, II. 2, 25 ff.). Er zieht darin [555] die Summa der Reformconcilien seines Jahrhunderts, hat jedoch, so sehr seine Seele für eine Reform der Kirche glüht, doch nur das Leben und die Praxis der Kirche, nirgends die Lehre derselben im Auge. Hochinteressant bleiben aber seine Gedanken über die Mittel und Wege, auf denen die Reform zu Stand und Wesen kommen könnte.

Seine Hauptschriften bei Walch, Monimenta medii aevi, Bd. I. u. II., 1757, 1771. Engelbert Klüpfel, Vetus bibliotheca ecclesiastica, Freiburg 1780, I. 1.