ADB:Judeich, Johann Friedrich

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Artikel „Judeich, Johann Friedrich“ von Richard Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 710–715, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Judeich,_Johann_Friedrich&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 14:50 Uhr UTC)
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Judeich: Johann Friedrich J., Dr. phil. h. c., Forstmann; geboren am 27. Januar 1828 in Dresden, † am 28. März 1894 in Tharand an Durchbrechung der Magenwand infolge einer Verwachsung von Leber und [711] Magen. Er war der Sohn des Hauptstaatscassirers zu Dresden und erwarb sich seine Vorbildung auf dem Gymnasium zum heiligen Kreuz (der sogenannten Kreuzschule) daselbst. 1845 verließ er die Anstalt mit dem Zeugniß der Reife für Prima, um sich dem forstlichen Berufe zu widmen. Die im Königreich Sachsen für den Staatsforstdienst vorgeschriebene einjährige praktische Lehrzeit absolvirte er im Altenberger Staatsforstrevier (Erzgebirge), welches Oberförster Kunze, ein tüchtiger Praktiker, verwaltete. Von Ostern 1846 bis dahin 1848 studirte er auf der Forstakademie Tharand. Nach bestandener Abgangsprüfung begab er sich ein Jahr auf die Universität Leipzig, um Nationalökonomie und verwandte cameralistische Fächer bei dem berühmten Professor Wilhelm Roscher zu hören. Die von diesem Gelehrten empfangenen Anregungen übten auf seine ganze spätere Richtung, insbesondere auf seine schriftstellerischen Arbeiten, einen unverkennbaren Einfluß aus. 1849 trat er bei der sächsischen Forstvermessungs-Anstalt (jetzt Forsteinrichtungs-Anstalt) als Hülfsarbeiter ein, in welcher Stellung er bis zum Sommer 1857 verblieb. Während dieser Zeit legte er auch die Prüfung für den höheren Staatsforstdienst in Sachsen ab.

Das Bedürfniß, seine Kraft einem größeren Wirkungskreise als praktischer Verwalter zu widmen, veranlaßte ihn 1857, als Forstmeister in die Dienste des Grafen Morzin einzutreten. Hier übernahm er die Verwaltung und forstliche Einrichtung der 12 000 Joch großen Waldherrschaft Hohenelbe im böhmischen Riesengebirge. Schon aus dieser Zeit stammen seine ersten schriftstellerischen Arbeiten: „Vergleichende Untersuchungen über verschiedene Kubirungsmethoden“ (Allgemeine Forst- und Jagd-Zeitung, 1861, S. 117) und „Beitrag zur Kenntniß der im Königreich Sachsen üblichen Methode der Waldertrags-Regelung“ (Supplemente zur Allgemeinen Forst- und Jagd-Zeitung, 3. Band, 1861, S. 29 und Allgemeine Forst- und Jagd-Zeitung, 1861, S. 343).

Im J. 1862 folgte er – im Alter von erst 34 Jahren – einem Rufe als Director an die (1855) vom böhmischen Forstverein gegründete und später vom böhmischen Forstschulverein wieder reactivirte Forstlehranstalt zu Weißwasser. Während dieser Zeit nahm er lebhaften Antheil an den Sitzungen und Arbeiten des Böhmischen Forstvereins. Der von ihm in das 48. Heft der Vereinsschrift desselben (1864, S. 3) gelieferte vortreffliche Artikel „Intensität der Forstwirthschaft“ verschaffte ihm Bekanntwerden und Anerkennung in weiteren Kreisen. Vier Jahre später (1. April 1866) berief ihn die königlich sächsische Regierung, unter Verleihung des Prädicats „Oberforstrath“, als Nachfolger Edmund v. Berg’s (s. A. D. B. II, 360) zum Director der Forstakademie Tharand. In dieser Eigenschaft wirkte er 28 Jahre bis an sein Lebensende. 1876 wurde er zum „Geheimen Forstrath“ ernannt; 1878 erhielt er das Prädicat „Geheimer Oberforstrath“. Einem 1872 an ihn ergangenen Ruf zum Leiter der österreichischen Staatsforstverwaltung in Wien gab er aus Anhänglichkeit für sein Heimathland keine Folge. Ebenso lehnte er 1875 das Anerbieten ab, als Nachfolger v. Kirchbach’s an die Spitze der sächsischen Forstverwaltung zu treten, und zwar aus Vorliebe für seine Lehrthätigkeit, sowie mit Rücksicht auf die mit seiner Stellung als akademischer Docent verknüpfte Freiheit und Unabhängigkeit.

Seine hervorragende Thätigkeit als Lehrer und Schriftsteller verschaffte ihm zahlreiche Anerkennungen von Seiten gelehrter Körperschaften und forstlicher Vereine. 1866 wurde er von der philosophischen Facultät der Universität Leipzig zum Dr. phil. honoris causa promovirt. Im Sommer 1881 wurde er zum Ehrenmitglied der kaiserlich russischen Petrowsky’schen Agrar- und Forstakademie ernannt, ferner zum Ehrenmitglied des kroato-slavonischen [712] Forstvereins. Im December 1886 wählte ihn die kaiserlich russische Gesellschaft der Naturforscher zu Moskau zum wirklichen Mitglied; im September 1887 erfolgte seine Ernennung zum Ehrenmitglied des Mährisch-Schlesischen Forstvereins. Zahlreiche in- und ausländische Orden (auch Comthurkreuze) schmückten seine Brust. Die Stadt Tharand ehrte ihn durch Verleihung des Ehrenbürgerrechts. Neben seiner Stellung als Director bekleidete er viele Jahre lang das Amt als Vorsitzender der Prüfungscommission für den höheren Staatsforstdienst in Sachsen. Er war ferner Mitglied des sächsischen Landescultur- und des Eisenbahnraths, Delegirter zum deutschen Landwirthschaftsrath, Vorsitzender der Commission für das forstliche Versuchswesen in Sachsen und nahezu ein Vierteljahrhundert Präsident des sächsischen Forstvereins, der sich unter seiner trefflichen Leitung zu hoher Blüthe entwickelte. Es ist geradezu erstaunlich, daß ein in seinem Fache so ausgezeichneter Gelehrter zugleich auch nach so vielen anderen Richtungen hin anregend und fruchtbringend gewirkt hat. Die Anerkennung hierfür wurde ihm namentlich bei seinem 25jährigen Jubiläum als Director der Forstakademie zu Theil, welches er am 1. April 1891 unter großartiger Theilnahme feierte.

J., ein Schüler von Max Robert Preßler (s. A. D. B. XXVI, 573), gehört mit zu den hervorragendsten Vertretern und eifrigsten Förderern der principiell allein richtigen Preßler’schen Reinertragstheorie, welche weder den größten Holzmassenertrag, noch den höchsten Waldreinertrag als Ziel eines rationellen forstwirthschaftlichen Betriebes erstrebt, sondern die Erzielung der Maximal-Bodenrente oder – was dasselbe bedeutet – den größten Unternehmergewinn oder die größte durchschnittlich-jährliche Verzinsung des Productionskostencapitales als Leitstern der Wirthschaft betrachtet. Zu letzterem gehört auch der Werth des auf dem Stocke befindlichen Holz-Vorrathscapitales, welches die Waldreinerträgler als aus der früheren Wirthschaft überkommen betrachten, weshalb sie dessen Zinseszinsen als Kostensatz rechnerisch nicht mit in Ansatz bringen. J. war für das Princip der Wirthschaft des größten Bodenreinertrags bereits in der 1865er Versammlung der deutschen Forst- und Landwirthe (zu Dresden) mit durchschlagenden Gründen gegen eine große Anzahl von Gegnern aus den ersten und damals maßgebenden forstlichen Kreisen aufgetreten und hatte hierdurch die Aufmerksamkeit des Königs Johann von Sachsen, der dieser Versammlung beigewohnt hatte, auf sich gezogen. Auch in seinen Lehrvorträgen und späteren Abhandlungen, welche größtentheils in dem von ihm redigirten Tharander Forstlichen Jahrbuch erschienen sind, vertheidigte er dieses System in meisterhafter, außerordentlich klarer Weise. Wohlthuend berührt in allen seinen Publicationen neben dem „fortiter in re“ das „suaviter in modo“ seinen Gegnern gegenüber, welche in dem dieserhalb entbrannten Kampfe mitunter recht derb wurden.

Sein einziges größeres Werk ist die „Forsteinrichtung“ (1871). In diesem führte er aus, in welcher Weise das Reinertragsprincip im praktischen Betriebe zu verwirklichen sei. Das von ihm als „Bestandswirthschaft“ bezeichnete und bis ins kleinste fein durchgearbeitete System sucht das Princip des größten Bodenreinertrags oder der größten Verzinsung des Productionskostencapitals auf jeden einzelnen Bestand anzuwenden. Der periodische oder jährliche Hiebssatz wird bei diesem Verfahren nicht – wie bei den anderen Methoden – im ganzen ermittelt und dann auf die zur Fällung in Betracht kommenden Bestände vertheilt, sondern der umgekehrte Weg wird betreten. Man untersucht zunächst (im schlagweisen Hochwald) für eine Anzahl charakteristischer Bestände die Bodenrenten und Weiserprocente, um die finanzielle Umtriebszeit innerhalb gewisser Grenzen festzustellen. Hiebsreif nach diesem System sind vor [713] allem diejenigen Bestände, deren Weiserprocent unter den der Wirthschaft unterstellten Zinsfuß herabgesunken ist. Hierzu kommen die Bestände, deren Abtrieb eine wirthschaftliche Nothwendigkeit ist (z. B. Führung von Loshieben), sowie die Abtheilungen, welche aus Gründen der Hiebsfolge geopfert werden müssen. Die Zusammenstellung aller dieser Hiebsorte mit ihren Erträgen liefert das Hiebsquantum für die nächsten 10–20 Jahre inbezug auf Fläche und Masse, woraus der jährliche Hiebssatz hergeleitet wird.

Für kleine, im aussetzenden Betrieb stehende Waldungen bedarf dieser Hiebssatz keiner Modification. Für größere, im jährlichen Nachhaltbetrieb bewirthschaftete Forsten ist aber ein modificirender Regulator geboten. J. findet denselben bei normalem Altersclassenverhältniß in dem der finanziellen Umtriebszeit entsprechenden normalen Jahresschlag, während bei Abnormität der Altersclassen eine dem Grade der Abweichung Rechnung tragende Hiebsfläche ermittelt werden soll. Die Anbahnung und Fortführung der Ordnung des Hiebsganges wird durch einen allgemeinen Wirthschaftsplan vermittelt. Das Buch erlebte noch vier Auflagen (1874, 1880, 1885 und 1893). Eine sechste ist von seinem Nachfolger in Tharand, Dr. Max Neumeister, 1904 herausgegeben worden. Es ist noch heute als eine classische – wenn nicht als die erste – Leistung auf dem Gebiete der Forsteinrichtung zu bezeichnen und vielen hundert Forstmännern ein zuverlässiger Führer und treuer Berather geworden. J. hat auch den im gleichen Sinne gearbeiteten Abschnitt XII „Forsteinrichtung“ in Lorey’s Handbuch der Forstwissenschaft (II. Band, 1887, S. 237 bis 346) verfaßt. Die Aufzählung sämmtlicher einschlagenden Abhandlungen in forstlichen Zeitschriften würde zu weit führen; jedoch sollen nachstehend wenigstens folgende Arbeiten als die wichtigsten genannt werden: „Die Forstfinanzrechnung in ihrer Beziehung zur Waldertragsregelung und Forsteinrichtung“ (Tharander Forstliches Jahrbuch, 17. Bd., 1866, S. 3); „Ueber den Werth der Periodeneintheilung“ (daselbst, 18. Bd., 1868, S. 48 und 20. Bd., 1870, S. 81); „Ueber den Werth der Periodenbildung“ (daselbst, 23. Bd., 1873, S. 207); „Zur Theorie des forstlichen Reinertrags“ (daselbst, 19. Bd., 1869, S. 1; 20. Bd., 1870, S. 1 u. 163; 23. Bd., 1873, S. 45; 24. Bd., 1874, S. 1 und 25. Bd., 1875, S. 61); „Antwort an Herrn Hofrath Dr. Helferich in München“ (daselbst, 22. Bd., 1872, S. 131); „Das Waldkapital“ (daselbst, 29. Bd., 1879, S. 1); „Geschichtliche Betrachtungen über die Fachwerksmethoden“ (daselbst, 29. Bd., 1879, S. 97); „Hiebszüge und Bestandswirthschaft“ (daselbst, 34. Bd., 1884, S. 44).

Außer auf dem forstmathematischen Gebiete war aber J. auch noch in anderen Zweigen der Wissenschaft schriftstellerisch thätig. Eine Anzahl seiner Abhandlungen im Tharander Forstlichen Jahrbuch zeugt von seinem gereiften Verständniß für volkswirthschaftliche Probleme und seiner Vertiefung in die einschlagenden Materien. Als Belege hierfür sollen angeführt werden: „Die Besteuerung der Waldwirthschaft mit besonderer Beziehung auf das sächsische Einkommensteuer-Gesetz vom 22. December 1874“ (27. Bd., 1877, S. 53); „Die Frage eines Waldschutzgesetzes in Sachsen“ (31. Bd., 1881, S. 1); „Die Anwendung der Einkommensteuer auf die Waldwirthschaft mit besonderer Beziehung auf die im Königreich Sachsen geltenden Steuergesetze“ (38. Bd., 1888, S. 88); „Beitrag zur Beurtheilung der durch die Forstwirthschaft verwertheten Arbeitsmenge“ (40. Bd., 1890, S. 54). – Ein sehr werthvoller Beitrag zur forstlichen Unterrichtsfrage ist die ausführliche Abhandlung: „Zur Geschichte der Forstakademie Tharand während der 25 Jahre vom Sommerhalbjahr 1866 bis zum Schluß des Winterhalbjahres 1890/91“ (41. Bd., 1891, S. 1).

[714] Auch auf dem Gebiete der forstlichen Insectenkunde war er – obgleich er diesen Wissenszweig als Lehrer nicht zu behandeln hatte – ganz ausgezeichnet bewandert. Er besaß eine bedeutende Insectensammlung und so eingehende entomologische Kenntnisse, daß Ratzeburg erklärte, er könne sich mit vollem Recht zu den Entomologen von Fach zählen. Im Tharander Forstlichen Jahrbuch schrieb er namentlich über die Borkenkäfer (25. Bd., 1875, S. 74; 26. Bd., 1876, S. 254; 30. Bd., 1880, S. 150; 36. Bd., 1886, S. 63 etc.). Eine ausführliche Besprechung des W. Eichhoff’schen Werks „Die europäischen Borkenkäfer“, in welcher höchst bemerkenswerthe Gesichtspunkte enthalten sind, veröffentlichte er in der Allgemeinen Forst- und Jagd-Zeitung (1881, S. 228). Wir verdanken ihm ferner auch treffliche forstzoologische Werke, zunächst eine Umarbeitung des Ratzeburg’schen Werkes „Die Waldverderber und ihre Feinde“, welches 1876 als 7. Auflage in völlig neuer Bearbeitung erschien. Es folgte das großartig angelegte und durchgeführte „Lehrbuch der Mitteleuropäischen Forstinsektenkunde“ in zwei starken Bänden (1885–1895), welches er in Gemeinschaft mit dem Professor der Zoologie zu Tharand, Dr. H. Nitsche, als 8. Auflage der „Waldverderber“ herausgab. Dieses ausgezeichnete Buch ist noch heute entschieden als das hervorragendste Werk auf forstentomologischem Gebiete zu bezeichnen.

Die Redaction des Tharander Forstlichen Jahrbuchs lag von 1868 bis 1887 in seiner Hand. Endlich gab er von 1873 ab bis 1881 den Deutschen Forstkalender heraus und von 1882 ab bis zu seinem Ableben gemeinschaftlich mit dem Rechnungsrath H. Behm den Forst- und Jagd-Kalender für das Deutsche Reich. Daß J. neben den ihm obliegenden Directorialgeschäften und sonstigen amtlichen Verpflichtungen noch eine so umfassende und vielseitige litterarische Thätigkeit entfaltet hat, zeugt von einer ganz enormen Arbeitskraft. Seine Hauptleistung ist und bleibt aber die früher genannte „Forsteinrichtung“. Keinem Schriftsteller ist die Darstellung der praktischen Anwendung der Reinertragslehre in einer für das größere forstliche Publicum genießbaren Form in einer so vorzüglichen Weise gelungen, wie ihm. Dieses Werk würde allein hingereicht haben, seinen Namen mit ehernem Griffel in die Tafel der Forstwissenschaft einzuzeichnen.

Judeich’s ganze Persönlichkeit machte überall, wo er sich zeigte, einen ungemein sympathischen Eindruck. Sein Auftreten bekundete den schlichten, anspruchslosen, wohlwollenden, vornehm denkenden Mann von großem Tact und edlem Charakter. Ein wohlthuender Zug in seinem Wesen war große Bescheidenheit. Er drängte Niemand seine Ansicht auf; dabei war ihm die Sucht, Alles wissen zu wollen, fremd. Ueber rein praktische, ihm weniger geläufige Dinge zog er bewährte Praktiker zu Rathe, wie er denn überhaupt die Praxis stets hoch schätzte. Seine Zuhörer regte er durch Gediegenheit und dabei doch Einfachheit und Klarheit seiner Vorträge, welche sich auf Geschichte und Litteratur der Forstwissenschaft, Forstbenutzung, Forsteinrichtung und Forstpolizei erstreckten, mächtig an. Er half ihnen auch später, wo er konnte, war ihnen daher thatsächlich ein väterlicher Freund. In seinen Schriften blieb er stets streng sachlich und objectiv, was selbst von seinen wissenschaftlichen Gegnern anerkannt wurde. Er war auch ein gläubiger Christ und warmer Patriot von echt nationaler Gesinnung, mit feinem Gefühl für Recht und Wahrheit.

Obschon er seine Erholung vornehmlich im Kreise seiner Familie suchte, bewegte er sich doch auch gern in harmloser Fröhlichkeit im Freundeskreise. Sein ganzes Leben und Wirken verlief im allgemeinen durchaus harmonisch. Das Glück begünstigte ihn in allen seinen Unternehmungen in auffallender [715] Weise. Eine Trübung seiner Häuslichkeit verursachte nur der schon im Kindesalter erfolgte Tod seines ältesten Sohnes. Von sonstigen Schicksalsschlägen blieb er verschont. Es war, als wenn ihn die göttliche Vorsehung schon hienieden für sein Erdenwallen belohnen wollte.

Ein äußeres Merkzeichen, sein Andenken für alle Zeiten festzuhalten, bildet das ihm in Tharand auf dem Bergabhange gegenüber der Forstakademie errichtete Denkmal, eine Broncebüste auf einer Säule von Meißener Granit. Die Enthüllung desselben hat am 26. October 1899 in feierlicher Weise stattgefunden. Selbst ohne dieses Monument würde aber diesem ausgezeichneten Manne wegen seiner Verdienste um die Förderung der Forstwissenschaft und Forstwirthschaft und wegen seiner vortrefflichen Charaktereigenschaften ein Ehrenplatz im Herzen aller Forstmänner gesichert sein für alle Zeiten.

G. von Schwarzer, Biographieen etc., S. 16. – Fr. von Löffelholz-Colberg, Forstliche Chrestomathie, II. S. 312, Nr. 624, S. 358, Nr. 660; IV. S. 105, Nr. 2546, S. 237, Nr. 2861, S. 288, Nr. 2991, Anmerkung 958c, S. 359; V. 1. S. 46, Nr. 158, S. 90t¹, S. 106 (Anmerkung), S. 107 (Anmerkung), S. 111 (Anmerkung), S. 117 (Anmerkung 18), S. 135, Nr. 13 und S. 137, Nr. 15. – Bernhardt, Geschichte des Waldeigenthums etc. III. S. 283, 300 und 310. – Ratzeburg, Forstwissenschaftliches Schriftsteller-Lexikon, S. 273. – Schwappach, Handbuch der Forst- und Jagdgeschichte Deutschlands, 2. Band, S. 754 und 755. – Allgemeine Forst- und Jagd-Zeitung, 1881, S. 33 (kurze Biographie); 1891, S. 144 und 216 (Jubiläum), 1894, S. 192 (Todesnachricht und Begräbniß), S. 342 (ausführliche Biographie von S.); 1895, S. 356 (Aufruf zur Errichtung eines Denkmals). – Tharander Forstliches Jahrbuch, 37. Band, 1887, S. 309 (Ordensverleihung und sonstige Ehrungen); 39. Band, 1889, S. 224 (Ordensverleihung); 44. Band, 1894, Vorblatt (kurzer Nekrolog, von Kunze), S. 241 (ausführlicher Nekrolog, von Neumeister; hier befindet sich ein ausführliches Verzeichniß seiner selbständigen Schriften und Abhandlungen) und 49. Band, 1899, S. 291 (Enthüllung des Judeich-Denkmals, von Nmstr.). – Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen, 1891, S. 302 (Jubiläumsfeier, von Runnebaum); 1894, S. 299 (Nekrolog, von Danckelmann); 1895, S. 558 (Aufruf etc.). – Centralblatt für das gesammte Forstwesen, 1891, S. 182 (Biographie und Jubiläumsfeier, von N.); 1894, S. 191 (Todesnachricht) und S. 227 (Nekrolog, von Josef Friedrich); 1895, S. 460 (Aufruf etc.); 1900, S. 84 (Enthüllung des Denkmals). – Forstwissenschaftliches Centralblatt, 1894, S. 349 (Nekrolog); 1895, S. 570 (Aufruf etc.); 1900, S. 62 (Enthüllung des Denkmals). – Mündener Forstliche Hefte, 6. Heft, 1894, S. 1 (Nekrolog, von Weise). – Wochenschrift Aus dem Walde 1894, S. 59. – Handelsblatt für Walderzeugnisse, Nr. 15 vom 14. April 1894 (Kurzer Nekrolog, von Laxis). – Oesterreichische Forst- und Jagd-Zeitung, 1894, S. 87. – Verhandlungen der Forstwirthe von Mähren und Schlesien, 1894, S. 205 (Nekrolog, von A. Groß); 1895, S. 425 (Aufruf etc.); 1900, S. 226 (Enthüllung des Denkmals, von Nmstr.). – Schweizerische Zeitschrift für das Forstwesen, 1894, S. 131 (Nekrolog, von F.).