ADB:Kapsberger, Johannes Hieronymus

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Artikel „Kapsberger, Johannes Hieronymus“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 107–108, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kapsberger,_Johannes_Hieronymus&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 22:14 Uhr UTC)
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Kapsberger: Johannes Hieronymus K., ein Mann nicht ohne mehrseitige wissenschaftliche Bildung, berühmter Virtuose auf der Theorbe und der Laute, der Guitarre und der Trompete, aber auch der richtige großprahlerische Charlatan, welcher sich unter der Aegide seines Adelswappens und durch dreistes, selbstbewußtes Auftreten an die Großen drängte, und alles daran setzte, um als Factotum der Musik obenan zu sitzen. So leitet Ambros in dem 4. Bande seiner Geschichte der Musik (Leipzig 1878) Seite 126 den Abschnitt über den monodischen Stil in Rom ein. K. war noch im 16. Jahrhundert [108] geboren, hielt sich um 1604 in Venedig auf und gab dort sein erstes Werk: „Libro primo d’intavolatura di Chitarrone“ heraus. Bald darauf treffen wir ihn in Rom und hier gewann er die Neigung, ja die Bewunderung des gelehrten Athanasius Kircher, dem er sowohl bei seinen Arbeiten zur Hand ging, als sich auch sonst unentbehrlich zu machen wußte. Durch dessen Empfehlung und Fürsprache gewann er nach und nach immer mehr Einfluß auf die Musikverhältnisse in Rom und suchte ihn bis auf die Aufführungen in St. Peter auszudehnen. Als thätiger Mann componirte er in jeder Gattung Musik und war stets bereit, jeder speculativen Anforderung zu genügen. So fügte er sich in jede Art Stil, wie er eben verlangt wurde, und machte sich dadurch überall nützlich und beliebt, so daß er der Mann des Tages war. Für den Papst schrieb er Messen alla Palestrina, für die Bühne im neuen recitirenden Stile, für Instrumente Modestücke. Schließlich ging er aber zu weit und wollte durch seine Kirchenstücke die von Palestrina aus dem Repertoir der Sixtinischen Kapelle verdrängen, und da er sich nicht scheute Palestrina selbst in jeglicher Weise herabzusetzen, so vereinigten sich seine Neider und Feinde, obenan der Schriftsteller Giov. Batt. Doni, und stürzten ihn. Er verschwand von der Oeffentlichkeit und man weiß nicht wohin er sich wendete, noch wo und wann er gestorben ist. Sein letztes Werk erschien in Rom 1632 und kann man dieses Jahr als das letzte seiner öffentlichen Wirksamkeit ansehen. Eine Analyse seiner Werke mit zahlreichen Musikbeispielen giebt Ambros in dem oben citirten 4. Bande und das Verzeichniß der Druckwerke giebt Fétis in der Biographie universelle Band 4. Es umfaßt 32 Sammlungen aller Arten von Musik. Athan. Kircher und G. B. Doni haben in ihren Werken des Kapsberger’s oft gedacht, der eine wohlwollend, der andere in scharfer Satyre. Schon Leo Allacci gab ein Verzeichniß der Drucke Kapsberger’s und bildet dies die Grundlage obigen Verzeichnisses, denn die heutigen öffentlichen Bibliotheken besitzen nur Weniges von ihm.