ADB:Karl Kaspar von der Leyen

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Artikel „Karl Kaspar, Erzbischof und Kurfürst von Trier“ von Bernhard Endrulat in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 364–365, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Karl_Kaspar_von_der_Leyen&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 17:14 Uhr UTC)
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Karl Kaspar, Erzbischof und Kurfürst von Trier 1652–1676, gehörte dem alten rheinischen Geschlechte der von der Leyen an und war am 18. Dec. 1618 geboren, † am 1. Juni 1676. Er wurde am 11. Juli 1650 von der Mehrheit (9 Stimmen) des Trierer Domcapitels zum Coadjutor des 86jährigen, an Händen und Füßen gelähmten, aber bis an sein Lebensende ränkevollen und starrsinnigen Erzbischofs Philipp Christoph (von Soeteren), dessen franzosenfreundliche Politik dem Erzstifte, wie dem Deutschen Reiche so großes Unheil zugezogen hat, gewählt, von diesem aber wegen seiner habsburgischen Gesinnung verworfen und an seiner Statt der von der Minderheit (6 Stimmen) des Capitels erwählte Hugo Eberhard Cratz von Scharfenstein als Coadjutor und Nachfolger verkündet. Da indessen der Kaiser, die Reichsstände und der Papst sich für K. K. erklärten, dem bereits am 20. Juli 1650 die Festung Ehrenbreitstein überliefert worden war, und zudem Hugo Eberhard selber auf die ihm zugefallene Würde verzichtete, so gab der alte Kurfürst nachträglich seine Zustimmung zu der Ernennung Karl Kaspars. Am 19. Januar 1651 empfing dieser die päpstliche Bestätigung und bestieg, nachdem Philipp Christoph am 7. Febr. 1652 gestorben war, am 12. März dess. Js. den erzbischöflichen Thron. Dem neuen Regenten, der in seinem 35. Lebensjahr zur Herrschaft gelangte und ein kräftiger, stark gebauter Mann war, fehlte es nicht an geistigen Eigenschaften, die nöthig waren zur Erhebung seines Landes aus der tiefen Zerrüttung, in die es der erst vor kurzem beendigte 30jährige Krieg gestürzt hatte, welcher nach des Erzbischofs Philipp Christophs eigener Schätzung die Einwohnerzahl des Erzstiftes um 300 000 Seelen vermindert hatte. Auch war K. K. vom besten Willen dazu beseelt. Auf die große Politik seines Vorgängers, die das Unglück des Landes wesentlich mit herbeigeführt hatte, verzichtend, suchte er innerhalb des ihm überwiesenen kleineren Kreises im nothwendigsten und nächstliegenden zu bessern. Wiederherstellung der durch den Krieg zerstörten Wohnungen, Verbesserung der Rechtspflege, Hebung des Ackerbaues und des Gewerbfleißes, das waren die Punkte, denen K. K. unausgesetzt, unter häufig in Anspruch genommener Mitwirkung [365] seiner Landstände, seine Fürsorge widmete. Daneben wurde auch die Gefahr künftiger Kriege ins Auge gefaßt und für eine bessere Bewehrung des Landes gesorgt, insbesondere wurden die Festungswerke von Coblenz und Ehrenbreitstein in besseren Stand gesetzt, Arbeiten, die im J. 1672 vollendet waren und im wesentlichen bis 1802 Stand gehalten haben. Die Hoffnungen auf eine längere Zeit des Friedens und des Gedeihens der Volkswohlfahrt im trierschen Lande aber wurden sehr bald durch die neuen, von der französischen Raubsucht und Ländergier herbeigeführten kriegerischen Störungen wieder vernichtet und vergebens schloß Kurfürst K. K. Bündnisse über Bündnisse mit den benachbarten weltlichen und geistlichen Fürsten, mit dem Kaiser, ja sogar, wenn schon widerwillig genug, mit Frankreich selber, um seinem unglücklichen Lande die Bedrückungen, Beraubungen und Verheerungen, die mit den Durchmärschen und Einquartierungen verbunden waren, zu ersparen. Schließlich, im J. 1673, bemächtigten sich die Franzosen, um den Kurfürsten von der Zurücknahme des vertragsmäßig den Franzosen zustehenden Durchzugsrechtes, an die er nicht einmal dachte, abzuschrecken, Triers und der Moselbrücke, woran sich nach und nach die Besetzung des ganzen Erzstiftes durch die Franzosen anschloß. Kurfürst K. K. rief gegen diese unerhörte, durch nichts begründete Vergewaltigung auf dem Reichstage zu Regensburg am 10. October 1673 die Hülfe des Reiches an, die ihm nach dem damaligen langsamen Gange der Dinge in ernstlicher Form erst um die Mitte des J. 1675 zu Theil wurde, nachdem Trier und seine nächste Umgebung durch die französischen Commandanten, namentlich den brutalen, gewissenlosen de Vignory, unsäglich gelitten hatten. Erst im September 1675 übergab der französische Marschall Crequi die Stadt, in die er sich nach seiner Niederlage bei Tawern an der Mosel am 11. August geworfen hatte, an die Verbündeten. Des nunmehr nach zweijähriger französischer Schreckensherrschaft wieder hergestellten Friedens sollte sich Kurfürst K. K. nicht lange mehr erfreuen. Bereits im J. 1672 hatte ihn seine Kränklichkeit dazu bewogen, einen Coadjutor in der Person seines Neffen Johann Hugo von Orsbeck anzunehmen. Er starb am 1. Juni 1676 zu Thal Ehrenbreitstein in der daselbst von seinem Vorgänger Philipp Christoph erbauten Burg. Zu den Handlungen, durch welche sich K. K. um sein Land verdient gemacht hat, gehören noch die Gründung des Knaben-Waisenhauses zu Trier, die Stiftung von Stipendien behufs Ausbildung tüchtiger Geistlicher, die Ausstattung der Freiherrlich v. Buchholz-Orey’schen Stiftung an der Universität zu Trier für adeliche Geistliche mit 12 Freistellen etc. Höchst dankenswerth waren auch seine Bemühungen um die Regelung der Justizpflege und der Rechtsprechung durch die Herausgabe des „Chur-Trierischen Landrechts“ von 1668. Drei Jahre nach dem Tode des Kurfürsten, im Jahre 1679, erstand ihm ein begeisterter Lobredner in der Person des Pastors Franz Xaver Trips zu Honnef, dessen schwungvolle lateinische Distichen unter Anspielungen auf die Bedeutung des Familiennamens des Gefeierten („Petra sum“ etc.) die deutsche Gesinnung Karl Kaspars und seine unerschütterliche Anhänglichkeit an das Reich und das habsburgische Kaiserhaus preisen.

Leonardy, Geschichte des trierischen Landes und Volkes. Trier u. Saarlouis 1870.