ADB:Kielmansegg, Georg Ludwig Graf von

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Artikel „Kielmansegg, Georg Ludwig Graf von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 718–719, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kielmansegg,_Georg_Ludwig_Graf_von&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 02:46 Uhr UTC)
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Kielmansegg: Georg Ludwig Graf von K., kurfürstlich braunschweigisch-lüneburgischer General der Infanterie, war der Sohn des am 25. November 1717 zu London gestorbenen Oberstallmeisters König Georgs I. von England und dessen, sich der besonderen Gunst des Königs erfreuenden, 1721 als Counteß Darlington gegraften Gemahlin, einer geborenen Gräfin Platen-Hallermund. Am 22. August 1705 geboren, blieb er, als seine Eltern, nachdem der König den englischen Thron bestiegen, die Kurlande verließen, zu Hannover im Pageninstitute zurück, besuchte darauf die Universität zu Leyden, ward 1723 mit seinen Brüdern von Kaiser Karl VI. in den Grafenstand erhoben und im selben Jahre zum Fähnrich im kurhannoverschen Regimente Fußgarde ernannt. Vermöge der nahen Beziehungen seiner Familie zum Herrscherhause außergewöhnlich rasch avancirend, war er 31 Jahre später Generalmajor. An kriegerischen Ereignissen hatte er nur wenig Theil genommen, 1734 hatte er als Freiwilliger dem Feldzuge am Rhein beigewohnt und später kurze Zeit im österreichischen Erbfolgekriege in den Niederlanden gefochten, dagegen hatte er inzwischen durch den Erwerb werthvoller Güter im Lauenburgischen und im Holsteinischen den Grund zu dauerndem Wohlstande seiner Familie gelegt. Desto mehr soldatische Thätigkeit sollte ihm der siebenjährige Krieg bringen. Sie begann mit der Theilnahme an einer vor Ausbruch desselben stattfindenden Entsendung hannoverscher Truppen nach England, wo man eine französische Landung fürchtete, doch kehrte er von hier früher als das Expeditionscorps zurück, weil der Conflikt eines seiner Untergebenen mit der bürgerlichen Obrigkeit zu Maidstone ihn mit der öffentlichen Meinung in einen derartigen Gegensatz brachte, daß man ihn abrief. Als bald darauf, im Frühling 1757, der sechs Jahre währende Kampf im nordwestlichen Deutschland entbrannte, war K. einer der älteren Generale bei der alliirten Armee und daher berufen, größere und wichtigere Commandos zu führen. Wo ihm solche zufielen, bewährte er sich allemal als ein tapferer und pflichttreuer Soldat; wo es aber galt, selbständig aufzutreten und auf eigene Hand Entschlüsse zu fassen, war er nicht immer glücklich. Es zeigte sich dies namentlich, als er, nachdem der braunschweigische General v. Imhoff im Juni 1760 die Ohmlinie voreilig aufgegeben hatte, an dessen Stelle getreten war und ihm die Vertheidigung von Cassel aufgetragen wurde. Ohne zwingende Nothwendigkeit, durch einen zu wörtlich aufgefaßten Befehl veranlaßt, ging er weit zurück, wurde darauf durch den General v. Wangenheim ersetzt und erhielt ein weniger wichtiges Commando. Wenn ferner die Verluste, welche der Ausfall aus Münster am 30. August 1761 im Gefolge hatten, nicht mit Unrecht Kielmansegg’s Anordnungen zu Schuld geschrieben werden, so ist die ihm nebst Luckner zur Last gelegte mangelhafte Ausbeutung der bei Wilhelmsthal am 24. Juni 1762 erfochtenen Erfolge nicht lediglich von ihm zu verantworten, da er unter des General v. Spörcken Befehlen stand. Den meisten Ruhm brachte ihm seine mannhafte und erfolgreiche Vertheidigung der Stadt Münster gegen die Angriffe des Marquis d’Armentières im October 1758 und am 1. August 1759 sein braves Verhalten bei Gohfeld, wo der Erbprinz von Braunschweig am gleichen [719] Tage, an welchem sein Ohm, Herzog Ferdinand, den glänzenden Sieg bei Minden erfocht, die Franzosen schlug. „Das vorzüglichste Lob gebührt dem General-Lieutenant Graf K.“, berichtet der Neffe dem Oheim. Letzterer selbst schreibt an Lord Holdernesse, daß K. sich im Treffen bei Korbach am 10. Juli 1760 sehr ausgezeichnet und rühmt die „nur erdenkliche Tapferkeit und den unübertrefflichen Eifer“, welche er beim Angriff auf Duderstadt am 2. und 3. Januar 1761 an den Tag gelegt habe. Nach Friedensschluß erhielt er das damals wichtige Commando der Festung Stade und am 19. Juni 1776 die erbetene Dienstentlassung. Am 14. Mai 1785 starb er zu Hannover.

Familien-Chronik der Herren, Freiherren und Grafen von Kielmansegg, Leipzig und Wien 1872; v. Sichart, Geschichte der königl. hannoverschen Armee, III, Hannover 1870.