ADB:Kotsch, Theodor

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Artikel „Kotsch, Theodor“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 351–352, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kotsch,_Theodor&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 20:52 Uhr UTC)
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Kotsch: Theodor K., Landschaftsmaler, geboren am 6. Januar 1818 in Hannover, † am 27. November 1884 zu München. Am Polytechnikum seiner Heimath zeichnete K. zuerst nach der Antike, ohne jedoch Anleitung zur Malerei zu finden. Deshalb kam er 1839 nach München, wo er mächtige Anregung bei den alten Meistern in der kgl. Galerie, insbesondere aber bei Albert Zimmermann fand, welcher zu Eberfing nächst Polling seine Brüder und Schüler zum Malen nach der Natur anhielt. – K. erschien schon 1840 mit kleinen Morgen- und Abendstimmungen, mit Wald- und Winterlandschaften im Münchener Kunstverein. Von 1845 bis 1855 wieder in der Heimath, suchte K. seine Stoffe in dem fleißig durchforschten Harz, am Regenstein u. dgl. Dann übersiedelte er 1854 nach Karlsruhe, wo Director J. W. Schirmer ihm ein Atelier einräumte und als väterlicher Freund und Berather bis zu dessen Tode (1863) von Einfluß war, worauf K. Fr. Lessing die empfindliche Lücke füllte. Auch hier blieb K. der deutschen Landschaft getreu und verarbeitete früher eingeheimste Motive aus dem Harz, sogar aus Starnberg und der Ramsau (1852). Um 1866 besuchte K. nochmals Hannover und ließ sich nach mancherlei Wanderungen im Herbst 1870 bleibend in München nieder, unter neuen Freunden und Schülern. Zu seinen bedeutendsten Leistungen zählen ein „Abend in Südtirol“ (1845), „Gebirgslandschaft vom Sonnenuntergang“ (1847); eine „Italienische Landschaft“ (1850), „Winter“ (1852), „Aus dem bairischen Hochgebirge“ und „Waldbach“ (1853); „Kahnfahrt im Klostergarten“ (1854); „Eichenlandschaft bei Karlsruhe“ (1855); aus dem „Mühlthal bei Starnberg“, der „Faustthurm im Klostergarten zu Maulbronn“ (1860); „Haidehügel mit Bäumen an der Weser“, „Dorfidyll“ (1861) Und „Kloster-Ruine mit Wald“ (1866) u. s. w. Unter seinen späteren Bildern verzeichnen wir: 1870 einen „Sommerabend“ und „Herbsttag“; 1871 „Eichen am Wasser“ und „Deutsche Landschaft“; 1872 „Holzmühle“; 1874 „Heißer Juni-Abend“, „Landschaft mit Kühen“; 1875 „Waldweg bei Prien am Chiemsee“; 1876 „Holzhof einer Sägemühle bei Schloß Seefeld“ und „Baumlandschaft mit weiter Fernsicht“; 1877 „Partie bei Dalling am Ammersee“; 1878 „Bauernhof unter Nußbäumen“; 1881 „Eichenschlag“ mit der köstlichen Tonung des Mittelgrundes; 1882 „Parklandschaft mit See“, „Flache Gegend mit Weg zwischen umzäunten Wiesen und Laubholzgruppen“; 1888 das ernste Bild mit dem Starnberger Schloß; 1884 „Waldweg am Ammersee“ und „Bauernhaus bei Weßling“. Seine letzte Arbeit behandelte eine „Waldlandschaft bei Kloster Andechs“, dessen prachtvolle Baumgruppen ihn besonders anzogen. „Diese hat er immer mit einem edlen Stilgefühl, einer vornehmen Großartigkeit und weihevollen Vollendung geschildert, die in ihrer poetischen Feiertagsstimmung dicht an Claude Lorrain hinstreifen. Ob er uns zwischen mächtigen Baummassen einen Durchblick auf den unten liegenden See eröffnet oder in stillem Grunde eine Mühle versteckt unter uralten Eichen zeigt, immer wird man das feine Naturstudium nicht weniger bewundern als die wunderbar ergreifende Poesie einer Auffassung, die ebenso durch den Reichthum und die Zartheit des Tons seiner Vegetation wie den silbernen Glanz der Lüfte wirkt. In der Durchbildung und Harmonie seiner Erfindungen, der majestätischen Ruhe seiner Silhouetten, dem köstlichen Waldesduft, der uns aus seinen Bildern entgegenweht, ist er unerreicht geblieben, sodaß man seine Werke klassisch nennen muß.“ – „Eine tief, innerliche, einsame, echt deutsche, durchaus männliche Natur, ging er ganz in seiner Kunst auf, verschmähte alles Buhlen um die Gunst der Reichen und Mächtigen. Er hat bis zuletzt Fortschritte gemacht, weil er sich [352] nie genug that, so unermüdlich nach Vollendung rang, daß seine Bilder denn auch wahre Perlen deutscher Kunst genannt werden müssen, von einer Nachhaltigkeit des Reizes, wie sie außer denen Rousseau’s und Dupré’s kaum irgend welche Moderne besitzen.“ Die meisten Bilder Kotsch’s gingen nach Hannover, Bremen, Hamburg und Karlsruhe. München besitzt leider kein Werk von seiner Hand; Berlin veranstaltete (gleichzeitig mit dem Nachlaß des Düsseldorfer Camphausen) 1885 eine Sonderausstellung seiner Oelbilder, Skizzen, Aquarelle und Zeichnungen. Sein kleines Vermögen vermachte K. testamentarisch, unter leicht erfüllbaren Bedingungen (auch zur Nutznießung seiner hinterlassenen Schwester) an den Senat seiner Vaterstadt.

Vgl. Fr. Pecht, Aus dem Münchener Glaspalast, 1876, S. 93. – „Moderne Kunst“ 1883, S. 90. – Beil. 353 d. Allg. Ztg., 20. December 1884. – Geschichte der Münchener Kunst, 1888, S. 429. – Nekrolog in Beil. 41 d. Allg. Ztg., 10. Febr. 1885. – Münchener Kunstvereins-Bericht f. 1884, S. 81. – Lützow’s Zeitschrift 1885, XX, S. 252. – Fr. v. Bötticher 1895, I, S. 748. – Singer 1896, II, S. 383.