ADB:Krieg von Hochfelden, Franz Freiherr

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Artikel „Krieg von Hochfelden, Franz Freiherr“ von Franz Philipp von Sommaruga in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 161–162, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krieg_von_Hochfelden,_Franz_Freiherr&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 14:02 Uhr UTC)
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Krieg: Franz Freiherr K. von Hochfelden, geboren zu Rastatt im Großherzogthum Baden am 10. Decbr. 1776, trat als jüngster von 18 Geschwistern im Alter von 17 Jahren in die kaiserliche Armee, nahm im Infanterieregiment Gyulay an der heldenmüthigen Vertheidigung von Offenbach im J. 1793 Antheil, trat jedoch noch in demselben Jahre aus der Armee, um seine Studien fortzusetzen. Bei seiner gänzlichen Mittellosigkeit mußte er jedoch, während er in Lemberg und Krakau den Rechtsstudien oblag, daneben durch seine Verwendung im Kassendienste sich seinen Lebensunterhalt verdienen. Im J. 1803 fand er eine Anstellung bei dem Krakauer, später bei dem Lemberger Gubernium, und wurde bei außergewöhnlich raschem Vorrücken schon im Jahre 1808 mit 32 Jahren Gubernialrath in Lemberg und schon im J. 1815 zum Hofrath an der Seite des Landeschefs von Galizien ernannt. Im J. 1823 als Hofrath zur allgemeinen Hofkammer übersetzt, führte er dort durch mehrere [162] Jahre das Handelsdepartement, in welcher Stellung er für Erleichterung des Handelsverkehrs durch Herabsetzung der Transitzölle wirkte und eine Annäherung an das preußische Zollsystem bevorwortete, was jedoch an der allen Neuerungen abholden Persönlichkeit des Kaisers Franz scheiterte. Nachdem er noch im Jahre 1829 zum Vicepräsidenten der allgemeinen Hofkammer ernannt worden war, kam er im J. 1831 an die Seite des zum Civil- und Militärgouverneur von Galizien ernannten E. H. Ferdinand d’Este als geheimer Rath, Gubernialpräsident und Präsidentenstellvertreter der galizischen Landstände nach Lemberg, welchen wichtigen Posten er durch 16 Jahre versah. Seine Verwaltung zeichnete sich durch gar keine schöpferische Leistung aus, stand vielmehr im Rufe einer das polnische Nationalgefühl vielfach verletzenden Rauheit. Eine traurige Berühmtheit wurde ihm durch die zweideutige Haltung zu Theil, welche das galizische Gouvernement und noch mehr die ihm unterstehenden Kreishauptleute in Tarnow und Bochnia bei Gelegenheit des im Februar 1846 in Westgalizien ausgebrochenen Polenaufstandes einnahmen, der in Ermangelung genügender legaler Vorkehrungen durch Aufruf des Bauernlandsturmes und eine von letzterem in Scene gesetzte massenhafte Niedermetzelung der adelichen Gutsbesitzer und deren Angehörigen unterdrückt wurde. Ohne daß sich entscheiden läßt, ob K. an den von seinen Unterorganen bei dieser Gelegenheit den Bauern versprochenen und auch geleisteten Belohnungen für jeden todt oder lebend eingebrachten Insurgenten Antheil hatte, war die Entrüstung, mit welcher damals das gesammte gebildete Europa diese geduldeten Schlächtereien beurtheilte, doch so mächtig, daß unmittelbar darauf sowol der Erzherzog Ferdinand, wie auch K. und der commandirende General Retsey von ihren Dienstposten enthoben und K. in den Ruhestand versetzt wurde. Als jedoch mit kaiserl. Patente vom 13. April 1851 der österreichische Reichsrath (an der Stelle des früheren Staatsrathes) ins Leben trat, berief ihn der Kaiser in denselben, und wurde ihm, nach dem Tode Kübeck’s, sogar der Vorsitz in demselben übertragen, den er bis zu seinem, im 80. Lebensjahre erfolgten Tode behielt. K. kann als Typus eines alt-österreichischen Beamten gelten, der, ohne hervorragende Fähigkeiten und höhere wissenschaftliche Bildung sich vom simplen Tagschreiber durch Fleiß, Unterwürfigkeit und die klug benutzte Gunst seiner jeweiligen Oberen zu den höchsten Ehren und Würden im Staate aufzuschwingen wußte. Mit den höchsten Auszeichnungen, dem Großkreuze des Leopoldordens, dem Commandeurkreuze des St. Stephansordens in Brillanten, einer bis dahin keinem Staatsmanne zu Theil gewordenen Gunst, geschmückt, starb er in Wien am 17. April 1856.

Vgl. Wurzbach, Biogr. Lexikon, 13. Bd., S. 215 f. Schmidt, Zeitgenössische Geschichten, S. 456. Springer, Geschichte Oesterreichs, 1. Bd., S. 586 ff.