ADB:Leib, Kilian

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Artikel „Leib, Kilian“ von Franz Xaver von Wegele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 753–754, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Leib,_Kilian&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 10:22 Uhr UTC)
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Leib *): Kilian L.. Prior zu Rebdorf, geb. im J. 1471 zu Ochsenfurt a. M. Wie es scheint, von Haus für den geistlichen Beruf bestimmt, erhielt er seine höhere Ausbildung in Eichstädt und trat bereits im J. 1486 in das regulirie Chorherrnstift Rebdorf, das in nächster Nähe der genannten Bischofsstadt lag und nicht lange vorher auf Grund der sogen. Windesheimischen Regel reformirt [754] worden war. Mit nicht gewöhnlicher gelehrter Bildung ausgestattet und zugleich mit hervorragender Befähigung für weltliche und praktische Geschäfte begabt, stieg L. rasch von Stufe zu Stufe. Zuerst wurde er Pfarrer seines Stiftes, dann (1497) als Prior zur Verwaltung der diesem seit dem J. 1491 einverleibten, in der Nähe von Ingolstadt gelegenen Canonie Schamphaupten entsendet und endlich bereits im J. 1503 zum Prior des Stiftes Rebdorf selbst erwählt. Als solcher war er das Oberhaupt des Stiftes, da seit der Reform desselben dieser bescheidene Name an die Stelle des früher üblichen eines „Propstes“ getreten war. Ein volles halbes Jahrhundert hat L., zum Theil unter schwierigen Zeitverhältnissen, das ihm anvertraute Amt bekleidet. Der Bauernkrieg, der ja bis in die nächste Nähe von Rebdorf vordrang, hat seine Umsicht und Entschlossenheit auf eine wohlbestandene Probe gestellt. Der reformatorischen Bewegung gegenüber nahm er eine entschieden ablehnende und verwerfende Stellung ein: ein Eiferer, wie Cochläus, war daher der Mann nach seinem Herzen; auch litterarisch ist er gegen sie aufgetreten. Dem Reichstag in Augsburg des J. 1530 hat er als Begleiter seines Bischofs beigewohnt und der Bekämpfung der Evangelischen seine theologischen Kenntnisse zur Verfügung gestellt. Es hinderte das aber nicht, daß er nicht blos mit Reuchlin und den Gebrüdern Adelmann, sondern auch mit Peutinger und Pirkheimer gute Beziehungen unterhielt. Für die Litteratur ist er durch seine „Annales“ interessant geworden, deren ersten Theil (von 1502–23) bereits Aretin im 7. Bande seiner „Beyträge“ im J. 1806 veröffentlicht hat, und deren zweite Hälfte (von 1524–48) durch Döllinger im J. 1863 in seinen „Materialien zur Geschichte des 15. und 16. Jahrhunderts“ herausgegeben worden ist. L. ist am 17. Juli 1550 gestorben und es scheint demnach, daß er die Ereignisse der letzten Jahre seines Lebens nicht mehr aufgezeichnet hat. Die „Annalen“ sind zum guten Theil gleichzeitig mit den Ereignissen niedergeschrieben und liefern für die Zeitgeschichte manchen willkommenen Beitrag zur richtigeren Erkenntniß so mancher Thatsachen und zugleich der Stimmung, von welcher ein immerhin bedeutender und unterrichteter Anhänger der alten Kirche gegenüber der Reformation erfüllt war. Besonders verläßlich unter andern sind seine bez. Mittheilungen über den Verlauf des Bauernkrieges, dessen Wogen, wie angedeutet, an der Grenze des Hochstifts Eichstädt nicht stille gestanden haben. Im Interesse der Charakteristik jener Zeit mag erwähnt werden, daß auch L., wie so viele seiner hervorragenden Zeitgenossen aller Parteien, dem Glauben an astrologische Voraussetzungen redlich gehuldigt hat.

S. (Straus, Andr.): Viri scriptis, conditione ac pietate insignes, quos Eichstadium vel genuit vel aluit. Eichstadii 1794, p. 261–278. – Suttner, Bibliotheca Eystettensis Dioecesana. Ein Beitrag zur Herstellung von Annalen der Litteratur des Bisthums Eichstädt. Erste Abth. Eichstädt 1866, stellenweise.

[753] **) Zu Bd. XIV S. 172.