ADB:Liebieg, Johann Freiherr von

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Artikel „Liebieg, Johann Freiherr von“ von Hermann Hallwich in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 585–589, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Liebieg,_Johann_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 21:13 Uhr UTC)
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Liebieg: Johann Freiherr v. L., Fabrikant, geb. am 7. Juni 1802, † am 16. Juli 1870. – Oesterreichs größtes industrielles Genie ging aus dem kleinsten, unansehnlichsten Häuschen der alten Tuchmacherstadt Braunau in Böhmen hervor, einer Besitzung des reichen Benedictinerstifts Brewnow oder St. Margareth, dessen Aebte seit Jahrhunderten ihre stattliche Behausung eben in Braunau aufgeschlagen haben, ohne daß sich deshalb für dieses das gemeine Sprichwort bewahrheitet hätte, „unterm Krummstab ist gut wohnen“. Der Sohn eines der ärmsten Tuchmachermeister einer damals sehr armen, nach jeder Richtung „unterthänigen“ Landstadt, entwuchs L. den denkbar beschränktesten [586] Verhältnissen materieller und geistiger Natur: ein Mann der eigenen Kraft wie nur wenige. Kaum mit der nothdürftigsten Volksschulbildung ausgestattet, war er gezwungen, nach dem frühzeitigen Tode seines Vaters Adam Franz Thomas L. († 1811), hinter dem Webstuhl für den Broderwerb der Familie bedacht zu sein. Der allzu begrenzte Wirkungskreis sagte dem strebsamen Knaben ganz und gar nicht zu. Mehr als die zünftigen Traditionen seines Gewerbes trieben ihn Wißbegierde und Schaffensdrang frühzeitig in die Fremde. Er kam als 16jähriger Jüngling, ein schlichter Handwerksbursche, nach mehrmonatlicher Wanderschaft über Brünn, Iglau und Prag in die schon damals allgemein anerkannte Metropole des gewerbefleißigen nördlichen Böhmen, nach Reichenberg. Hier hatte in den letzten Jahrzehnten eine Anzahl tüchtiger Industrieller und Kaufleute, wie Johann Georg Berger, Ferdinand Römheld, Franz Ullrich u. a. m., den großen, unblutigen, doch überaus schweren, hartnäckigen Kampf der für den Weltmarkt berechneten und berechnenden Fabrikation als solcher gegen althergebrachten kleinlichen Zunftzwang siegreich eröffnet und eine Großindustrie in des Wortes eigentlicher Bedeutung hervorgerufen. Es muß dahingestellt bleiben, ob bei der ausgesprochenen und seltenen industriösen Begabung Liebieg’s die technische oder die kaufmännische Seite prävalirte. Als handwerksmäßiger Hülfsarbeiter bewährte er sich entschieden nicht. Nachdem er innerhalb weniger Wochen bei verschiedenen Arbeitgebern umsonst sein Glück versucht, wurde L. „Hausirer“, um sodann abermals nach sehr kurzer Zeit in Gemeinschaft mit seinem älteren Bruder Franz unter der Firma „Gebrüder L.“ eine „Schnittwaarenhandlung“ in Reichenberg zu eröffnen. Sieben Jahre war L. ausschließlich Kaufmann; und gewiß wäre er ohne diese Schule des mercantilen Lebens bei der allgemeinen commerciellen Lage in Oesterreich niemals geworden, was er werden sollte.

Bekanntlich war die Handelspolitik der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts, namentlich in Oesterreich, von dem krassesten Prohibitivsystem beherrscht. „Denn besser wäre, für eine Waare zwei Thaler geben, die im Lande bleiben, als nur einen, der aber hinausgeht; … worinnen mit den Auswärtigen weder Mitleiden noch Barmherzigkeit zu tragen, sie seyen gleich Freunde, Verwandte, Alliirte oder Feinde“. Dieser Fundamentalsatz des veralteten, vordem vielberühmten Buches „Oesterreich über Alles, wenn es nur will“, war erst mehr als hundert Jahre nach dessen Abfassung zur vollen Durchführung gelangt, und zwar durch Kaiser Joseph II. – genau zur selben Zeit, als der „kategorische Imperativ“ des großen Königsberger Philosophen in gewissen erleuchteten Kreisen mehr und mehr Anerkennung zu finden begann. Die Entwickelung der Menschheit bewegt sich nicht selten in solchen contradictorischen Widersprüchen. Männer der „praktischen Vernunft“ vom Schlage Liebieg’s haben den Beruf, bei der Lösung derartiger Widersprüche thatkräftig mitzuwirken. An der wirthschaftlichen Wiedergeburt Oesterreichs hat er redlich theilgenommen. Die Fähigkeit hierzu erwarb sich seine natürliche Anlage durch den unausgesetzten Verkehr mit der Geschäftswelt, durch eigene Anschauung, doch nicht allein in der engeren Heimath. Eine Reise nach Frankreich und England (1825) hatte zur unmittelbaren Folge, daß die Brüder L. schon im J. 1826 in Reichenberg mehrere Webstühle in Gang setzten zur Erzeugung zweier erst kürzlich in England eingeführten Artikel, ganz wollener Thibets und Satincloths. Eine zweite Reise Liebieg’s nach England (1827) reifte in ihm den Gedanken, in seiner zweiten Vaterstadt eine eigene Fabrik zu erwerben zum Betriebe der bis dahin in Oesterreich fast unbekannten Stofffabrikation. Sein weitsichtiger Blick fiel auf ein für diesen Zweck im höchsten Grade geeignetes Gebäude, eine vom Grafen Christian Christoph Clam-Gallas im J. 1806 ursprünglich als Rothgarnfärberei erbaute, zwei Jahre [587] später an die Firma Ballabene & Co. verkaufte Baumwoll- und Schafwollspinnerei im Josephinenthal nächst Reichenberg. Das vortrefflich gelegene, mit reichlicher Wasserkraft wohlausgestattete Kaufobject ging am 28. März 1828 um den verhältnißmäßig sehr geringen Preis von 18500 Gulden C. M. in den Besitz der „Gebrüder L.“ über. Damit war der Grundstein zu einem der größten Fabriksunternehmen des gesammten Continentes gelegt. Im Laufe weniger Decennien entstand an Stelle jenes relativ bescheidenen Gebäudes im Josephinenthal zu Reichenberg, wo ein einfaches „Dremmelwerk“ ein Wasserrad von vier Pferdekräften zu unterstützen bestimmt war, ein ganzer Complex großartiger, durchweg den höchsten Anforderungen moderner Technik entsprechender Etablissements der Kammgarn-, Vorspinn- und Streichgarnspinnerei, der mechanischen Weberei und der Appretur in allen ihren mannigfachen Zweigen: thatsächlich „eine Stadt für sich“, erbaut von dem rastlosen, schöpferischen Geiste eines einzelnen Mannes, der sich hierdurch allein schon den Ehrentitel eines „Vaters der Arbeit“ erwarb.

Doch nur Schritt um Schritt ging Johann L., von seinem Bruder bald wieder getrennt, dem ihm gesteckten Ziele entgegen. Nur allmählich nahm er die je nach Ausbreitung des Absatzes erforderlichen Vergrößerungen seiner Werkstätten durch Zu- und Neubauten vor. Seine Stärke war die Auffindung immer neuer, concurrenzfähiger Industrieartikel, die ebenso der jeweilig herrschenden Mode entsprachen, wie sie zuweilen auf dieselbe unleugbar einen bestimmenden Einfluß übten. Er blieb, auch wo er sich unterordnen mußte, bis zu einem gewissen Grade immer originell und dadurch maßgebend. Sein eigentliches Feld war die Textilindustrie, insbesondere die der Schafwoll- und Baumwollbranche. Soweit dies überhaupt möglich war, begnügte er sich als Producent niemals, Halbfabrikate in sozusagen fertige Gewebe zu verwandeln, deren „Veredlung“ wieder anderen Händen zu überlassen wären, sondern richtete von Anfang an das Streben dahin, Spinner, Weber und Appreteur in einer Person zu sein. Da aber zur Zeit bekanntlich in Oesterreich, wie in Deutschland überhaupt, ein eigentlicher, selbständiger Kaufmannsstand im Stile etwa der englischen Großhandlung noch nicht existirte, so war und blieb der Fabrikant L. jederzeit auch sein eigener Kaufmann und verstand es auf solche Weise, den Gewinn beider zu ernten und zu mehren. Schon 1832 erbaute er ein größeres Preßgebäude und eine Schafwollstoffdruckerei, ein Jahr nachher eine Dampffärberei und eine Kraftweberei auf 200 Power Looms, an deren Stelle 1848 eine Worstedspinnerei von 5400 Spindeln trat, welche später, bedeutend vermehrt, in einem besonderen Prachtbau von riesigen Dimensionen untergebracht wurden. Es ist hier nicht der Raum, alle Erweiterungen der Fabrik auch nur anzudeuten. Nebenher ging die Errichtung zahlreicher Factoreien in den benachbarten Ortschaften Grünwald, Polaun, Tannwald, Liebenau und mehreren Dörfern des Bezirks Friedland. Hatte L. um das J. 1833 in seinem Josephinenthaler Etablissement bereits 300 Individuen, außerhalb desselben aber an 2000 Lohnweber beschäftigt, so stieg die Summe der von ihm verwendeten Arbeiter im geschlossenen Raume in kaum zehn Jahren auf 600, die der Lohnweber auf 6000. Nach abermals 25 Jahren arbeiteten in dem Reichenberger Etablissement allein in Verbindung mit 14 Dampfkesseln, 7 Dampfmaschinen, eine Turbine und ein Wasserrad von zusammen 313 Pferdekräften. Die Zahl der Arbeiter betrug 1950, welche auf 600 mechanischen und 180 Handwebstühlen jährlich 70 000 Stück diverser Kleiderstoffe, 15 000 Stück Wintertücher und Longshawls, 60 000 Stück gedruckter Tücher und Shawls und mit 5400 Westgarn- und 2000 Streichgarnspindeln 500 000 Pfund Westgarn erzeugten, wobei außerdem drei Druckmaschinen, 200 [588] Drucktische und 50 diverse Appreturmaschinen thätig waren. Ein eigenes Gaswerk erleuchtete mit 1600 Flammen die Fabrikslocalitäten.

Da beschränkte sich aber die industrielle Herrschaft Liebieg’s schon längst nicht mehr auf ein einziges, ob noch so gewaltiges Unternehmen. Nachdem er 1841 in Mödling nächst Wien eine Färberei und Appreturanstalt etablirt hatte, die jedoch nach drei Jahren in die günstiger gelegene Ortschaft Nußdorf bei Wien verlegt wurde, erbaute er 1844–45 in einer bis dahin fast unzugänglichen Wildniß, in Swarow, Bezirk Tannwald, eine riesige, mit einem 1200 Klafter langen Aquäduct versehene Baummollspinnerei und -Weberei; 10 Jahre später, eine halbe Stunde davon entfernt, in Haratitz, eine Spinnerei und Weberei, welchen 1856 eine nicht minder großartige Baumwollspinnerei in Eisenbrod an der Iser folgte, während fünf Jahre früher zu Mildenau, Bezirk Friedland, eine nach französischem System eingerichtete Kammgarnspinnerei errichtet, fast gleichzeitig aber sogar jenseits der Leitha, im südlichen Biharer Comitate Ungarns, 10 Meilen von Großwardein, ein ansehnlicher Grundbesitz erworben und daselbst ein umfangreiches Glashüttenwerk „Schwarzwald“ angelegt worden war. Nur nebenbei seien die Erwerbungen der bald in schwunghaftem Abbau begriffenen Schieferbrüche Wrath bei Eisenbrod (1862), des Kupferhüttenwerkes in Rochlitz (1863), des Eisenhammerwerkes Guttenstein in Niederösterreich (1865), sowie der Glashütte und Spiegelfabrik Elisenthal mit den zugehörigen Veredlungswerken zu Holzschlag, Hohal und Haitl im Böhmerwald (1866) erwähnt; der zahlreichen Steinbrüche, Kalköfen, Mahlmühlen etc., die L. anlegte, nicht zu gedenken. Nicht alle jene Erwerbungen waren durchaus freiwillige, sondern durch allerhand, im geschäftlichen Leben unvermeidliche Conjuncturen bedingt. Nichtsdestoweniger brachten sie L. keinen Augenblick in Verlegenheit; vielmehr ließen sie durch die scheinbar spielende Bewältigung der Schwierigkeiten einer rationellen Verwaltung so grundverschiedener gewerblicher und montanistischer Objecte die bewunderungswürdige Vielseitigkeit unseres Mannes erst im vollen Lichte erscheinen. Uebrigens verstand es L. wie einer, die Gelegenheit wahrzunehmen und, was in seinen Zirkel nicht naturgemäß gehörte, im geeigneten Momente daraus wieder zu entfernen, wie er denn beispielsweise „Schwarzwald“ später nicht ohne Vortheil verkaufte und den Rochlitzer Hüttenbetrieb, ohne zu großem Schaden gekommen zu sein, einstellen ließ. Im J. 1863 durch den Ankauf der Staatsdomänen Smirzitz und Horzinowes (um den Preis von dritthalb Millionen Gulden) in die Reihe der Großgrundbesitzer getreten, entwickelte er dagegen in seiner Art auch eine bedeutende landwirthschaftliche Thätigkeit. Das Waldproduct des Dominiums ertragsfähiger zu machen, wurde eine Dampfbrettsäge angelegt; das bestandene Brauhaus erfuhr einen vollständigen Umbau, um, mit allen von den Fortschritten der Technik vorgezeichneten Einrichtungen, sowie mit Felsenkellern und einer hübschen „Restauration“ versehen, die Erzeugung früherer Verwaltung bald um das Doppelte zu übersteigen. Das herrschaftliche, historisch denkwürdige, doch ziemlich unwohnlich gewordene Schloß verwandelte sich in einen geräumigen, comfortablen Herrensitz besten Ranges. Wie aber bei Liebieg’s Schöpfungen immer „dem Architekten in einiger Entfernung der Gärtner folgte“, so entstand auch in Smirzitz eine der schönsten Parkanlagen. Meliorationen jeder Art ließen in relativ kurzer Zeit allerwärts buchstäblich eine „Musterwirthschaft“ erkennen. Liebieg’s letztes Werk in Smirzitz war die Errichtung einer auf die Verarbeitung von 200 000 Centner Rüben berechneten Zuckerfabrik. Seine Unternehmungen gediehen ohne Ausnahme zusehends; ein Segen lag auf ihnen allen: der Segen eines durch und durch verständnißvollen, weitschauenden, energischen Mannes der Arbeit ohne Ende.

[589] Es wäre Ungerechtigkeit, die vielseitigen Leistungen Johann Liebieg’s auf dem Gebiete der Humanität nicht besonders zu betonen. Er ließ es in dieser Hinsicht nicht bei der Erlassung mustergültiger Fabriksordnungen bewenden, in welchen vorzüglich für Krankheits-, Unglücks- und Todesfälle unter den ihm dienenden Arbeitermassen wohlthätige Vorsorge getroffen war. Kochanstalten, Brodbäckereien etc. entstanden; Victualien wurden in großen Quantitäten beschafft und zu den Einkaufspreisen an die Arbeiter verabfolgt. Wiederholt unternahm L. längere Reisen nach den Fabriksdistricten Frankreichs, Belgiens und Englands ausschließlich zu dem Zwecke, den Bau förmlicher Arbeiterhäuser zu studiren, deren er vom J. 1851 ab fast alljährlich eine Anzahl construiren ließ. Fabriksschulen fehlten nicht; in Swarow und Schwarzwald wurden eigene Schulgebäude hergestellt. Eine Specialität bildete das im J. 1865 in der Nähe des Reichenberger Etablissements eröffnete „Asyl“ für Arbeiterkinder im Alter von drei bis sechs Jahren. – Nach einem uns vorliegenden Ausweise vom J. 1869 beschäftigte L. damals 6300 Fabriksarbeiter, denen per Jahr in runder Zahl eine Million Gulden Arbeitslohn gereicht wurde. Seine jährliche Steuerleistung überstieg die Summe von 140 000 Gulden. Die im Betriebe stehenden Dampfkessel, Dampfmaschinen, Turbinen u. dgl. repräsentirten nicht weniger als 1830 Pferdekräfte. – Auch auf die öffentlichen Angelegenheiten seines engeren und weiteren Vaterlandes nahm L. entschiedenen Einfluß, obwol er es verschmähte, einem Rufe in das Herrenhaus des österreichischen Reichsraths Folge zu leisten. Mit seinem Zuthun vollzog sich, wie schon angedeutet, seit dem Beginn der fünfziger Jahre auf dem Zollgebiete, dessen größte Berühmtheiten seine Schöpfung waren, die endliche Wendung vom Prohibitiv- zum Schutzzollsystem. Ohne den officiellen Titel zu führen, war er in wirthschaftlichen Dingen, namentlich in seinen letzten Lebensjahren, ein hohen Ortes stets gern gesehener Regierungsrath. Durchdrungen von der Ueberzeugung der Nothwendigkeit, ja Unerläßlichkeit, vor allem der größtmöglichen Entwicklung des Communicationswesens als der Vorbedingung des Gedeihens jedes Industrie- und Handelsstaates, war er mit größtem Eifer darauf bedacht, Oesterreich, so viel nur thunlich, des großen modernen Verkehrsmittels, der Eisenbahnen, theilhaftig zu machen. Das Eisenbahnnetz dieses Staates verdankt ihm viele seiner besten Linien; die „Südnorddeutsche Verbindungsbahn“, die „Dux-Bodenbacher“ und die „Oesterreichische Nordwestbahn“ sind, wie die „Zittau-Reichenberger Eisenbahn“, sozusagen sein eigenstes Werk. Bei den Bestrebungen dieser Art kam ihm seine Stellung in der Reichenberger Handels-und Gewerbekammer sehr zu Statten, welche namhafte Körperschaft ihn am Tage ihrer Constituirung (1851), was sich gewissermaßen von selbst verstand, einstimmig zum Präsidenten wählte. – Es konnte ihm außer zahlreichen derartigen Vertrauenskundgebungen aus den Kreisen seiner Mitbürger auch nicht an anderweitigen Auszeichnungen fehlen. Im J. 1867 verlieh ihm Kaiser Franz Joseph den Orden der Eisernen Krone zweiter Classe, mit welchem der erbliche Freiherrenstand verknüpft ist. Als Devise seines Wappenschildes wählte er die Worte: „Per laborem ad honorem“. Er hatte das gute Recht zu solcher Wahl.

A. Anschiringer, Johann Liebieg. Eine biographische Federzeichnung (Max Wirth’s Deutscher Gewerbe-Kalender, 1869). – Johann Liebieg. Ein Arbeiterleben, geschildert von einem Zeitgenossen (Leipzig 1871). – H. Hallwich, Reichenberg und Umgebung (Reichenberg 1871–74).