ADB:Lindenau, Karl Friedrich von

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Artikel „Lindenau, Karl Friedrich von“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 687–688, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lindenau,_Karl_Friedrich_von&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 01:55 Uhr UTC)
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Lindenau: Karl Friedrich von L., Ritter des Militär-Maria-Theresien-Ordens, Inhaber des k. k. Infanterieregiments Nr. 29, k. k. Feldzeugmeister, geb. 1742 zu Leipzig, † den 21. Febr. 1817 zu Wien. Dieser wissenschaftlich gründlich unterrichtete, durch die Veröffentlichung mehrerer anerkannt brauchbarer Schriften militärischen Inhalts vielgenannte, tapfere und tüchtige General stand anfänglich in preußischen Kriegsdiensten. Dort hatte er es bis zum Major gebracht, war 14 Jahre hindurch General-Quartiermeister-Lieutenant und Adjutant des Königs gewesen und hatte im bairischen Erbfolgekriege die Vertheidigungs- und Sicherheitsanstalten sowie die Dispositionen im Großen beim Corps des Generallieutenants Stutterheim zur Zufriedenheit des Königs geleitet. Schon als preußischer Capitän publicirte v. L. mit Genehmigung des Königs, welcher das Manuscript gut befunden, 1785 sein Werk: „Ueber Winterpostirungen“, doch durfte selbes nur an preußische Offiziere und auch an diese ausschließlich durch ihre Kommandanten abgegeben werden. Die unbeschränkte, durch einige früher geheim gehaltene Abschnitte vermehrte Ausgabe des genannten Werke erfolgte im Januar 1789, nachdem v. L. bereits im österreichischen Heere Aufnahme gefunden. Warum v. L. den preußischen Dienst verlassen, steht nicht fest. Er selbst sagt, „er habe schon lange und aus bewegenden Ursachen um seinen Abschied gebeten“. Unbegründet ist jedenfalls die Verdächtigung, durch v. L. seien preußische Festungspläne in unerlaubter Weise verwerthet worden; auf einem Irrthume beruht aber auch die Annahme, er habe seinen Abschied aus Mißmuth genommen, weil sein Werk: „Ueber höhere preußische Taktik“ von einer aus höherer (?!) Feder stammenden Kritik scharf verurtheilt worden war. Letztere Arbeit v. Lindenau’s erschien erst 1790 im Drucke, die hierauf bezugnehmende Kritik „Anmerkungen etc.“ gleichfalls in diesem Jahre, während v. L. schon 1788 österreichischer Generalstabsmajor gewesen. Nachdem sich L. bei der Unterdrückung der niederländischen Unruhen verwendbar gezeigt und die Oberstlieutenants- und Oberstencharge erreicht hatte, wurde er dem Armeecorps des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen als Generalstabschef beigegeben, bei welchem er bis 1792 verblieb. In diesem Jahre erfolgte seine Berufung nach Wien, wo er sowohl im Kriegsdepartement sowie als Lehrer der Taktik bei mehreren Erzherzögen mit vollem Erfolge wirkte. 1795 stand v. L. dem Feldmarschall Erzherzog Karl bei dessen kriegswissenschaftlichen Studien zur Seite; bezugnehmend hierauf schrieb ihm der Erzherzog am 17. Novbr. 1796 aus Mannheim: „Wenn ich aus Allem, was ich sehe, einigen Nutzen gezogen habe, so habe ich es Ihnen ganz allein zu danken. Sie legten die Grundlage dazu, belehrten mich in den Regeln der Kriegskunst, lehrten mich ihre Anwendung, und dieser ihrer Mühe und Verwendung habe ich es zu danken, wenn ich je etwas Gutes wirken konnte und zum Soldaten gebildet wurde. So lange ich lebe, wird meine Dankbarkeit für Sie dauern und diese sei Ihnen Bürge für meine Achtung und aufrichtigste Ergebenheit.“ Und diese ehrenvolle Gewogenheit blieb v. L. lebenslänglich gewahrt. 1797 erlangte v. L. seine Ernennung zum Generalmajor, 1799 zum Feldmarschalllieutenant und bewies nun auch im Felde als Truppencommandant sicheren Blick, rasche Dispositionsgabe, Tapferkeit, Energie und Kaltblütigkeit sowohl beim Vorrücken als an Tagen des Mißgeschicks. Besonders hervorgethan hat sich v. L. 1799 bei Mannheim und Neckarau, 1800 bei Engen, Möskirch, an der Iller, bei Neuburg und wurde daher am Schlusse des letzteren Feldzuges mit dem Ritterkreuze des Militär-Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet. 1809, nach der Schlacht bei Aspern trat v. L. als Feldzeugmeister aus dem activen Dienst und lebte fortan in Wien, wo er seiner bizarren Eigenart so wie seiner Herzensgüte wegen eine allgemein bekannte Persönlichkeit gewesen und kurzweg der „General“ genannt wurde. Wie bei allen Sonderlingscharakteren dürfte es [688] auch rücksichtlich v. Lindenau’s der Fall sein, daß an der Unzahl von Anekdoten, die an seinen Namen geknüpft sind, viele nicht auf Wahrheit beruhen.

Wurzbach, Biogr. Lexikon des Kaiserth. Oesterreich, 15. Th. Wien 1866. (Gräffer) Franzisceische Curiosa etc., Wien 1849. Hirtenfeld, Der Milit.-Maria-Theresien-Orden, 1. Bd., Wien 1857. Schweigerd, Oesterreichs Helden und Heerführer, 3. Bd., Wien 1854. Teuffenbach, Vaterländisches Ehrenbuch etc., Wien und Teschen 1877. (Gräffer) Kurze Gesch. d. k. Rgmtr. etc. 2. Bd. 2. Aufl., Wien 1801. (Schels’) Oesterr. milit. Zeitschrift, 1. 2. 3. Bd., Wien 1836.