ADB:Lippert, Johann Kaspar Edler von

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Artikel „Lippert, Johann Kaspar von“ von Karl Theodor von Heigel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 735–736, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lippert,_Johann_Kaspar_Edler_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 19:27 Uhr UTC)
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Lippert: Johann Kaspar v. L., geb. zu Furth im baierischen Wald am 23. September 1724, † zu München am 7. April 1800. Er wurde nach Beendigung der juristischen Studien an der Hochschule zu Ingolstadt 1758 zum Professor daselbst „für jus patrium zu explicirung des Codicis Maximilianei“ mit 600 fl. Besoldung ernannt, 1761 als Commercien- und Revisionsrath nach München berufen, 1779 zum Oberlandesregierungsrath, 1792 zum wirklichen geheimen Rath befördert. Seit 1761 war er Mitglied, seit 1768 Director der historischen Classe der Akademie der Wissenschaften. Als solcher hielt er 1763 einen Vortrag über die ehemaligen gelehrten Gesellschaften in Baiern (Abhandlungen, Bd. I, Abth. 1, S. 4) und veranstaltete 1777 eine neue Ausgabe der baierischen Geschichte des Marcus Welser mit Hinzufügung des früher unterdrückten sechsten Buches. Allein einer Thätigkeit von andrer Art verdankt L. eine traurige Berühmtheit. Während er sich, so lange der milde, aufgeklärte Kurfürst Max Joseph regierte, in auffälligster Weise, wie Westenrieder sagt, als „Erzdeclamator wider die Jesuiten“ hervorthat, „ist er später ein Renegat für dieselben geworden und stand sich wohl dabei“. Er war der Vertraute und das Werkzeug des Beichtvaters des Kurfürsten Karl Theodor, P. Frank, der so willkürlich und unheilvoll auf die Regierungsgeschäfte einwirkte. Als die Verfolgung des Illuminatenordens begann, stand L., im Volksmund nur als „der Edle von“ (er war durch Patent vom 22. Januar 1773 in Adelstand erhoben worden) bezeichnet, an der Spitze des Inquisitionsgerichts, das nach wirklichen und angeblichen Mitgliedern des vervehmten Ordens fahndete, die würdigsten und verdienstvollsten Männer von Amt und Würden verdrängte und durch Knebelung der Presse jenen Obscurantismus zu befestigen suchte, dessen Herrschaft Karl Theodors letzte Regierungsjahre zur traurigsten Periode der baierischen Geschichte [736] stempelt. Westenrieder stellt in seinem Tagebuch die nur für die Nachwelt komisch klingende Behauptung auf: „Lippert’s Regierung kann die Regierung des baierischen Robespierre genannt werden“. Solcher Art waren „die mit unermüdetem Fleiß geleisteten Dienste“, um deren willen er zum Geheimrath, 1797 auch zum adjungirten geheimen Cabinetssecretär erhoben wurde. In Volkskreisen aber war er so verhaßt, daß er, als Karl Theodor beim Anrücken der Franzosen 1796 aus München entfloh, fußfällig bat, mit dem Fürsten die Stadt verlassen zu dürfen. Nach der Thronbesteigung Max Joseph’s IV. wurde L. sofort, „da die kurfürstliche Regierung eine neue Einrichtung der Regierungsgeschäfte beabsichtige, aller Stellen, Dienste und Pflichten enthoben“ und behielt nur den Titel eines geheimen Raths und eine kleine Pension. Als er bald darauf starb, erschienen zahlreiche Pasquille, die über den Tod der „Baierns Männer verschlingenden Hyder“ frohlockten.

Baader, Lexikon verstorbener baierischer Schriftsteller, II, S. 169. – Oberbaierisches Archiv, 13. Bd., S. 164. – Münchener Intelligenzblatt, Jahrg. 1777, S. 229. – Westenrieder, Geschichte der baier. Akademie der Wissensch., I, S. 58 ff. – Kluckhohn, Aus Westenrieder’s Nachlaß, in den Abhandlungen der Münchener Akademie, 16. Bd., 2. Abth., S. 58. – Personalacten im Reichs- und im Kreisarchiv zu München.