ADB:Lottner, Heinrich

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Artikel „Lottner, Heinrich“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 282–283, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lottner,_Heinrich&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 09:09 Uhr UTC)
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Lottner: Heinrich L., preußischer Bergrath und Director der Bergakademie in Berlin, ist am 9. September 1828 zu Berlin geboren, wurde aber bei dem frühzeitigen Tode seines Vaters von seinem Oheim Oberst Lottner in Düsseldorf erzogen. Hier besuchte L. die Realschule und begab sich nach deren Absolvirung nach Bochum, um die praktische Vorlehre, welche für das Studium des Bergwesens vorgeschrieben war, in dem dortigen Bergwerke durchzumachen. Er widmete sich hier mit allem Fleiße dieser Aufgabe und zwar bei seiner außergewöhnlichen Begabung mit solchem Erfolge, daß er bereits 1845 das bergmännische Tentamen bei dem Bergamte Bochum mit den besten Noten bestand. L. ging hierauf 1845 nach Berlin, um in einem zweijährigen Curse auf der Universität sich dem höheren Studium der Bergwerkswissenschaft zu widmen. Nach einer dreijährigen Beschäftigung bei dem praktischen Dienste in den westfälischen Bergwerken kehrte L. noch einmal nach Berlin zurück, um während seines einjährigen Militärdienstes durch Besuch der Vorlesungen auf der Universität und der Bergakademie seine Studien zum Abschluß zu bringen. 1853 unterzog L. sich bei dem Oberbergamte zu Dortmund dem Referendariatsexamen, das er mit sehr gutem Erfolge bestand, sodaß er sofort hier auch eine Verwendung in Stellvertretung mehrerer Revierbeamten fand. Nach einer lehrreichen Reise durch die belgischen Bergwerksreviere erhielt L. 1854 die Stelle eines ersten Lehrers und Vorstandes [283] der neuerrichteten Bergschule zu Bochum, wo er Gelegenheit fand, in umfassendster Weise praktisch und theoretisch sich auf dem Gebiete der Bergwerkswissenschaft reiche Kenntnisse zu erwerben. 1858 trat er zuerst mit einer vortrefflichen Skizze „Ueber die geographischen Verhältnisse des westphälischen Steinkohlengebirges“ (in zwei Auflagen) hervor und leistete auch bei der Herausgabe einer darauf bezüglichen Flötzkarte des westfälischen Steinkohlengebirges wesentliche Beihülfe. Populäre Vorträge, z. B. über die Entstehung der Steinkohle, über Erdbeben und Vulkane wurden gleichfalls durch den Druck veröffentlicht. Eine weitere populär abgefaßte Arbeit: „Bergbau- und Hüttenkunde“ bildet einen Theil des 1859 bei Bädeker erschienenen Sammelwerks: „Gesammte Naturwissenschaft“. Kleinere Publicationen von ihm sind: „Vorkommen von Haarkies“ (Zeitschr. d. d. geol. Ges., XV. 242) und „Ueber krystallisirten Sandstein“ (das. 242). In der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen in Preußen fanden einige Abhandlungen: „Die Fahrkunst auf der Steinkohlengrube Gewalt“, „Ueber die Anwendung comprimirter Luft bei Senkarbeiten im schwimmenden Gebirge“, „Ueber die Grundsätze, welche bei dem Abbau der Steinkohlenflötze in Westphalen zu befolgen sind“ etc., Aufnahme. Sie erregten durch die Schärfe der Auffassung und Klarheit der Darstellung die allgemeine Aufmerksamkeit, sodaß L., nachdem er die Prüfung als Bergassessor mit Auszeichnung bestanden hatte, sofort nach Berlin berufen wurde, um Vorlesungen über Bergbaukunde zu halten und für die Errichtung einer Bergakademie die Vorarbeiten zu machen, bei deren Errichtung er zum commissarischen Director mit dem Titel eines Bergrath ernannt wurde. In dieser Stellung organisirte er mit vielem Glück das neue Institut, das er bald zur Höhe gleichartiger älterer Anstalten empor hob. Auch betheiligte er sich lebhaft an den geologischen Arbeiten in Preußen und an den Bestrebungen der deutschen geologischen Gesellschaft. Ein ausführliches Werk über Bergbaukunde, das er verfaßte, sollte er nicht mehr selbst der Oeffentlichkeit übergeben, treue Freundeshand besorgte nach dem frühzeitigen Tode Lottner’s, welcher am 16. März 1866 in Berlin erfolgte, mit pietätvoller Hingebung die Herausgabe dieses ausgezeichneten zweibändigen Werkes: „Leitfaden zur Bergbaukunde, nach Lottner’s Tode bearbeitet und herausgegeben von Dr. A. Serlo“, welches bereits mehrere Auflagen erlebt hat.

Vorwort zu Lottner, Leitfaden zur Bergbauk., VIII.