ADB:Ludwig I. (Graf von Flandern)

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Artikel „Ludwig I., Graf von Flandern“ von Karl Theodor Wenzelburger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 546, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ludwig_I._(Graf_von_Flandern)&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 08:16 Uhr UTC)
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Ludwig I., Graf von Flandern, geb. 1304, in Paris und Nevers erzogen, weshalb er auch Ludwig von Nevers genannt wird, war der Nachfolger und Enkel des Grafen Robert III. von Bethune, kam 1322 an die Regierung. Während die Politik der französischen Könige daraufhin arbeitete, Flandern in die größtmögliche Abhängigkeit von Frankreich zu bringen und die reichen und mächtigen Städte nicht nur mit der größten Eifersucht über ihre Unabhängigkeit und die Handhabung ihrer Privilegien wachten, suchten die flandrischen Grafen ihren Stützpunkt am französischen Hofe und die Kluft zwischen den Unterthanen und dem Landesherrn wurde immer weiter. Auf der Seite des Grafen stand natürlich auch der Adel. Als im J. 1324 der Bürgerkrieg wieder ausgebrochen war und viele Schlösser zerstört worden waren, wurde L., der von Paris herbeigeeilt war, um die Ordnung wiederherzustellen, von den Bürgern von Kortryk gefangen genommen und an Brügge ausgeliefert. Ein von Gent, das auf Brügge von jeher eifersüchtig war, zu seiner Befreiung ausgerüstetes Heer von 70000 Mann erlitt bei Deinse am 13. Juli 1325 eine vollständige Niederlage und erst nachdem L. die Freiheiten und Privilegien der Städte aufs Neue bestätigt hatte, wurde er seiner Haft entlassen. Voll Unmuth ging er wieder nach Frankreich, wo inzwischen Philipp von Valois den französischen Thron bestiegen hatte. Dieser rüstete ein Heer aus, drang in Flandern ein und schlug die Städter am 2. August 1328 bei Cassel so vollständig, daß L. wieder unbeschränkter Herr und Gebieter in Flandern war. Allein der Krieg zwischen Frankreich und England führte bald zu neuen Conflicten. Während der Graf offen auf Seite Frankreichs stand, verlangte das Handelsinteresse Flanderns den engen Anschluß an England, und dem Einfluß Arteveldes (s. d. Art.) war es auch zuzuschreiben, daß die Städte sich für letztere Politik entschieden. Von da an war L. seiner Souveränität factisch beraubt, Artevelde scheint mit dem Plan umgegangen zu sein, den Prinzen von Wales zum Grafen von Flandern ernennen zu lassen; auch Artevelde’s Ermordung half dem Grafen nicht viel, der bald darauf in der Schlacht bei Crecy, auf französischer Seite kämpfend, mit der Blume der flandrischen Ritterschaft fiel (26. August 1346). Unbetrauert von seinem Volke, das ihn wegen seiner Härte und Grausamkeit gefürchtet hatte, sank er ins Grab.