ADB:Müller, Christoph Heinrich

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Artikel „Müller, Christoph Heinrich“ von Jakob Baechtold in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 521, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:M%C3%BCller,_Christoph_Heinrich&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 07:09 Uhr UTC)
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Müller: Christoph Heinrich M. (Myller), Herausgeber altdeutscher Gedichte, geb. zu Zürich am 10. Febr. 1740, Bodmerschüler, studirte Theologie, wurde 1767 in Folge eines politischen Pamphlets über die Genfer Unruhen aus seiner Vaterstadt verbannt, wandte sich nach Berlin und erhielt namentlich durch Sulzer’s Fürsprache eine Professur der Philosophie und Geschichte am Joachimsthalschen Gymnasium. 1772 wurde seine Ausweisung aufgehoben und 1788 kehrte der hypochondrische Mann nach Zürich zurück, wo er am 22. Febr. 1807 starb. – M., angeregt durch Bodmer’s Beschäftigung mit der älteren deutschen Litteratur, führte das Werk seines Lehrers zu Ende, indem er mit Unterstützung desselben auf Actien hin von 1782 bis 85 die 3 Bände „Sammlung deutscher Gedichte aus dem 12., 13. und 14. Jahrhundert“ herausgab. Das Sammelwerk enthält außer der ersten Gesammtausgabe des Nibelungenliedes, 1782 (Mischtext aus Handschrift A und C), die Eneit, Parcival, den armen Heinrich, Tristan, Flor und Blanscheflur, Iwein, Freidank, den trojanischen Krieg (unvollendet) u. a. m., somit, die Gudrun ausgenommen, den Grundstock der poetischen Denkmäler älterer Zeit. Die Nibelungenausgabe war Friedrich dem Großen zugeeignet, welcher sich der Dedication gegenüber freundlich aufmunternd verhielt. Erst der weitere Fortgang des Unternehmens, namentlich die im Februar 1784 erschienene Edition des Parzival, machte den König unwirsch und er erschreckte am 22. Februar 1784 den guten M. mit jenem bekannten gröblichen Brief, den man – wie Zarncke nachgewiesen – fälschlich auf die Nibelungen bezogen hat. Die nach unsern Begriffen sehr mangelhaften Ausgaben Müller’s blieben auf lange hinaus die Hauptgrundlage für die Kenntniß der mittelhochdeutschen Dichtung. Außerdem publicirte M. (meist anonym): „J. H. Waser“, 1780; „Der Dorfpfarrer“, 1785; „Abriß der drey Schleßschen Kriege“, 1786; „Dialogen und kleine Aufsätze“, 2 Thle., 1792; „Etat der Beamten im Canton Zürich auf das Jahr 1795“, 1795; „Ankündigung eines Politischen Wörterbuchs“, 1800; Ankündigung: „Wie muß man es anfangen, um in einer großen Bürgerei jedem Bürger hinlänglich Kenntniß seiner Verhältnisse u. s. w. zu geben“, 1800; „Kalliste, die Gesetzgeberin, die Deutsche oder die sanscülottische Oligokratie“, 1803; endlich: Musikalien, III Sonaten vor das Clavier, Berlin 1782.

Raumer, Geschichte der germanischen Philologie, S. 258–63; Crüger, die erste Gesammtausgabe der Nibelungen, 1884, S. 64–102 und Anhang.