ADB:Mantius, Eduard

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Artikel „Mantius, Eduard“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 272, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mantius,_Eduard&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 03:52 Uhr UTC)
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Mantius: Eduard M., vorzüglicher Tenorsänger, geb. am 18. Januar 1806 zu Schwerin, † am 4. Juli 1874 zu Ilmenau. Als das jüngste von zehn Geschwistern wurde M. von seinem Vater, einem Fabrikbesitzer, bestimmt Jurist zu werden und bezog zu dem Zweck 1826 die Universität Rostock. Im folgenden Jahre ging er mehr von der Musikpflege als dem Berufsstudium angezogen nach Leipzig, hörte die ästhetischen Vorlesungen Amadeus Wendt’s, genoß den Gesangsunterricht des bekannten Pohlenz und erregte schon damals wenigstens in Privatkreisen durch seine weiche Tenorstimme Aufsehen. Auch als er Ostern 1829, von Gesundheitsrücksichten bestimmt, nach Halle übersiedelte, bewahrte er der Musik das alte Interesse, bildete seine Stimme unter Nauenburg und sang im September desselben Jahres bei dem von Spontini geleiteten Musikfest die Tenorsoli. Kurze Zeit darauf wandte er sich nach Berlin und trat im October 1829 in die Singakademie, welche Zelter leitete, sang hier die Hauptpartien in Samson und Judas Maccabäus und wurde auch ein beliebtes Mitglied der Liedertafel. Auf einer Landpartie nach Pichelsberg im August 1830 hörte ihn Friedrich Wilhelm III. singen und ließ ihn bald darauf durch den Grafen Redern auffordern, Bühnensänger zu werden. M. folgte dieser ehrenvollen Aufforderung und debütirte am 29. August d. J. als „Tamino“ (Zauberflöte) auf der königl. Bühne in Berlin. Er gefiel außerordentlich und wirkte nun vom 1. Januar 1831 bis zum 27. April 1857, an welchem Tage er als „Florestan“ von der Bühne Abschied nahm, an diesem Institut. Auch als Oratorien- und Liedersänger erwarb er sich einen Ruf und fand wie in Berlin, so auch bei Gastspielen in Wien, München, Schwerin, Köln, Hamburg, Breslau, Leipzig, Königsberg, Danzig etc. nicht gewöhnlichen Beifall und erhielt mehr als einen verlockenden Antrag, zog es aber vor Berlin treu zu bleiben. Nach dem Beschluß seiner Bühnenlaufbahn, während der er in nicht weniger als 152 der verschiedensten Rollen aufgetreten war, widmete er sich mit gutem Erfolg dem Gesangunterricht. Auch hat er verschiedene hübsche Lieder componirt. Sein klangschöner Tenor war eben so kräftig wie lieblich, sein Vortrag zeichnete sich durch saubere Geläufigkeit aus und immer war er edel und kunstvoll in der Behandlung des Tones, stilvoll in all’ seinen Leistungen. Dazu kam als besonderer Vorzug sein ungewöhnliches schauspielerisches Talent und der frische Humor, der ihn namentlich Unübertreffliches als Postillon, Georg Brown, Nemorino leisten ließ. Ebenso gefiel sein Belmonte, Pylades, Octavio, Joseph, Elwino, Raoul, Adolar, Arnold, Rinald etc. Für das Gebiet der großen Oper eignete er sich allerdings weniger, obgleich er auch hier immer Gediegenes leistete.

Vgl. Album der königl. Schauspiele und der königl. Oper zu Berlin S. 65 ff.; Entsch, Deutsch. Bühnen-Alm. XXXIX, S. 138 ff.