ADB:Maurer, Johann Konrad

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Artikel „Maurer, Johann Konrad“ von Bernhard Riggenbach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 706–707, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Maurer,_Johann_Konrad&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 07:56 Uhr UTC)
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Maurer: Johann Konrad M., Pfarrer und Professor in Schaffhausen, geb. am 7. August 1771, † am 25. März 1841, erweckt ein allgemeines Interesse mehr durch seine Beziehungen zu namhaften Zeitgenossen, als durch eigene hervorragende Leistungen. In seiner frühern Jugend hielt er sich für die altväterische Strenge seines Vaters schadlos an dem anregenden Unterrichte und Umgange von Herder’s bekanntem Schüler J. G. Müller, dessen vertraute Freundschaft er auch später in reichstem Maße genoß. Nachdem Maurer den üblichen Studiencursus in seiner Vaterstadt vollendet hatte, begab er sich nach Göttingen, wo von 1791–93 namentlich der ältere Planck auf ihn einwirkte. Daneben lehrten ihn Besuche bei Lavater und Jung-Stilling christliche Individualitäten des größten Styls kennen und würdigen. Nach seiner Aufnahme in den geistlichen Stand (März 1795) hielt er sich, da er seinem Vater als französischer Prediger von Schaffhausen nachfolgen sollte, ein Jahr lang in Neuchâtel auf, zugleich mit zwei Söhnen seines Normaltheologen Herder. Von 1799 an finden wir ihn in seiner Vaterstadt, theils in dem erwähnten kirchlichen Amte, theils als Vorsteher einer sehr besuchten französischen Schule, daneben auch litterarisch thätig durch mühevolle und selbstlose Mitarbeit an der Herausgabe der Werke Joh. von Müller’s; später bekleidete er verschiedene andere kirchliche Aemter, zuletzt das eines Pfarrers am Münster und sog. Triumvir (damaliger Titel der drei höchsten Geistlichen Schaffhausens), von 1815–27 auch die [707] Professur der Rhetorik am collegium humanitatis. Sein Lebensmotto war: „le coeur fait tout, le reste erst inutile.“ Vermöge dieses optimistischen Pectoralstandpunktes konnte M. mit den verschiedenartigsten Geistern sympathisiren und Freundschaft pflegen mit Pestalozzi wie mit Cäsar Malan und Anna Schlatter. Als Frau von Krüdener sich im Sommer 1817 bei Schaffhausen aufhielt, wandte er auch ihr die regste Theilnahme zu; zwar erklärte er ihr selbst, daß er sie nicht als Prophetin anerkenne, dagegen fällte er über die Predigten, welche einzelne seiner Collegen wider die von ihr hervorgerufene Bewegung hielten, das gewiß zutreffende Urtheil: „l’homme parle et Dieu se tait.“ Wohl auf Veranlassung der Krüdener erhielt M. 1822 von der russischen Regierung einen Ruf als Professor nach Dorpat, den er jedoch ablehnte. Mit Freuden betheiligte er sich bis in sein hohes Alter an den philanthropischen und den specifisch christlichen Bestrebungen seiner Zeit, namentlich an dem Philhellenismus und der Bibelgesellschaft, auch an dem Tractatwesen, obgleich er auf diesem letzteren Gebiete seinem sonst von ihm hochgeschätzten Collegen und ehemaligen Schüler David Spleiß und dessen Kritiklosigkeit hie und da glaubte entgegentreten zu müssen. Die letzten Jahre seines Lebens waren getrübt durch die Zerwürfnisse zwischen der Geistlichkeit des Cantons Schaffhausen und ihrem Antistes, dem katholisirenden Friedrich Hurter. M., der diesen wegen seiner hohen geistigen Begabung und seiner mannhaften Entschiedenheit sehr hoch stellte, sah in dem Vorgehen der Gegner nur unlauteren Fanatismus und erließ noch von seinem Krankenlager aus zwei öffentliche Sendschreiben an den Convent, worin er warme Fürsprache für den Angefeindeten einlegte und zu friedlicher Beilegung des Mißtrauens mahnte. Er mußte jedoch Hurter’s Demission noch erleben, nicht aber dessen Uebertritt zum Katholicismus. Als Prediger war M. wegen seiner klaren und gemüthvollen Weise sehr beliebt; als Lehrer genoß er die dankbare Verehrung z. B. von Heinrich Gelzer.

Vgl. Erinnerungen an J. C. Maurer (von einem seiner Söhne), Schaffhausen 1843; ferner D. Schenkel, Die confessionellen Zerwürfnisse in Schaffhausen, Basel 1844, und Stockar, David Spleiß, Basel 1858.