ADB:Mayseder, Josef

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Mayseder, Josef“ von Carl Ferdinand Pohl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 149–150, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mayseder,_Josef&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 00:55 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 21 (1885), S. 149–150 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Joseph Mayseder in der Wikipedia
Joseph Mayseder in Wikidata
GND-Nummer 120220644
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|21|149|150|Mayseder, Josef|Carl Ferdinand Pohl|ADB:Mayseder, Josef}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=120220644}}    

Mayseder: Josef M., vorzüglicher Violinspieler und Componist, als Sohn eines akademischen Malers in Wien geboren am 26. Octbr. 1789. Frühzeitig Talent für Musik verrathend wurde er seit seinem 8ten Lebensjahre der Reihe nach von Suche, Orchesterdirector im Theater auf der Wieden, Wranitzky und Schuppanzigh auf der Violine unterrichtet; Clavierspiel und Composition lernte er bei Emanuel Förster. Im Juli 1800 trat M. zum ersten Male im Augartensaale mit einem Violinconcert öffentlich auf und fand so großen Beifall, daß von da an sein Ruf begründet war. Bald darauf spielte er vor der Kaiserin in Laxenburg, in den großen Concerten im kaiserlichen Redoutensaale und in den Quartettaufführungen Schuppanzigh’s. Sein Talent entfaltete sich nun immer blühender und fand allseitige Anerkennung. Im J. 1810 wurde er im Hoftheater als Solospieler angestellt; sechs Jahre später trat er in die kaiserliche Hofmusikcapelle ein und wurde auch Mitglied des Domchores bei St. Stephan. In Folge seiner oftmaligen Mitwirkung bei den Bürgerspitals-Concerten wurde er 1811 durch Verleihung der großen goldenen Salvatormedaille und 1817 mit dem Ehrenbürgerrechte ausgezeichnet. Im Jahre 1835 wurde er zum [150] kaiserlichen Kammervirtuosen, im Jahre 1852 zum Ehrenmitgliede der Gesellschaft der Musikfreunde ernannt und ihm endlich im Jahre 1862 das Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens verliehen. Bis ums Jahr 1840 gab M. jährlich Concerte, allein oder im Vereine anderer Künstler, z. B. mit Hummel und Giuliani die sogenannten Ducatenconcerte (später Moscheles als Ersatz für Hummel). Vorzüglich war er im Quartett und leitete ein solches zuletzt noch bei Fürst Constantin Czartoryski in den Jahren 1843–1856. Beethoven’s Quartette spielte er dem Meister so sehr zu Dank, daß dieser ihn einlud, bei seinem Concert am 2. Decbr. 1808 mitzuwirken. Was Mayseder’s Spiel so anziehend machte, war weniger die seltene Bravour als die Eleganz in der Bogenführung, der schöne einschmeichelnde Ton und seelenvolle Ausdruck, die Weihe und Hingebung beim Vortrag klassischer Werke. Seine Bescheidenheit hielt ihn von Kunstreisen ab; nur ein einziges Mal begleitete er einen Schüler nach Paris und ließ sich auch dort nur bewegen, in zwei Privathäusern vor ausgesuchtem Kennerkreise (Baillot, Viotti, Kreutzer, Cherubini, Habeneck, Lafont, Baudiot etc.) zu spielen. M. hatte zahlreiche Schüler, besonders in den höheren Dilettantenkreisen. Von seinen Compositionen, meistens für seinen eigenen Vortrag geschrieben, sind 63 Werke im Druck erschienen: 3 Violinconcerte, 2 Concertinos, 6 Polonaisen, 4 Rondeaus, 20 Hefte Variationen, 7 Streichquartette, 3 Quintette, 4 Claviertrios, 3 Sonaten, 3 Divertissements, 1 Phantasie für Clavier und Violine, 1 Trio für Violine, Harfe und Horn, 2 Potpourris, 1 Heft Etuden für eine Violine und 3 Duos für 2 Violinen. Aus seinen nachgelassenen Werken sind hervorzuheben ein achtes Quartett H-moll, und zwei Quintette, Es-dur und E-moll. Eine große Messe, Es-dur, erhebend und dabei doch anmuthig, wird noch heute in der Hofcapelle an bestimmten Festtagen jährlich aufgeführt. Seit 1825 mit Caroline Tiller vermählt, genoß M. das Glück, sich ein sorgenfreies heiteres Alter zu gründen. Allgemein verehrt und geliebt als Mensch und Künstler verschied er am 21. Novbr. 1863.