ADB:Meire, Gerard van der

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Meire, Gerard van der“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 241, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Meire,_Gerard_van_der&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 16:51 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Meir ben Baruch
Band 21 (1885), S. 241 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Juni 2015, suchen)
Gerard van der Meire in Wikidata
GND-Nummer 138908001
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|21|241|241|Meire, Gerard van der|Joseph Eduard Wessely|ADB:Meire, Gerard van der}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138908001}}    

Meire: Gerard van der M., ein Maler der van Eyck’schen Richtung, über dessen Lebensverhältnisse nichts bekannt ist. Im 14. und 15. Jahrhundert kommen in Gent viele Künstler dieses Namens vor. Man hat den Gerard zu einem Schüler bald des Jan, bald des Hubert van Eyck gestempelt, doch läßt sich beides nicht begründen. In den Listen der Lucasgilde in Gent erscheint „Meester Gheraert van der Meire“ 1452 als Meister und 1471 als Geschworener. Er scheint also in seiner Vaterstadt eine angesehene Stellung gehabt zu haben. In Folge des Mangels urkundlicher Nachrichten ist es auch schwer, ihm bestimmte Bilder zuzuschreiben und die ihm zugeschriebenen als echt anzuerkennen. Ein Altarwerk der St. Bavonkirche (Kathedrale) in Gent wird für seine Arbeit gehalten; das Mittelbild stellt die Kreuzigung vor, auf den Flügeln deutet Moses, der das Wasser aus dem Felsen schlägt und die eherne Schlange errichtet, als Vorbild auf die Kreuzigung auf dem Calvarienberge hin. Im Berliner Museum werden ihm zwei Bilder zugeschrieben: „Die Heimsuchung“, eine sehr interessante Composition, und „Die Anbetung der Könige“. Die Heimsuchung hat der Künstler – wenn ihm die betreffenden Bilder wirklich angehören – noch oft Gelegenheit gehabt zu malen. So besitzt die Turiner Gallerie ein solches Bild und die Sammlung des Freiherrn Speck v. Sternburg in Lützschena bei Leipzig. Letzteres Bild ist insbesondere sehr beachtenswerth. Ihm kunstverwandt ist die Ausgrabung des heiligen Hubertus, Bischofs von Lüttich, in der Nationalgallerie zu London. van Mander erwähnt eine Lucretia von seiner Hand, ein altes Manuscript der Dalberg’schen Bibliothek (das indessen bei der Versteigerung derselben im J. 1840 sich nicht vorfand) eine Madonna und das Bildniß einer Nonne; alle drei Bilder sind verschollen und ein Urtheil über sie ist darum nicht möglich. Ein Ambrosius der englischen Nationalgallerie, eine Kreuzigung in Brügge und die Tafeln der Antwerpener Sammlung gehören ihm sicher nicht an – wenn nämlich oben verzeichnete Bilder wirklich seine Werke sind. Der Anonymus des Morelli nennt als Miniaturisten des berühmten Codex Grimani in Venedig die drei: „Juan Memelin“ (Memling), „Girardo de Guant“ und „Liviero d’Anversa (Lievin de Witte). Man glaubte in dem zweiten, Gerhardt von Gent, unseren Meister zu erkennen. Crowe und Cavalcaselle glauben aber, daß darunter der berühmte Miniaturist aus Gent, Gerard Horenbant, zu verstehen sei.

v. Mander. Crowe u. Cavalcaselle, Altniederl. Malerei.