ADB:Melchior von Stamham

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Artikel „Melchior von Stamham“ von Wilhelm Vogt, Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 285–286, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Melchior_von_Stamham&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 02:29 Uhr UTC)
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Melchior von Stamham, Abt des Klosters zu St. Ulrich und Afra seit 1459, entstammte einem altadeligen Geschlecht, dessen Stammschloß nicht mehr mit Sicherheit angegeben werden kann. Nachdem er zu Wien theologische und juridische Studien betrieben und das Baccalaureat erhalten hatte, trat er zuerst in das Benedictinerkloster Mölk in Oesterreich und vertauschte dasselbe später mit dem Kloster St. Martin zu Wiblingen (Biblingen) in der Constanzer Diöcese. Am 18. Mai 1459 berief ihn der Bischof Peter von Schaumberg als Abt nach St. Ulrich in Augsburg. Seine Gelehrsamkeit und sein Ernst erwarben ihm die Gunst der Augsburger Bischöfe, des bairischen Herzogs Ludwig, ja des Kaisers, was seinem Kloster vielfach zu gut kam, so in dem Krieg zwischen Baiern und Augsburg 1462. Die Reform seines Ordens nach der strengen Regel war das Ziel, dem er unentwegt volle 15 Jahre zustrebte. Am 30. Januar 1474 starb er. Mit jenem Eifer für strenge Zucht verband er einen nicht geringeren Eifer für die Verbreitung der Wissenschaften und die Pflege der Litteratur. Er vermehrte die Klosterbibliothek durch Kauf und Tausch, wobei er es besonders auf die classischen Autoren absah, machte sein Kloster zu einer Heimstätte von Gelehrten und zu einer Werkstätte von Künstlern, die eine rege litterarische Thätigkeit entfalteten. Bekannt sind unter ihnen der Abschreiber Johannes Khus († 1491), gewöhnlich der „krum Johannes“ genannt und Johannes Frank († 1472), sehr geschickt im Illuminiren der Manuscripte und bekannt als Chronist (Steichele a. a. O. II, 78–122). – Ein zweites nicht geringeres Verdienst erwarb sich der Abt M. durch die Errichtung einer eigenen Klosterdruckerei, in der die Klosterinsassen selbst das Geschäft des Setzens und Druckens besorgten. Die Werke, welche aus dieser Druckerei hervorgingen, sind theils in lateinischer, theils in deutscher Sprache abgefaßt, z. B. „Liber dyalogorum beati Gregorii ad. P. diaconum suum“, gedruckt 1473 (beschrieben von Veith a. a. O. p. XXIV), ferner „Das puech der pein der seelen“ und „Buech oder tractat zu latein genant ars moriendi“, ferner „Tractatus quatuor novissimorum, das sind die vie(!)lesten ding von dem tod“, 1473. Im folgenden Jahr: „Sermones aurei de sanctis fratris Leonardi de Utino“ und „Vincentii de Burgundia speculum historiale“, 3 Bde. Da das Kloster auf keinem einzigen seiner Erzeugnisse sich als Druckort angab, hat man früher angenommen, daß die oben erwähnten Bücher einer der Officinen in der Stadt entstammen; allein durch Veith und Stengel ist dieser Irrthum aufgedeckt worden (bei ersterem in seiner Diatribe p. 26 Originalurkunde vom J. 1472). Wie lange die Druckerei nach dem Tode ihres Gründers fortarbeitete, ist ungewiß. Man muß annehmen, daß der Convent nach dem Tod des Abts M. die Pressen ruhen ließ, weil der Druck des Vincentius zu große Kosten verursacht hatte und daß dieselben später auf den Drucker Silvan Ottmar übergingen. 1516 druckte Letzterer ein Werk, das den Titel führt: „Gloriosorum Christi confessorum Uldarici et Symberti, necnon beatissimae martyris Afrae historiae“.

Steichele, Archiv f. Gesch. d. Bisthums Augsburg, Bd. 3. Veith, Bibliotheca Augusta und desselben Diatribe de orig. et instrumentis artis typog. in urbe Aug. Vindel. in Zapf, Annales typog. August. Braun, [286] Gesch. d. Kirche u. d. Stifts d. h. Ulrich u. Afra. Mezger, Augsb. älteste Druckdenkmale. Meyer, d. Buchdruckerkunst in Augsburg.
Wilhelm Vogt (nach Franck’s Nachlaß).